
SJMW – ENTRADA und FINALE
Nach den in der Schweiz verteilten ENTRADA-Wettbewerben fand im Mai in Zürich das FINALE des Schweizer Jugendmusikwettbewerbs 2018 statt. Eindrücke vom Wettbewerbsgeschehen
Resultate von FINAL-Wettbewerb 2018:
www.sjmw.ch/Classica/Downloads
Hans-Ulrich Munzinger — Die ENTRADA-Wettbewerbe erfüllen eine zweifache Funktion: Sie sind ein regionaler Wettbewerb, der allen musikbegeisterten Jugendlichen eine Plattform bietet; und zum zweiten sind sie der Qualifikationswettbewerb für das nationale Finale. Wiederum eine Rekordzahl hatte sich angemeldet. Das Organisationsteam des SJMW hat die Riesenaufgabe einmal mehr mit Bravour gemeistert. Der SJMW ist der grosse nationale Musikwettbewerb und die Plattform der Talente.
Pierre Sublet schildert seine Eindrücke einer Entrada: «En fait, je n’aime pas le principe des concours d’interprétation. Et pourtant, année après année, je m’engage pour le CSMJ. Et année après année je m’en vois récompensé par le plaisir d’observer des centaines d’enfants, adolescents et jeunes adultes se produire en public avec leur instrument, avec leur intérêt pour le travail bien fait, avec leur amour pour la musique.» Und er fügt hinzu: «Un grand cuisinier disait une fois: pour doubler le bonheur, il faut le partager. Ce que font tous les participants en jouant pour leurs auditoires!» Als Mitglied der Fachkommission instruierte Pierre Sublet die Mitglieder der Jury. Die Zusammensetzung war gut. Neue kamen dazu; die Bewährten (in der Überzahl) gaben ihre Erfahrung den neuen weiter. Und: «Il me semble que chacun d’entre eux se réjouit bien d’être aujourd’hui à Lausanne.» (Durchführungsort eines ENTRADA-Wettbewerbs). Pierre Sublet verfolgte den Kontrabasswettbewerb: «Certains candidats sont bluffants!» und sah das hohe Niveau im Violinwettbewerb: «Le niveau de qualité est extrêmement élevé. On ne peut qu’avoir un grand respect pour les candidats lorsqu’on sait le travail que requièrent des interprétations comme celles que j’avais la chance d’entendre.» Wunderbar die Blicke, die sich die Kammermusiker auf der Bühne zuwerfen! Nachher kann es allerdings auch anders tönen: «Tu as joué beaucoup trop vite, c’est pas possible!» – «Mais pas du tout, c’est toi qui as fait une fausse entrée, ça ne va vraiment pas!» Aber: «Elles me touchent,» meint Pierre Sublet, «et visiblement elles touchaient tout le public.»
Wie es ist, den Wettbewerb als Vater eines Teilnehmers zu erleben, schildert Martin Frutiger. Er war in dreifacher Hinsicht am Wettbewerb engagiert: als Mitglied der Fachkommission, als Lehrer und als Vater, natürlich ohne fachliche Überschneidungen. Die Vaterrolle war vielleicht die nicht am wenigsten anstrengende, wer weiss? «Frühmorgens um 05:45 Uhr fuhren wir los, das Auto gefüllt mit einem Marimbaphon, fünf verschiedenen Trommeln und der Familie.» Es folgten kleine Pannen mit dem Material und das Erlebnis des Vorspiels: Aufregung! Nerven sind gefragt! Denn: «Beim Einspielen, bei einem harten «rimshot», brach doch tatsächlich der Lieblings-Drumstick entzwei.» Nach dem Vorspiel musste die Laune durch den Besuch eines Burgerrestaurants nachgebessert werden. Auch die Funktion als Lehrer brauchte Energie, meint Martin Frutiger; das Wetter hatte sich verändert und damit die Spannung im Oboen-Doppelrohrblatt. Korrigieren, Alternativen bereitstellen. «Dazu gab ich noch eine Reihe von Ratschlägen, die jetzt, einen Tag vor dem Vorspiel, wahrscheinlich auch nicht mehr halfen.» Aber der Glückskäfer per SMS, einige Stunden später, zeigte an: «Es hat alles ganz gut geklappt. Trotz Schneefall in Basel hat es funktioniert.» Als Mitglied der Fachkommission schliesslich war Martin Frutiger für die Betreuung der Juroren zuständig. «Die Juroren sollen an allen ENTRADAS möglichst nach den gleichen Massstäben bewerten. Dafür hat der SJMW Unterlagen entwickelt, denen ich zur Realisation verhelfe.» Abschliessend meint er: «Einmal mehr konnte ich feststellen: die Motivation und die Qualität, mit der Jugendliche in der ganzen Schweiz auftreten, sind unglaublich hoch! Das freut und motiviert mich dreifach: als Organisator, als Musikpädagoge und natürlich auch als Vater!»
Das Finale in Zürich zeigte dann die hervorragende Qualität der Erstpreisträger, die aus den ENTRADAS hervorgegangen waren. Musikschule Konservatorium Zürich war der hervorragend organisierende Durchführungsort. Zusammen mit dem vom SJMW in langen Jahren ausgefeilten und erprobten Konzept wurde ein Final-Wettbewerb realisiert, der ruhig und souverän ablief, eine wesentliche Voraussetzung, um das hauptsächliche Anliegen des SJMW ins Zentrum zu rücken: die Musik der Teilnehmenden und die Präsentation ihres hervorragenden Könnens. 3 volle Wettbewerbstage, über 300 Teilnehmende aus allen Sprachregionen der Schweiz, 30 fünfköpfige Jurygruppen, von denen einige während den Wettbewerbstagen mehrfach im Einsatz waren: dies die beeindruckenden Zahlen, die den Stellenwert des Schweizer Jugendmusikwettbewerbs belegen. Aufgrund der hohen erreichten Punktzahl konnte die Jury insgesamt über 90 1. Preise vergeben, weitere 26 Teilnehmer erreichten gar die Maximalpunktzahl und erhielten den 1.Preis mit Auszeichnung. Einige von ihnen konnten sich am Sonntag im abschliessenden Preisträgerkonzert im Saal des Musikzentrums Florhofgasse präsentieren, eine nochmalige Demonstration der Energie und des vielfältigen Musikglücks, das Interpreten und Publikum verband. Im Programm der Finaltage waren ferner zwei beeindruckende Abendkonzerte: mit dem Ensemble stringendo14 aus Zürich und dem Ensemble ministrings aus Lausanne und eine gemütliche Abendfahrt auf dem Zürichsee für die Teilnehmenden. (ja: bei schönstem Wetter!) Et voilà! Die Wettbewerbe 2018 sind vorbei. Viele Erinnerungen bleiben. Nach den erfolgreichen Tagen in Zürich heisst es: Die Arbeit am nächsten Wettbewerb beginnt. Das Finale 2019 wird in Lugano statt- finden.