
Madetoja, Langgaard, Leifs et les autres
Une liste de compositeurs nordiques connus ou qui méritent d’être découverts.
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Neben Grieg und Sibelius gibt es noch eine ganze Reihe von skandinavischen Komponisten. – Deutsche Zusammenfassung des Artikels in der SMZ 2/2014.
Liste de compositeurs nordiques à découvrir
Pour repère : les compositeurs nordiques les plus connus
Berwald, Franz (1796-1868) SE
Bruhns, Nicolaus (1665-1697) DK
Buxtehude, Dieterich (1637?-1707) DK
Gade, Niels Wilhelm (1817-1890) DK
Grieg, Edvard (1843-1907) NO
Kraus, Joseph Martin (1756-1792) SE
Kuhlau, Friedrich (1786-1832) DK
Nielsen, Carl (1865-1931) DK
Rautavaara, Einojuhani (*1928) FI
Saariaho, Kaija (*1952) FI
Sibelius, Jean (1865-1957) FI
Svendsen, Johan (1840-1911) NO
Choix de compositeurs nordiques qui méritent d’être découverts
Agrell, Johan (1701-1765) SE
Aho, Kalevi (*1949) FI
Alfvén, Hugo (1872-1960) SE
Andrée, Elfrida (1841-1929) SE
Atterberg, Kurt (1887-1974) SE
Aulin, Tor (1866-1914) SE
Bendix, Victor Emanuel (1851-1926) DK
Berg, Natanael (1879-1957) SE
Blomdahl, Karl-Birger (1916-1968) SE
Borgstrøm, Hjalmar (1864–1925) NO
Børresen, Hakon (1876-1954) DK
Bull, Ole (1810-1880) NO
Crusell, Bernhard Henrik (1775-1838) FI
Edlund, Lars (1922-2013) SE
Enna, August (1859-1939) DK
Frøhlich, Johannes Frederik (1806-1860) DK
Halvorsen, Johan (1864-1935) NO
Hamerik, Asger (1843-1923) DK
Hartmann, Emil (1836-1898) DK
Hartmann, Johan Peter Emilius (1805-1900) DK
Henriques, Fini (1867-1940) DK
Hillborg, Anders (*1954) SE
Holmboe, Vagn (1909-1996) DK
Horneman, Christian Frederik Emil (1840-1906) DK
Järnefelt, Armas (1869-1958) FI
Jennefelt, Thomas (*1954) SE
Kjerulf, Halfdan (1815-1868) NO
Klami, Uuno (1900-1961) FI
Kokkonen, Joonas (1921-1996) FI
Kunzen, Friedrich Ludwig Æmilius (1761-1817) DK mais d’origine D
Langgaard, Rued (1893-1952) DK
Larsson, Lars-Erik (1908-1986) SE
Leifs, Jón (1899-1968) IS
Lidholm, Ingvar (*1921) SE
Lindblad, Adolf Fredrik (1801-1878) SE
Lumbye, Hans Christian (1810-1874) DK
Madetoja, Leevi (1887-1947) FI
Melartin, Erkki (1875-1937) FI
Merikanto, Aarre (1893-1958) FI
Merikanto, Oskar (1868-1924) FI
Neruda Franz Xaver (1843-1915) DK
Nielsen, Ludolf (1876-1939) DK
Nordraak, Rikard (1842-1866) NO
Nordgren, Pehr Henrik (1944-2008) FI
Nørgård, Per (*1932) DK
Nørholm, Ib (*1931) DK
Norman, Ludvig (1831-1885) SE
Nystroem, Gösta (1890-1966) SE
Peterson-Berger, Wilhelm (1867-1942) SE
Pettersson, Allan (1911-1980) SE
Rangström, Ture (1884-1947) SE
Roman, Johan Helmich (1694-1758) SE
Rosenberg, Hilding (1892-1985) SE
Ruders, Poul (*1949) DK
Saeverud, Harald (1897-1992) NO
Schantz, Filip von (1835-1865) FI
Schierbeck, Poul (1888-1949) DK
Simonsen, Rudolph (1889-1947) DK
Sinding, Christian (1856-1941) NO
Stenhammar, Wilhelm (1871-1927) SE
Tveitt, Geirr (1908-1981) NO
Valen, Fartein (1887-1952) NO
Wesström, Anders (1720-1781) SE
Weyse, Christoph Ernst Friedrich (1774-1842) DK
Wiklund, Adolf (1879-1950) SE
Wirén Dag (1905-1986) SE
Zusammenfassung
Der erste wichtige Komponist, der als spezifisch skandinavisch gilt, ist der Schwede Johan Helmich Roman (1694–1758). Er gehörte ab 1711 der königlichen Hofkapelle in Stockholm an, reiste dann für Studien nach England, wo er Händel kennenlernte und stark von ihm beeinflusst wurde. Zurück in Stockholm wurde er Hofkapellmeister und veranstaltete 1731 die ersten öffentlichen Konzerte.
