
Das Zertifikat CH II – Die Weiterbildung in Chorleitung
Das Zertifikat CH II ist eine berufsbegleitende Weiterbildung für Chorleiterinnen und Chorleiter im Amateurbereich. Seit 2018 hat die Schweizerische Chorvereinigung die administrative Verantwortung für CH II übernommen.
Isabelle Schmied — Die Weiterbildung CH II vermittelt erfahrenen Chorleiterinnen und Chorleitern weiterführende praktische und theoretische Kenntnisse, die zur Aufführung anspruchsvoller Chormusik befähigen.
Während der vier Jahre dauernden Weiterbildung besuchen die Studierenden acht Module à 15 Stunden, die jeweils an einem Wochenende veranstaltet werden. Zur Weiterbildung CH II sind Musikerinnen und Musiker mit abgeschlossenem Diplom der Chorleitungs-Basisausbildung CH I oder mit einem äquivalenten Diplom zugelassen.
Wer die erforderlichen Diplome nicht vorweisen kann, hat die Möglichkeit, eine Aufnahmeprüfung zu absolvieren. Die Module finden an einem der Standorte Bern, Zug, Luzern, Fribourg oder Lausanne statt.
Inhaltliche Schwerpunkte der Kurse sind Chormusik mit Beglei- tung durch Instrumente und anspruchsvolle Chormusik a capella. Pascal Mayer, künstlerischer Lei- ter von CH II, gibt im Interview Auskunft.
Pascal Mayer, an wen ist die Weiterbildung CH II gerichtet?
Sie richtet sich an Chorleitende, die bereits Erfahrung in Chorleitung haben und ihre Kenntnisse durch die Teilnahme an Weiterbildungsmodulen vertiefen möchten. Bei uns studieren Amateure und professionelle Musikerinnen und Musiker zusammen. Nach Abschluss der Ausbildung erhält man ein Amateurdiplom, das in der Chorszene anerkannt ist. Unter den Studierenden weisen einige eine musikalische Ausbildung vor, können aber aus Alters- oder Zeitgründen nicht an die Musikhochschule zurückkehren.
Welche Fähigkeiten werden bei Beginn vorausgesetzt?
Nebst den formalen Voraussetzungen muss man die Grundschläge beherrschen, in der Lage sein, alle Stimmen eines Werkes zu singen, gute Kenntnisse in Theorie und Harmonielehre (erworben in CH I) sowie grundlegende Klavierkenntnisse haben.
Verfügen alle Studierenden über das gleiche Niveau?
Nein. Einige haben ein breites musikalisches Wissen, aber schlagtechnisch noch Lücken. Andere möchten bereits Chorwerke mit Orchester dirigieren und können schon mit einem Instrumentalensemble arbeiten. Die Module bieten die Gelegenheit, sich mit anspruchsvolleren Werken, als es mit dem eigenen Ensemble möglich ist, zu beschäftigen. Es sind auch alle Altersgruppen vertreten: Junge Enthusiasten, professionelle Musikerinnen und Rentner. Während des Unterrichts stellen sich alle Teilnehmenden in den Dienst der Person, die führt. Das gibt eine grossartige Stimmung!
Die Auswahl der Kurse ist gross. Wie wählen die Studierenden?
Es gibt einige Vorgaben, aber auch Wahlmöglichkeiten. Man muss eine/n Hauptdozierende/n wählen, bei der/dem man vier Module belegt sowie mindestens die Kurse eines/einer anderen CH II-Dozierenden. Einige Module sind obligatorisch, z.B. ein anspruchsvolles a capella-Modul und eines zu begleitenden Rezitativen. Die Studierenden können Kurse in Bern, Luzern oder Zug, Lausanne oder Freiburg besuchen. Man trifft auf unterschiedliche Dozierende, die jeweils andere berufliche Hintergründe mitbringen und in vielfältigen Bereichen arbeiten. Alle Studierenden, berichten von der hervorragenden Arbeitsatmosphäre und der Qualität der Module.
Können Sie konkrete Beispiele nennen?
In einem Modul in Luzern durften beispielsweise alle Teilnehmenden während eines Gottesdienstes in der Jesuitenkirche einen Ausschnitt aus Mozarts Messe KV 275 mit einem zu diesem Anlass gebildeten Chor dirigieren. Orchester war das Collegium Musicum unter der Mitwirkung von Studierenden der Musikhochschule Luzern. Die meisten Module schliessen mit einem Konzert ab, aber es werden auch einige Kurse angeboten, die nicht direkt zu einem Konzert führen. Zum Beispiel gab es ein Gehörbildungsmodul oder ein Modul von Dominique Tille zu Bewegung, Tanz und Alexander-Technik.
Welche Prüfung schliesst die Weiterbildung ab?
Man muss ein Konzert von 45 bis 60 Minuten Dauer mit dem eigenen Chor aufführen, die Hälfte des Programms a cappella und die andere Hälfte von einer Instrumentalgruppe und/oder einem Tasteninstrument begleitet. Es versteht sich von selbst, dass dieses Diplom ein Amateurdiplom ist. Aber bei den ersten Prüfungen gab es grossartige Niveaus und Chöre, die sich sehr gut vorbereitet hatten.
Was für Pläne gibt es in Zukunft für das Zertifikat CH II?
Wir hoffen, dass sich die Weiterbildung CH II in der Schweiz wie die Ausbildung CH I etabliert. Derzeit suchen wir weitere Dozierende und erhoffen uns dadurch auch Unterstützung von den Strukturen und Institutionen, mit denen sie zusammenarbeiten (Musikschulen, Pfarreien, verschiedene Chöre usw.). Wichtig ist, dass wir das Wesentliche beibehalten: die Freude am Singen und an der Musik und das Teilen musikalischer Emotionen auf allen Ebenen.
Das Interview ist eine Übersetzung des ursprünglich von Thierry Dagon, Geschäftsleitungsmitglied der Schweizerischen Chorvereinigung, auf Französisch geführten Gesprächs.
Weitere Informationen zur Weiterbildung CH II und zu den einzelnen Modulen finden Sie auf der Internetseite der Schweizerischen Chorvereinigung: