Übersetzung des Editorials aus der Printausgabe 11/2014 

Wo ist der Westen?

Jean-Damien Humair, Übersetzung Pia Schwab, 06.11.2014

Amerika hat Generationen von Europäern zum Träumen gebracht. Schweizer ganz besonders. Auch wenn wir uns das heute kaum vorstellen können: Bis ins 19. Jahrhundert starben in unserem Land Menschen vor Hunger. Auswandern war überlebensnotwendig. So entstand 1819 in Brasilien die Stadt Nova Friburgo, gegründet von 265 Familien aus der Schweiz, in einer Region, deren Klima demjenigen ähnelte, das sie verlassen hatten. In den Vereinigten Staaten gibt es nicht weniger als 16 Städte oder Dörfer namens «Luzern» und selbstverständlich finden sich auch einige «Geneva».

Mit der Wende zum 20. Jahrhundert verlor das «Eldorado» an Glanz; die USA, der «American Dream», wurden zum Inbegriff des faszinierenden Westens. Das galt auch für Musiker, Dvořák etwa, der von 1892 bis 1896 Direktor des Konservatoriums in New York war und dort seine Sinfonie aus der Neuen Welt schrieb, ein so emblematisches Stück, dass es Neil Armstrong später auf dem Mond hinterlegte. Im Musical West Side Story träumten puertoricanische Einwanderer den amerikanischen Traum, und in der Popmusik besangen etwa Joe Dassin L’Amérique, die Mamas & Papas versanken in California Dreamin’ und Patrick Juvet schwärmte: I love America.

Das alles scheint heute weit weg; Amerika bringt uns nicht mehr zum Träumen. Die Globalisierung und das Internet haben den technologischen und sozialen Vorsprung jenseits des Atlantiks dahinschmelzen lassen. Angesichts der heutigen wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten blickt kaum jemand mehr neidisch nach Westen.

Das Thema dieser Nummer wird dadurch noch vielschichtiger. Es sind die unzähligen Wechselwirkungen mit dem Westen, die uns beschäftigen: sei es im Jazz, sei es in den Eindrücken eines jungen Deutschschweizer Komponisten, der das Pariser Musikleben bestaunt, sei es im Hin und Her der brasilianischen Musik im Laufe der Jahrhunderte. Vier amerikanische Komponisten, die hierzulande noch zu entdecken sind, runden den Focus ab.

Brechen wir also auf zur (Wieder-)Entdeckung des Westens!


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Zur Geschichte der Schweizer Musikzeitung

1998 fusionierten sechs Verbandsorgane zur Schweizer Musikzeitung

Musikzeitschriften gibt es in der Schweiz seit dem 19. Jahrhundert; sie stehen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Chorgesang. Nach einer Periode der Zersplitterung entstand 1998 aus der Fusion von sechs Verbandsorganen die Schweizer Musikzeitung.

2008 feierte die Schweizer Musikzeitung ihr 10-jähriges Bestehen. Dies war der Anlass, einen Blick auf ihre lange Vorgeschichte zu werfen. Siehe Artikel Vom Sängerblatt zur SMZ in: SMZ 1/2008, S. 5 ff.

Im Januar 2013 wurde die Schweizer Musikzeitung neu gestaltet und inhaltlich erweitert. Relaunch

Wir danken der Fondation Suisa, der Schweizerischen Interpretenstiftung, der Stiftung Phonoproduzierende und der Pro Helvetia für die Unterstützung dieses Neuauftritts.

Am 28. November 2014 beschloss die ausserordentliche Delegiertenversammlung des Vereins Schweizer Musikzeitung, die NZZ Fachmedien AG ab 1. Januar 2015 als Verlegerin und Herausgeberin der Schweizer Musikzeitung einzusetzen und den Verein Schweizer Musikzeitung zu liquidieren. Siehe Nachricht.

Ab dem 1. Januar 2020 gehörte die Schweizer Musikzeitung zur CH Regionalmedien AG.
(Nach der Gründung des Joint Ventures CH Media im Jahr 2018 durch die NZZ und die AZ Medien ging die NZZ Fachmedien AG an die CH Regionalmedien AG.)

Per 1. Oktober 2020 wurde die Schweizer Musikzeitung von der Galledia Fachmedien AG übernommen. Siehe Mitteilung der CH Media.