
Come Together – LIVE in Basel!
Einen Monat vor dem CLASSICA Finale in Zürich fand im Jazzcampus Basel die Austragung des 2. COME TOGETHER statt. Der Jazz& Pop-Wettbewerb des SJMW hat an Boden gewonnen.
Hans-Ulrich Munzinger — Nach der diesjährigen Austragung wissen wir es: Von Basel bis in die Ostschweiz, von Uri über Bern und den Jura bis in die Romandie pulsiert eine heisse Jazz&Pop-Ader durch die Schweiz. COME TOGETHER, der Jazz&Pop-Wettbewerb des SJMW, ist nicht mehr der kleine Bruder des Klassikwettbewerbs. Er ist selbstbewusster Teil der Musikszene Schweiz geworden. Erfolgreich ging er im Jazzcampus in Basel über die Bühnen. Jazz&Pop ist dabei nicht eng zu verstehen. Vielen Stilrichtungen steht der Wettbewerb offen: Jazz, improvisierte Musik, Pop, Rock, HipHop, elektronische Musik etc. Diese Offenheit wurde von den Teilnehmenden voll genutzt. Ein toller Wettbewerb war zu hören, unter zugegeben fantastischen Bedingungen. Der SJMW hat bei seinem eigenen Stiftungsrat wichtige Überzeugungsarbeit geleistet; er folgt mit Weitblick und Engagement den Trends in der Ausbildungsszene.
Solo-Acts und Bands konnten teilnehmen. Die Auswahl wurde von der Fachkommission Jazz&Pop getroffen, im voraus und anhand von Demos (Online-Pre-Selection). Das Ergebnis: 16 eingeladene Formationen. Ein bunter Mix aus der ganzen Schweiz. Pop und Rock waren dabei mit 12 Beiträgen etwas stärker vertreten als der Jazz. Das zahlreiche Publikum folgte den Beiträgen wechselweise vom Club in den Performance-Saal und wieder zurück. Ein Anlass der Bewegung! Come together! Live! Der Jury allerdings bescherte der Tag ein Mammutprogramm. Im Halbstundentakt wechselte sie zwischen den beiden Performance-Räumen, um die 10 bis 20-minütigen Performances zu hören, und hatte am Schluss des Tages noch die Resultate zu verkünden und den Teilnehmenden für ein Feedbackgespräch zur Verfügung zu stehen. Auch eine preiswürdige Leistung!
Die Gegensätze waren gross. Es konnte einem passieren, dass man vom feinen Solo-Auftritt und der selbst begleiteten Performance im nächsten Konzert auf den rockigen Band-Auftritt prallte. Manchmal bis ins Outfit abgestimmt setzte sich mit der Musik eine eigenständige Kultur in Szene, full-power, beträchtliche Phonstärken und Bühnentheater inklusive. Sah man da nicht sogar ein schüchtern angetöntes Nicole-Bernegger-Pony? Überraschungen gab es zu Hauf. Sophie, zum Beispiel, die jazzig von der Trompete zur Posaune und wieder zurück wechselte. Oder die Band S.I.X., die mit gewaltigem Powerspiel aufwartete. Oder Patricia: flink mit Stimme und loop-Gerät baute sie spritzig und fantasievoll ihre loops auf, über die sie gekonnt die Singstimme legte – eine one-woman-Show mit Überzeugung. Feines Teamwork bot eine gut koordinierte 7er-Formation mit Sängerinnen, Gitarren, Schlagzeug, Klavier, e-Geige und Trompete.
Jazz und Pop werden heute an den Musikschulen offensichtlich nachhaltig gefördert. Und das ist gut so. Längst ist die Szene nicht mehr einfach «frei» und beliebig, sondern kompetitiv und anspruchsvoll. «Je prends des cours de chant, de guitare et de piano. A Lausanne,» sagte mir Marie-Jay, die ich nach ihrem Auftritt mit eigenen Songs und Covers befragen konnte. Allerdings: «Mes compositions, je les fais moi-même, comme autodidacte.» Dazu hat sie Konzerte und Auftritte in Bars und an kleineren Festivals. Oder Patricia: Nach vielen Jahren Unterricht auf der Gitarre und etwas Gesangsunterricht sei ihr die Idee für dieses Experiment mit den loops gekommen. Plötzlich war der Erfindergeist erwacht. Ein loop-Gerät wurde angeschafft. Sie begann zu experimentieren und – welche Überraschung: «Ich wurde an das Come together des Jazz&Pop-Wettbewerbs in Basel eingeladen». Man darf gespannt sein:Ein zukünftiges Frölein da Capo? – «Ja vielleicht! Ich möchte schon weitermachen und werde als nächstes ein loop-Gerät anschaffen, das mehr Möglichkeiten bietet.» Förderung will aufgebaut und getestet werden. Die Wettbewerbe des SJMW bieten dazu das passende Forum. Nach dem COME TOGETHER in Basel wartet nun das CLASSICA FINALE in Zürich. (www.sjmw.ch) Viel Power, viel gute Musik, viel Gewinn für alle, die teilnehmen.