Andreas Ryser

Andreas Ryser

Die Fragen stellte Hanspeter Künzler, 26.06.2019

Was hat es in deinem Fall gebraucht, dass du dich als Musiker derart schön hast entfalten können?

Zuerst beantworte ich die Frage als Musiker: Ich glaube, wir haben bedingungslos an einem Projekt festgehalten, über viele Jahre hinweg. Irgendwann musste dies ein wenig erfolgreich gewesen sein, und wir hatten das Glück, etwas zu machen, das niemand sonst macht …Wir fanden unsere Nische. Und wir hatten mit Joy wohl einfach die grossartigste Sängerin, die in dieser Zeit in der Schweiz war …Wir haben von den Kultursubventionen profitiert, vor allem für die Auslandtourneen. Aber wir haben aus diesen Subventionen auch was gemacht. Und da wechsle ich nun den Hut: Ich war immer derjenige, der sich fürs Business interessiert hat, und auch daran, etwas Nachhaltiges aufzubauen, und die Kultursubventionen so einzusetzen, dass sie uns langfristig etwas bringen. Also statt tolle Gagen eben Promomandate usw.


Sind die Verhältnisse in der Schweiz einer musikalischen Entfaltung zuträglich oder hinderlich?

Wenn du eine Nische bespielst, dann musst du ins Ausland, aber nicht, um dich musikalisch selbst zu verwirklichen (wir haben auch in der Schweiz grossartige Musik gemacht, aber wir haben uns halt auch an keine Vorbilder oder Bands gehalten, wir haben einfach gemacht, was wir wollten, und das Glück gehabt, dass jemand das toll fand …), sondern um genug Publikum erreichen zu können. Das Problem sind halt immer die sehr hohen Lebenskosten in der Schweiz, wir hatten immer 20–30% Jobs nebendran. Wenn du das meiste Geld im Ausland verdienst, sind die Gagen in der Schweiz halt dann weniger wert …


Ist es für eine musikalische Selbstverwirklichung unabdinglich, ins Ausland zu gehen?

Ich glaube aber, und jetzt spreche ich als Manager und Label und Verlag, dass es schon viele Schweizerinnen und Schweizer gibt, die den Biss nicht haben und sich dann eben ziemlich schnell für den einfacheren Weg entscheiden. Wir haben in der Schweiz eine Arbeitslosenquote von 2% und es ist fast immer möglich, einen Job zu finden. Sich für die Musik zu entscheiden braucht als Musiker oder Musikerin auch Mut und viel Selbstvertrauen und wohl auch ein grossartiges Team, das Inputs und Feedback gibt.

Erfahrung kann dann eben auch den Erfolg bringen, wenn jemand ausserordentlich gut ist. Es gibt genug Beispiele, dass Musikerinnen und Musiker es nicht schaffen, erfolgreich zu sein, weil sie sich selber im Weg stehen und nicht verstehen wollen, wie es läuft, oder eben auch niemanden haben, der sie supportet. Und dies finde ich ein Problem in der Schweiz: Es hat zu wenig gute Leute in der Musikindustrie, die nachhaltig und mit viel Wissen Musikerinnen und Musiker weiterbringen und begleiten.
 

Links

Andreas Ryser ist mit dem Elektronikprojekt Filewile ebenso gut vernetzt wie mit dem Label Mouthwatering.

 

Mouthwatering Records

 

Filewile


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Zur Geschichte der Schweizer Musikzeitung

1998 fusionierten sechs Verbandsorgane zur Schweizer Musikzeitung

Musikzeitschriften gibt es in der Schweiz seit dem 19. Jahrhundert; sie stehen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Chorgesang. Nach einer Periode der Zersplitterung entstand 1998 aus der Fusion von sechs Verbandsorganen die Schweizer Musikzeitung.

2008 feierte die Schweizer Musikzeitung ihr 10-jähriges Bestehen. Dies war der Anlass, einen Blick auf ihre lange Vorgeschichte zu werfen. Siehe Artikel Vom Sängerblatt zur SMZ in: SMZ 1/2008, S. 5 ff.

Im Januar 2013 wurde die Schweizer Musikzeitung neu gestaltet und inhaltlich erweitert. Relaunch

Wir danken der Fondation Suisa, der Schweizerischen Interpretenstiftung, der Stiftung Phonoproduzierende und der Pro Helvetia für die Unterstützung dieses Neuauftritts.

Am 28. November 2014 beschloss die ausserordentliche Delegiertenversammlung des Vereins Schweizer Musikzeitung, die NZZ Fachmedien AG ab 1. Januar 2015 als Verlegerin und Herausgeberin der Schweizer Musikzeitung einzusetzen und den Verein Schweizer Musikzeitung zu liquidieren. Siehe Nachricht.

Ab dem 1. Januar 2020 gehörte die Schweizer Musikzeitung zur CH Regionalmedien AG.
(Nach der Gründung des Joint Ventures CH Media im Jahr 2018 durch die NZZ und die AZ Medien ging die NZZ Fachmedien AG an die CH Regionalmedien AG.)

Per 1. Oktober 2020 wurde die Schweizer Musikzeitung von der Galledia Fachmedien AG übernommen. Siehe Mitteilung der CH Media.