Die klassische Periode dominiert der deutschstämmige, in Schweden wirkende Joseph Martin Kraus (1756–1792). Daneben verdienen aber auch andere Musiker Aufmerksamkeit, etwa der Geigenvirtuose Anders Wesström (1720–1781), dessen Werke stark vom italienischen Stil geprägt sind, oder der Klarinettist Bernhard Henrik Crusell (1775–1838), der berührende Konzerte für sein Instrument schrieb. In Stockholm wirkte zu jener Zeit der Neuenburger Komponist Édouard Du Puy (1770–1822), der Hofkapellmeister wurde und Lehrer von Franz Berwald (1796–1868), dem wichtigsten nordischen Komponisten der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
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- Stich: Royal Danish Library
- Hans Christian Lumbye
Zu den romantischen Komponisten gehören Adolf Fredrik Lindblad (1801–1878), Autor von mehr als 200 Liedern, ein Drittel davon auf eigene Gedichte, und Johann Peter Emilius Hartmann (1805–1900), ein Schüler von Christoph Weyse (1774–1842) und der Schwiegervater Gades. Seine Oper Liden Kirsten (Klein Kirsten) auf ein Libretto von Hans Christian Andersen, ist in Dänemark bis heute populär. In der Unterhaltungsmusik ist vor allem Hans Christian Lumbye (1810–1874) zu nennen, der «dänische Strauss», der für den 1843 gegründeten Kopenhagener Vergnügungspark Tivoli komponierte und dort im Sommer auch allabendlich dirigierte. Sein besonders gelungener Kopenhagener Eisenbahngalopp (1847) beschreibt 75 Jahre vor Pacific 231 die Beschleunigung, der Rausch der (relativen) Geschwindigkeit und das allmähliche Anhalten eines der ersten Züge.
Nationale Schulen
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vermischen sich zwei Strömungen: die klassizistische, repräsentiert vor allem von Niels Wilhelm Gade (1817–1890), und die von der einheimischen Volksmusik inspirierte Strömung. Letztere versucht, einen Nationalstil aufzubauen, wie ihn beispielsweise Grieg vertritt. Gemeinsame Merkmale der Musik in allen nordischen Ländern sind düstere und oft nostalgische Stimmungen. Die Struktur, hervorgegangen aus der Leipziger Schule, bleibt klassisch (vor allem in Dänemark und Schweden), die Orchestrierung meist klar, manchmal sehr kräftig, und die Klangfarben nähern sich (vor allem in Finnland) langsam dem Impressionismus an.
Zahlreiche Persönlichkeiten stehen für die national geprägte Romantik und Nachromantik, als bekannteste natürlich Sibelius und Carl Nielsen (1865 1931). Die überragende Präsenz dieser beiden ermutigt- ihre Zeitgenossen, erstickt aber auch andere Tendenzen. Nur einzelne widersetzen sich den herrschenden ästhetischen Vorgaben: Christian Sinding (1856–1941) oder Wilhelm Peterson-Berger (1867–1942) bespielsweise. Im Gegensatz dazu entfernt sich Wilhelm Stenhammar (1871–1927) durch den Einfluss Sibelius’ von seinen deutschen Vorbildern. Er versucht in der Folge, klarer zu schreiben, mit nordischerem Kolorit und modalen Tonsystemen, etwa in seiner besonders gelungenen zweiten Sinfonie.
Finnland
Joonas Kokkonen (1921–1996), sehr beeinflusst von der motivischen Entwicklung Sibelius’ verbindet serielles Komponieren, freie Atonalität, Tonalität und Modalität mit nachromantischem Gefühl. Uuno Klami (1900–1961) kann sich nur schwer von Sibelius lösen, indem er sich an Ravel und dem frühen Strawinsky orientiert. Klamis Lehrer Erkki Melartin (1875–1937) ist vor allem durch seinen Zyklus von sechs Sinfonien bekannt geworden, die Anklänge an Wagner, Bruckner und Mahler aufweisen. Der wichtigste Komponist nach Sibelius (und sein Schüler) ist aber Leevi Madetoja (1887–1947), bekannt durch die finnische Nationaloper Pohjolaisia (Die Ostbottnier 1923). Er stammte aus einer armen Familie und musste schon früh seinen Lebensunterhalt verdienen, parallel zu seinen Studien in Paris. Die französische Musik beeinflusste seine Werke dauerhaft, während die meisten anderen skandinavischen Komponisten sich eher der deutschen Tradition verbunden fühlten. Seine zweite Sinfonie (1917–18), entstanden während dem finnischen Unabhängigkeitskrieg, ist ein schönes Beispiel für seine melodischen und expressiven Qualitäten, für seine Fähigkeit, eine nostalgische und introvertierte Atmosphäre zu schaffen.
