
Vielfalt und Reichtum
Das Finale des SJMW 2016 fand vor viel Publikum auf der Musikinsel Rheinau statt.
Hans-Ulrich Munzinger — Bei herrlichem Frühsommerwetter haben Teilnehmer, Eltern und Gäste in Scharen den Weg in das Zürcher Weinland gefunden. Der 41. Schweizer Jugendmusikwettbewerb wurde mit den Vorspielen auf der Musikinsel Rheinau und dem Preisträgerkonzert im Stadthaussaal Winterthur abgeschlossen, in der wunderbaren Atmosphäre der Insel, gelegen zwischen malerischen Flussschlingen, und im grosszügigen Ambiente der Räumlichkeiten. Ein inspirierender Rahmen!
Viele Eindrücke bleiben. Das Niveau der Sololeistungen war wie gewohnt beeindruckend. In den Kammermusik- und Ensemblevorspielen zeigte sich, dass das hohe Niveau nun mehr und mehr auch den Zusammenspielwettbewerb prägt. Zudem darf man sich merken, dass Kammermusikvorspiele viel Publikum an den Wettbewerb bringen! Der SJMW wandelt sich stets und bleibt aktuell. Nichts könnte dies besser dokumentieren als der Kompositionswettbewerb, an dem wir vielleicht die Musik der Zukunft zum ersten Mal gehört haben. Er bot neben ambitionierten Kompositionen auch Momente des spielerischen Erprobens von neuen Klängen. «Die Kompositionen haben überzeugt», so Matthias Arter, Präsident der Jury. «Es gab Partituren für ein Soloinstrument, aber auch Kammermusikwerke mit aussergewöhnlicher Besetzung wie zum Beispiel die Kombination Flöte, Klavier, Posaune, Violoncello und Harfe.» Und eben Spielerisches in der Art einer musikalischen Szene, wenn zum Beispiel eine grosse Trommel mit Legostücken, Pingpong-Bällen und Spielkarten zum Klingen gebracht wird. Schliesslich sei auch der ungezwungene Teilnehmerabend erwähnt – eine Plattform für den Austausch und das Kennenlernen. Er wurde gekrönt durch den Zauberkünstler Leandro Bellini, der all das Mirakulöse der vergangenen Tage im wahrsten Sinne des Wortes magisch weiterführte und dabei die Zuschauer zum Staunen und die Mitwirkenden auf der Bühne zum «Giigele» brachte. Zeitweise wurden Krawatten zum Verschwinden gebracht (die dann wieder auftauchten), aber immerhin keine Geigen weggezaubert.
«Der SJMW will», sagt die Präsidentin der Fachkommission, Käthi Gohl Moser, «dass die Teilnehmenden, unabhängig vom Preis, den sie zugesprochen erhalten, befriedigt und bereichert nach Hause zurückkehren, mit dem Wunsch, im nächsten Jahr wiederzukommen.» Dass es dem SJMW gelingt, zu motivieren, zeigen die stets wachsenden Teilnehmerzahlen. Musiker, die einst selber teilgenommen haben, schicken heute ihre eigenen Schüler an den Wettbewerb. Und generell kommen viele jedes Jahr wieder, so dass der SJMW für sie zu einer kontinuierlichen Begleitung ihrer Ausbildungslaufbahn wird. Ergänzend zum Preis erhalten sie anschliesssend an das Vorspiel ein mündliches, detailliertes Feedback durch die Jury, eine Möglichkeit, Anregungen und Tipps zu erhalten, die von fast allen genutzt wird.
Das Preisträgerkonzert im Stadthaussaal Winterthur und die intensiven Wettbewerbstage veranlassten den Präsidenten des Stiftungsrates, Martin Vollenwyder, zum Resumee: «Um die Zukunft der klassischen Musik braucht es einem nicht Bange zu sein!» Er zeigte sich in seiner Dankesrede tief beeindruckt von der Arbeit und den Resultaten, wie Eugen David, Präsident der Hirschmann-Stiftung, auch, der in seiner Ansprache auf die umfassend fördernde Wirkung des Musizierens und Übens verwies. Radio DRS hat das Konzert live aufgenommen. Es wird eine CD davon geben. Auf der Website sind die Ranglisten und Bilder veröffentlicht, zu gegebener Zeit auch die Ausschreibung für den Wettbewerb 2017. (Unbedingt Anmeldefrist beachten!) Bis es aber soweit ist, haben alle – Beteiligte und Verantwortliche – eine kreative und erholungsmächtige Pause verdient, denn, wie man sagt: Auch die Pause ist Musik!