No-Billag und  die Folgen für den Chorgesang

No-Billag und die Folgen für den Chorgesang

06.02.2018

Wird die No-Billag-Initiative angenommen, verliert die Chorwelt mit der SRG eine wichtige Bühne und eine engagierte Unterstützerin.

Isabelle Schmied — Vielleicht ist es nicht allen auf den ersten Blick klar, was Chorgesang und No-Billag miteinander zu tun haben. Bei einem Ja am 4. März fielen die SRG 75% ihrer Einnahmen weg. Damit würde die Chormusik ihre wichtigste Plattform in den Medien verlieren. Denn die SRG spielt eine zentrale Rolle in der Verbreitung und Unterstützung des Chorgesangs. Ihr Fortbestehen ist für das Chorwesen von grosser Bedeutung.

Vielsprachiges Chorwesen

Die SRG ist verpflichtet, über Chormusik zu berichten und dabei deren Vielfalt zu zeigen. Laut Artikel 7 ihrer Konzession muss sie zur «Förderung der schweizerischen Kultur unter besonderer Berücksichtigung [...] des Schweizer Musikschaffens» beitragen. Ebenso hat sie den Auftrag «gleichwertige Angebote in deutscher, französischer und italienischer Sprache» zu schaffen sowie «das Rätoromanische auf angemessene Weise» zu berücksichtigen.

Diesen Auftrag versucht die SRG in vielfacher Hinsicht zu erfüllen. So läuft auf der Musikwelle einmal wöchentlich eine Stunde Chormusik. Regelmässig werden Chöre auf diesem Sender porträtiert. Beispielsweise wurde der gemischte Chor Thun letztes Jahr anlässlich seines «Thuner Hirtenspiels» eingeladen, über das Projekt zu erzählen. Ein grosser Onlineartikel mit Radiointerview erschien.

Für Chormusik im professionellen Bereich ist das Radio SRF 2 Kultur die Adresse. Schweizer Vokalensembles sind regelmässig in den Sendungen «CH-Musik», «Fiori musicali» oder «Sakral-vokal» zu hören. Auf den Sendern Radio Télévision Suisse (RTS), Radiotelevisione svizzera (RSI), Radiotelevisiun Svizra Rumantsch (RTR) berücksichtigt die SRG die Chormusik in den verschiedenen Regionen der Schweiz. RTR strahlt zum Beispiel jeden Dienstag die Radiosendung «Noss chors» aus, die dem Chorschaffen in der romanischen Schweiz gewidmet ist. Der «Kiosque à musique» auf RTS lässt jeden Samstag ein bis zwei Chöre auftreten und auf TSI führte die Reihe «Bande e cuori» letztes Jahr durch die Musik der italienischen Schweiz. Auch unter den 35 konzessionierten Privatsendern, denen No-Billag den Geldhahn zudrehen will, gibt es solche, die Chormusik senden, wie zum Beispiel Radio Beo mit der «Stubete». Diese umfassende Berichterstattung ist für die öffentliche Wahrnehmung und damit letztlich für das Überleben der Chorkultur entscheidend.

Kein Gesangsfest ohne SRG

Bei Konzerten, Gesangsfesten und Chorwettbewerben sind die SRG-Sendeteams vor Ort dabei. Das Schweizer Kinder- und Jugendchorfestival und das Europäische Jugendchor Festival Basel beispielsweise werden seit Jahren begleitet und diverse Formate werden übertragen. Anlässlich des Schweizer Gesangsfests 2015 wurde der «Marsch nach Meiringen» mit einem Online-Reisetagebuch inklusive Bildergalerie und Telefoninterviews verfolgt. Livekonzerte von professionellen Chören wie den Basler Madrigalisten, der Zürcher Singakademie oder dem Vokalensemble Origen werden «Im Konzertsaal», «Musikabend» und in «Neue Musik im Konzert» auf SRF 2 Kultur regelmässig ausgestrahlt. Auf der Volksmusikplattform volksmusik.mx3.ch erhalten Chöre die Möglichkeit, ihre Konzerte publik zu machen. Die Radios weisen zudem in ihrem Veranstaltungskalender auf kommende Konzerte hin.

«Kampf der Chöre» und andere SRG-Produktionen

Die SRG produziert auch eigene Sendungen zu Chormusik. Die Interre-gionale Arbeitsgruppe Folklore IAF stellt dieses Jahr wieder an vier Konzerten eine breite Palette der Schweizer Volksmusik vor. Im vergangenen Dezember wurde in Lausanne das beliebte volkstümliche SRG-Weihnachtskonzert aufgezeichnet, die Mitwirkenden in der Kirche Temple du Chailly kamen aus allen vier Landesteilen der Schweiz. Und wer kennt den «Kampf der Chöre» nicht?

Weniger bekannt ist, dass die SRG das Schweizer Chorwesen nicht nur durch mediale Präsenz, sondern auch durch Koproduktionen von Tonträgern fördert. SRF 2 Kultur produzierte bereits diverse CDs in Zusammenarbeit mit professionellen Formationen wie den Ensembles Thélème, Corund, Cantissimo oder dem Chor der Bach-Stiftung St. Gallen. Die zumeist hochstehenden Produktionen werden in den Sendungen des SRF jeweils vorgestellt. Auch der Schweizer Jugendchor konnte bei seiner letzten CD-Produktion ein professionelles Tonstudio für die Aufnahmen nutzen.

Chormusik nur für Szenekenner?

Die Breite, in der die SRG über Chormusik berichtet, ist schweizweit einzigartig. Wenn wir das Radio anschalten, kann es sein, dass wir per Zufall eine neue rätoromanische Chorkomposition zu Gehör bekommen oder den Auftritt eines Jodelchors geniessen können. Falls bei Annahme der Initiative tatsächlich noch Chormusik gesendet würde, wäre diese nur für Szenekenner auffindbar. Privatsender hätten keine finanziellen Mittel, um in angemessener Weise über Chormusik zu berichten. Zu wenig attraktiv ist dieses kaum kommerzielle «Nischenprodukt» für die Werbung. Welcher Privatsender hätte noch Mittel und Möglichkeiten, den Chorgesang und das reiche Musikschaffen in der französischen, italienischen oder rätoromanischen Region zu zeigen?

Für einen Franken pro Tag gibt man der Chormusik eine Bühne. Gehen Sie abstimmen und legen Sie für das Schweizer Musikschaffen ein NEIN in die Urne am 4. März!

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