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- Foto: wikimedia commons
- Ture Rangström
Schweden
Unter den schwedischen Komponisten muss Ture Rangström (1884–1947) genannt werden, der mit seinen Eltern brechen musste, um Musiker werden zu können. Er war ein hervorragender Melodiker und schrieb sehr gut für die Stimme, aber auch wirkungsvolle Sinfonien, etwa seine ausserordentlich gelungene erste, die Strindberg gewidmet ist. Ebenfalls wichtig ist Hugo Alfvén (1872–1960) mit seinen fünf Sinfonien und drei Schwedischen Rhapsodien. Dag Wirén (1905–1986) fühlte sich von Strawinsky, Prokofiew und der Groupe des Six angezogen, bevor er sich ab den Vierzigerjahren in der Nähe von Nielsen sah. Seine Werke, unter anderem Filmmusik für Bergman und Sjöberg, strahlen grosse Klarheit und Lebendigkeit aus. Dank seiner intensiven thematischen Arbeit kann er auf einem einfachen Motiv einen ganzen, wohlstrukturierten Satz aufbauen. Selbst beschrieb er seine Arbeit ironisch: «Wer so wenig Ideen hat wie ich, muss soviel wie möglich daraus machen.» Sein berühmtestes Werk, die neoklassizistische Streicherserenade op. 11 verstellt ein bisschen den Blick auf seine Sinfonien, die musikalisch gewagter sind.
Das traurige Leben von Allan Pettersson (1911–1980) spiegelt sich in seinem Werk, das als schwierig gilt. Es umfasst zur Hauptsache einige Konzerte und eine Reihe von 17 Sinfonien. Diese sind für Musiker und Publikum emotional anspruchsvoll: Anspannung, Verzweiflung, manchmal heftige Ausbrüche bestimmen die Musiksprache. Dabei bestehen sie oft aus nur einem Satz, der über eine Stunde dauern kann. Mit ihren langen Melodielinien, die ein polyfones Geflecht bilden, ist seine Musik dennoch sehr anrührend und beeindruckend.
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- Det Kongelige Bibliotek
- Rued Langgaard
Dänemark
Neben Nielsen ist wohl Rued Langgaard (1893–1952) der interessanteste dänische Postromantiker. Seine wagnerisch-straussische, aber doch eigenständige Schreibweise wird schon in der ersten Sinfonie deutlich. In der dritten Sinfonie dagegen dominiert der Eklektizismus, so dass sie wie ein Pasticcio aus schumannschen Konzerten wirkt. Andere Kompositionen dieses Meisters der Orchestrierung klingen düster und fantastisch. Leider wurde er erst nach seinem Tod etwas bekannter. Sein postromantischer Stil hinderte ihn nicht, auch erstaunlich moderne Werke zu schreiben. In seiner Sphärenmusik (1919) entdeckte György Ligeti 50 Jahre später Techniken vorgezeichnet, die er selbst verwendete: Einige Passagen nähern sich dem Minimalismus, und stellenweise ist das direkte Anspielen der Klaviersaiten vorgesehen. Jegliche thematische, formale und fortschreitende Arbeit ist aufgegeben, um sich ganz der räumlichen Klangwirkung zu widmen (ein zweites Orchester spielt aus der Entfernung).
Vagn Holmboe (1909–1996), ein weiterer talentierter Sinfoniker, beschäftigte sich intensiv mit der Volksmusik des Balkans und ihrem zeitlosen Charakter. So erinnern seine Kompositionen eher an Bartók oder den frühen Stawinsky, als an seine nordischen Kollegen. Er war der Lehrer zweier wichtiger dänischer Gegenwartskomponisten: Ib Nørholm (*1931) und Per Nørgård (*1932). Der letztere hat sich um die Synthese verschiedener modaler, serieller oder mikrotonaler Systeme und des amerikanischen Minimalismus bemüht. Synthese scheint ganz allgemein den nordischen zeitgenössischen Komponisten näher zu liegen als ihren zentraleuropäischen Kollegen; etwa bei Fartein Valen (1887–1952) oder Einojuhani Rautavaara (*1928). Sie sind weniger theoretisch und stärker geerdet.
Island
In Island sticht ein einziger Name hervor: Jón Leifs (1899–1968), dessen faszinierende Musik grössere Bekanntheit verdiente. Da es zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Island kein nennenswertes Musikleben gab, erlebte Leifs einen Schock, als er in seiner Studienzeit in Leipzig erstmals ein Orchester hörte. Seine Musik ist wie gehämmert, massiv und streng, und erinnert an die Kargheit der Landschaft. Leifs benutzt keine gängigen Formen und vermeidet jede Wiederholung; er bevorzugt stattdessen parallele Quinten und unregelmässige Rhythmen aus der isländischen Folklore. Seine Werke bauen eher auf Spannungen auf als Themen und deren Entwicklung. Das Intermezzo für Streicher Consolation dagegen, das er auf dem Totenbett schrieb, zeigt sich ruhig und klar.
Komponistenförderung
Auch heute sind die Komponisten aus nordischen Ländern sehr aktiv. Sie werden (je nach Land mehr oder weniger) vom Staat mit Pensionen unterstützt, so dass sie sich ohne finanzielle Sorgen ihren Werken widmen können. Diese Förderung hat sie nicht von ihren Hörern entfernt, ganz im Gegenteil. Wie ihre baltischen Kollegen haben viele zur Entwicklung des Chorrepertoires beigetragen, befeuert von der herausragenden Qualität der nordischen Chöre, etwa Lars Edlund (1922–2013) und Thomas Jennefelt (*1954) neben vielen anderen.