Das Finale in Luzern

Das Finale in Luzern

26.05.2021

Und wieder hat ein grosses Finale des CLASSICA-Wettbewerbs stattgefunden: Ort der Austragung war der neue Kampus Kulturzentrum Südpol Luzern

Hans-Ulrich Munzinger — Ohne Zugang des Publikums, aber in intensiver wettbewerbsmässiger Stimmung spielten die Kandidatinnen und Kandidaten ihr Wettbewerbsprogramm: über 300 Teilnehmende waren am Finale dabei; sie hatten sich mit einem 1. Preis am ENTRADA-Wettbewerb qualifiziert. Das 50-Jahre-Jubiläum des SJMW steht an: In den 1970er Jahren wurde er als Förderung der schweizerischen klassischen Nachwuchsszene gegründet. Er hat sich stets weiter entwickelt: ein Jazz&Pop-Wettbewerb ist dazugekommen, mit Unterstützung der Hirschmann-Stiftung und der Ruth Burkhalter-Stiftung für junge Musiktalente werden Meisterkurse angeboten, und zum ersten Mal war dieses Jahr die offene Kategorie «Free Space» ausgeschrieben. Nach wie vor aber ist der CLASSICA-Teil der Hauptwettbewerb: mit über 1000 Anmeldungen – trotz CORONA so viele wie immer – und mit der Austragung in acht Regionen der Schweiz. Aus der ganzen Schweiz kommen die Teilnehmenden, aus allen Sprachregionen, aus ländlichen und städtischen Gebieten. Lokale Musikschulen sind an der Durchführung beteiligt, in einer zentralen Institution findet der Finalwettbewerb statt. Radio SRF 2 zeichnet das moderierte Preisträgerkonzert auf, eine CD wird produziert.

Begegnungen und Wiederbegegnungen

Die Solokategorien waren in diesem Jahr den Instrumenten Klavier, Gitarre, den Blechblasinstrumenten sowie dem Sologesang vorbehalten. In den Vorspielen war das Repertoire aus Barock, Klassik und Romantik am stärksten vertreten, nicht selten mit Hauptwerken. Daneben waren aber auch exquisite Beiträge in alter Musik, jugendliche Streichquartette, stille und starke Improvisationen und zeitgenössische Musik zu hören. Man begegnet immer wieder Jugendli-chen, die in früheren Jahren schon teilgenommen haben und so ihre Vorspielerfahrung von Jahr zu Jahr steigern und ausbauen, was sich in der Sicherheit und der Freiheit des Vortrags zeigt. Wiederum bot das Preisträgerkonzert Gelegenheit, eine Auswahl der beeindruckenden Talente zu hören, solistisch oder kammermusikalisch.

Individualität und Können

Die Kandidatinnen und Kandidaten haben konzentrierte Wochen der Vorbereitung hinter sich. Auffallend war die grosse Spiellust, mit der sie die Werke vortrugen. Individualität und Qualität kamen in den Vorspielen zum Ausdruck, die Kandidatinnen und Kandidaten spielten mit Können und Sorgfalt, mit Fantasie und Herz – Zeichen der Begabung jedes Einzelnen und auch der guten Ausbildung und der Ausdauer. Der CLASSICA-Wettbewerb ist ein Spiegel des musikalischen Angebots der Schweiz. Der Präsident der Fachkommission, Maurice Steger, bringt es auf den Punkt: Es gehe, sagt er, nicht nur um Rang und Preis von Einzelnen, sondern für möglichst viele um die Kraft des Musizierens, den Wert der intensiven Vorbereitung auf ein grosses Ziel, und darum, individuell die Bedeutung der Musik zu erfahren. Die ENTRADA-Wettbewerbe haben als erstes Ziel die Förderung der musikalischen Breite; zusätzlich dienen sie als Qualifikation für den Finalwettbewerb. Dieses ist das eigentliche Förderpodium, in dem herausragende Talente hervortreten und sich gegenseitig kennen lernen können.

Der Wettbewerb in zeitgenössischer Musik

Querflöte, Schlagzeug, Blockflöte, Oboe, Horn waren am Wettbewerb für Zeitgenössische Musik zu hören. Ist es Zufall, dass Instrumente mit einem grossen klassisch-romantischen Repertoire in diesem Finale nicht vertreten waren? «Zeitgenössisch» versteht der SJMW nicht nur nach dem Datum der Entstehung, sondern auch hinsichtlich der verwendeten Spieltechniken und/oder der Notation. Von Holliger waren drei Werke zu hören, von Ferneyhough, Halffter, Takemitsu, Dinescu, Schnyder und Bräm jeweils ein Werk, neben weiteren mir unbekannten Komponisten. Die Gestaltungskraft der Interpreten beeindruckte. Ein faszinierendes Spektrum kam zum Klingen, in Dynamik und Klangfarbe weit gefächert. Nicht wenige hatten die Werke mit den Komponisten persönlich erarbeitet – eine einmalige Chance, und wohl auch in Bezug auf das klassisch-romantische Repertoire von Wert. Unerschrocken nahmen die Kandidaten die Herausforderungen an, Schwierigkeiten wurden spielend gemeistert, mit Einbezug des Flügels, Elektronik und Sprecheinlagen, ja sogar mit Spiel auf mehreren Instrumenten gleichzeitig: «Breathless» von Moritz Eggert will – Ironie oder Ernst? – den Blockflötisten spielend und mitsingend ausser Atem bringen. Die seit dem romantischen Repertoire bekannte Ausweitung der Spieltechnik erscheint hier aufs Neue gesteigert. Holligers «(t)air(e)» verweilt in exzentrischen Klangarten im fragilen Bereich des (V)Erklingens. Der Flötist Matthieu Grandola hat sich durch diese kapitale Musik spielend inspirieren lassen: « D’un côté, on repousse ses limites instrumentales et expressives à travers des techniques de jeux particulières ; d’un autre côté, on est confronté à un texte qui ne se lit pas de manière littérale, on doit rechercher le sens de chaque geste musical. La fin de l’oeuvre, frollant les limites de l’audible, est un véritable adieu à la vie, qui demande à la fois une bonne maîtrise sonore et une bonne compréhension de la pièce. » Ein BRAVO allen Kandidatinnen und Kandidaten für ihre ganz persönliche Recherche und Inspiration!

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Präsidentin
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Fachkommission Classica
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