Seit 20 Jahren an der Spitze von JazzOnze+ 
Festivalleiter – eine Karriere im Bluenote-Fieber

Festivalleiter – eine Karriere im Bluenote-Fieber

Jacques Mühlethaler, Zusammenfassung Pia Schwab, 04.09.2013

Seit 20 Jahren leiten Serge und Francine Wintsch das Festival JazzOnze+ in Lausanne. Wie erleben sie ihre ebenso anstrengende wie anregende Aufgabe?

Es gibt keine Ausbildung für angehende Leiterinnen und Leiter eines Festivals. Die meisten lernen es, während sie schon leidenschaftlich an der Arbeit sind, wie Serge und Francine Wintsch. Ihre Verbundenheit mit ihrem Festival ist eine Art Liebesgeschichte. Mit glänzenden Augen erzählen sie vom Programm, das sie für die diesjährige Ausgabe im Herbst zusammengestellt haben, für vier Abende mit rund zehn Konzerten.

Ihre ersten Karriereschritte waren für die jetzige Aufgabe sehr nützlich: Francine ist gelernte Typografin und war für die Werbung einer grossen Firma zuständig. Serge war Chef eines Architekturbüros, und er ist auch Musiker. Um zu spielen, musste er oft selbst organisieren: Auftrittsmöglichkeit suchen, Mitspieler zusammentrommeln, sich um Honorare und Mahlzeiten kümmern. Als sie sich begegneten, wurden sie ganz selbstverständlich zu einem Duo von «Musikereignis-Fabrikanten». Blieb nur, ein Betätigungsfeld zu finden, das sich bald in der Leitung des Festivals Onze+ auftat. Dieses war von einer Gruppe von Lausanner Musiker zur Förderung zeitgenössischer improvisierter Musik gegründet worden.

Tourneegestaltung

Die Programmgestaltung ist die Schlüsselaufgabe eines Festivaldirektors. Als die Wintschs «ihr» Festival übernahmen, war das Programm radikal. «Wir wollten zwar mit aufregenden und aufstrebenden Künstlern weitermachen, wussten aber auch, dass es bekannte Namen braucht.» Die Lösung ist – wie bei so vielen anderen Festivals – eine Mischung aus sicheren Werten und Experimenten.

Dabei begnügen sich Wintschs nicht mit den Guppen, die ohnehin gerade unterwegs sind. Sie denkten sich ein Idealprogramm aus und stellen nötigenfalls eine Tournee für den gewünschten Künstler zusammen, so dass sich der Auftritt an ihrem Festival bestens einfügt. Manchmal organisieren sie auch eine Vorstellung ausser der Reihe, für die sie eigens Subventionen suchen. Dieses Jahr zum Beispiel eine Hommage à George Gruntz.

Buchhaltung und «Arterhaltung»

Ein Festival organisieren heisst auch Geld auftreiben. Mit einem Budget von einer halben Million ist das JazzOnze+ ein «armes» Festival, das dank einer Truppe von Freiwilligen funktioniert. Wintschs erhalten seit kurzer Zeit eine kleine Entschädigung für ihre Arbeit. Aber was treibt sie an, immer wieder diesen ganzen Aufwand auf sich zu nehmen? «Es ist die Freude, die Musik, die wir lieben, hier zu präsentieren, wo wir leben. Und das Vergnügen, wunderbare Menschen zu treffen.»

Schliesslich gehört auch zur Karriere des Festivalleiters, das Weiterleben seiner Veranstaltung zu sichern. Bei JazzOnze+ erlaubt der freie Eintritt im EspaceJazz, dass auch junge Leute ein Ohr reinstrecken – und des öfteren hängen bleiben. Auf dieser Bühnen hören sie junge Gruppen, deren Musik näher bei aktuellen Trends ist als der Jazz.

www.jazzonzeplus.ch


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Zur Geschichte der Schweizer Musikzeitung

1998 fusionierten sechs Verbandsorgane zur Schweizer Musikzeitung

Musikzeitschriften gibt es in der Schweiz seit dem 19. Jahrhundert; sie stehen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Chorgesang. Nach einer Periode der Zersplitterung entstand 1998 aus der Fusion von sechs Verbandsorganen die Schweizer Musikzeitung.

2008 feierte die Schweizer Musikzeitung ihr 10-jähriges Bestehen. Dies war der Anlass, einen Blick auf ihre lange Vorgeschichte zu werfen. Siehe Artikel Vom Sängerblatt zur SMZ in: SMZ 1/2008, S. 5 ff.

Im Januar 2013 wurde die Schweizer Musikzeitung neu gestaltet und inhaltlich erweitert. Relaunch

Wir danken der Fondation Suisa, der Schweizerischen Interpretenstiftung, der Stiftung Phonoproduzierende und der Pro Helvetia für die Unterstützung dieses Neuauftritts.

Am 28. November 2014 beschloss die ausserordentliche Delegiertenversammlung des Vereins Schweizer Musikzeitung, die NZZ Fachmedien AG ab 1. Januar 2015 als Verlegerin und Herausgeberin der Schweizer Musikzeitung einzusetzen und den Verein Schweizer Musikzeitung zu liquidieren. Siehe Nachricht.

Ab dem 1. Januar 2020 gehörte die Schweizer Musikzeitung zur CH Regionalmedien AG.
(Nach der Gründung des Joint Ventures CH Media im Jahr 2018 durch die NZZ und die AZ Medien ging die NZZ Fachmedien AG an die CH Regionalmedien AG.)

Per 1. Oktober 2020 wurde die Schweizer Musikzeitung von der Galledia Fachmedien AG übernommen. Siehe Mitteilung der CH Media.