Auflösung des Rätsels in der Ausgabe 7_8/2018  
Abnabeln und sich neu erfinden

Abnabeln und sich neu erfinden

Chris Walton, 06.09.2018

Mátyás Seiber (1905-1960) war der gesuchte Komponist in der Ausgabe Juli/August 2018. Hier finden Sie die Aufschlüsselung all der Hinweise im Rätsel, die diesen wenig bekannten Musiker auch ein bisschen näher vorstellen.

Unser Komponist wurde unter einem alten Kaiser geboren [in Budapest] und starb unter einer jungen Königin [in Südafrika, damals noch unter der Königin]. Er studierte bei Zoltán Kodály, ging dann aber auf hohe See, um reichen Passagieren musikalische Unterhaltung zu bieten [in einem Streichquartett]. Zurück in Europa wurde er einer der allerersten Jazz-Dozenten an einer deutschen Musikhochschule [am hochschen Konservatorium in Frankfurt]. Als Hitler an die Macht kam, musste er fliehen und fand in London eine neue Heimat. Er jobbte überall, wurde zum Berater von Adorno, gab Harmonikastunden und schrieb Musik für einen preisgekrönten Film über die entlegenste Stadt Australiens [A town like Alice].

Unser Komponist hatte ein besonderes literarisches Gespür. Er vertonte Ausschnitte aus irischen Romanen [von James Joyce] und komponierte Opern in seiner Muttersprache (sein Librettist, ebenfalls Exilant, wurde später mit einem satirischen Buch über die Schweiz bekannt [George Mikes: Switzerland for beginners]). Eines seiner populärsten Werke war eine Vertonung des angeblich «schlechtesten schottischen Dichters aller Zeiten» [William McGonagall], uraufgeführt in der rappelvollen Royal Festival Hall [The famous Tay Whale, am Hoffnung Music Festival]. Er wurde in dieser Zeit auch zum ersten (und wohl einzigen) Zwölftonkomponisten, der mit einem (tonalen) Hit in die «Top twenty» [1956 in Grossbritannien] gelangte [By the fountains of Rome] und sogar den grossen Popsong-Preis bekam [Ivor Novello Award für «Best Song Musically and Lyrically»], den viel später auch Amy Winehouse [2008] bzw. Ed Sheeran [2012] gewannen.

Im Exil wurde unser Komponist nie Dozent an einer Hochschule, gilt aber dennoch als einer der wichtigsten Kompositionslehrer seiner Zeit [u. a. von Hugh Wood in Cambridge]. Er spielte bei der IGNM eine grosse Rolle [Vizepräsident 1960] und nahm auch an den grossen Nachkriegs-Festivals der Neuen Musik teil, u. a. in Donaueschingen. Er starb mit 55 Jahren, von Löwen und Giraffen umgeben [bei einem Autounfall im Krüger-Park in Südafrika]. Zwei seiner berühmten Landesgenossen [Kodály & Ligeti] komponierten Werke zu seinem Gedenken; eines davon wurde später als Science-Fiction-Filmmusik weltberühmt [Atmosphères, in 2001: A Space Odyssey].


Weitere biografische Angaben:
Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit
 


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2008 feierte die Schweizer Musikzeitung ihr 10-jähriges Bestehen. Dies war der Anlass, einen Blick auf ihre lange Vorgeschichte zu werfen. Siehe Artikel Vom Sängerblatt zur SMZ in: SMZ 1/2008, S. 5 ff.

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Am 28. November 2014 beschloss die ausserordentliche Delegiertenversammlung des Vereins Schweizer Musikzeitung, die NZZ Fachmedien AG ab 1. Januar 2015 als Verlegerin und Herausgeberin der Schweizer Musikzeitung einzusetzen und den Verein Schweizer Musikzeitung zu liquidieren. Siehe Nachricht.

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(Nach der Gründung des Joint Ventures CH Media im Jahr 2018 durch die NZZ und die AZ Medien ging die NZZ Fachmedien AG an die CH Regionalmedien AG.)

Per 1. Oktober 2020 wurde die Schweizer Musikzeitung von der Galledia Fachmedien AG übernommen. Siehe Mitteilung der CH Media.