
Zusammen heisst die Devise
Der vorliegende Beitrag wurde verfasst, bevor die Absage aller Wettbewerbe 2020 bekannt wurde. Er betrifft die Zusammenarbeit mit Partnern und erscheint unverändert.
Hans-Ulrich Munzinger — Am Anfang hiess er Tonhalle-Wettbewerb, gegründet 1975 auf einen Impuls des damaligen Tonhalle-Chefdirigenten Gerd Albrecht, und wurde nach erfolgreichen Jahren des Anfangs in die Stiftung Schweizerischer Jugendmusikwettbewerb übergeführt. Möglich wurde dies mit der Hilfe von wesentlichen Repräsentanten der Schweizer Musikszene, die als Gründungsmitglieder dabei waren und noch heute im Stiftungsrat und in den Fachkommissionen die Geschicke des Wettbewerbs mitbestimmen. Es sind dies die SUISA, der Schweizerische Blasmusikverband SBV, die Konferenz der Musikhochschulen Schweiz KMHS, die Tonhalle-Gesellschaft Zürich, der Verband Musikschulen Schweiz VMS, SONART (damals noch Schweizerischer Tonkünstlerverein), der Schweizerische musikpädagogische Verband SMPV und die Ruth und Ernst Burkhalter-Stiftung. Ohne die Förderer und Geldgeber zu vergessen, zeigen wir im heutigen Beitrag an Beispielen die positiven Auswirkungen auf den SJMW auf: der SJMW als Erfolgsmodell der schweizweiten Vernetzung.
So hat das Zusammenwirken mit den Schweizerischen Hochschulen, die Jazz&Pop als Ausbildung anbieten, massgeblich dazu beigetragen, den Jazz&Pop-Wettbewerb zu lancieren. Lange Zeit war es ein schwieriges Unterfangen, Jugendliche für den Jazz&Pop-Wettbewerb zu begeistern. Mit dem neu entwickelten Konzept kam die Wende. Im Jazzcampus der Hochschule Basel und in der HEMU in Lausanne konnten erfolgreiche Durchführungen stattfinden. Das Come together 2020, wie der Jazz&Pop-Wettbewerb heisst, hat einen neuen Teilnehmerhöchststand erreicht. Organisiert von Musikschule und Konservatorium ist Zürich der Ort der Austragung. Die Hochschulen sind in der Jury vertreten und stiften Sonderpreise. Heiko Freund, Leiter Schwerpunkt Pop an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK meint: «Die Förderung von Pop und Jazz sowohl in der Breite als auch in der Exzellenz ist für die Schweizer Szene wichtig und darf nicht erst auf Ebene Hochschule erfolgen. Der SJWM ist eine im Klassik Bereich bewährte und bestens vernetzte Institution, die nun auch dem Pop- und Jazz-Nachwuchs eine spannende Plattform bietet, zumal der Leitgedanke ein ‹Come together› verschiedenster musikalischer Regionen und Stile ist, nicht der konkurrenzierende Wettbewerb der Musikerinnen und Musiker.»
Am Puls der Zeit bleiben: das Zusammenwirken fördert es. Es geht um Schnittstellen, zum Beispiel Musikschule/Hochschule. Für viele war der Klassik-Wettbewerb stets ein Meilenstein auf dem Weg zur Professionalität. Eine breite Palette an Förder-massnahmen ist notwendig, um die begabten Amateure zu erfolgreichen Berufsmusikern zu machen. Zeit-gemäss ausgerichtet gehören Wettbewerbe unverzichtbar dazu. Dies zeigen auch die Förderbemühungen unserer Nachbarländer. Sich den Anforderungen stellen, ist aber unabdingbar. Das erneuerte Bewertungssystem, das in den Wettbewerben 2020 zum ersten Mal zur Anwendung kommt, zeigt die Wandlungsfähigkeit des SJMW eindrücklich auf, ebenso die neue Kategorie, die zur Zeit entwickelt wird. Stiftungsrat Valentin Gloor ist als Direktor der Musikhochschule Luzern und Vorstand des VMS zweifacher Partner des SJMW. Er betont: «Ebenso wie die jungen Musizierenden die stetige Weiterentwicklung pflegen und darin durch den SJMW unterstützt werden, so erweist sich auch der SJMW selbst seit Jahren als Institution, die in keiner Hinsicht stehenbleibt, sondern sich in geradezu vorbildlicher Weise die eigene Weiterentwicklung auf die Fahne geschrieben hat. Davon zeugen die Neuerungen, die auf einer sorgfältigen Analyse der Situation basieren und in intensiven Diskussionen erarbeitet wurden. Der SJMW stellt sich selber dem Wettbewerb, sich stetig weiter zu verbessern.»
Auch die SUISA ist in das Konstrukt SJMW eingebunden. Martin Korrodi, Leiter der SUISA-Abteilung Aufführungsrechte, sitzt im Stiftungsrat des SJMW. Er ist Jurist und ausgebildeter Musiker. Eine weitere Schnittstelle also, wie sie für den SJMW typisch ist. «Die Zusammenarbeit mit dem SJMW bringt der SUISA viel», sagt er. «Der SJMW fördert nicht nur Interpretation, sondern auch Komposition und song-writing. Das trifft ein existentielles Anliegen der SUISA. Dank dem SJMW können wir unser eigenes Förderanliegen in Tat umsetzen.»
Die Zukunft steht immer vor der Tür. Der SJMW arbeitet an der Erweiterung des Wettbewerbs. Musikalische Produktionen, die sich zwischen den etablierten Gattungen bewegen, sollen eine Präsentationsmöglichkeit erhalten. Denn solche Projekte greifen neue Formen des Musikmachens auf. Oftmals können sie weder der Klassik noch dem Jazz&Pop zugeordnet werden. Das ist gerade das, wovon sie leben. Vielleicht sind sie schon 2021 dabei?