Zukunftsweisende Projekte ausgezeichnet
Am Good Practice-Wettbewerb gingen zwei erste Preise an digitale Musikschulprojekte. Beim Publikum kam die analoge Pädagogik am besten an.
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- Foto: Niklaus Rüegg
- Die Preistragenden beglückwünschen sich gegenseitig zu ihrem Erfolg.
Anicia Kohler - Die Arbeit wurde der Jury vom VMS-Good Practice Wettbewerb 19/20 nicht leicht gemacht. Zahlreiche Schweizer Musikschulen reichten kreative, innovative Projekte ein. Neun von ihnen wurden als Finalisten ans Forum Musikalische Bildung FMB eingeladen, wo sie ihr Projekt näher vorstellten. Je einen ersten Preis gewannen schliesslich die Webapp iMPro der Swiss Jazz School Bern sowie die Abteilung für computergestützte Musik (MAO) an der École de jazz et de musique actuelle in Lausanne. Den Publikumspreis erhielt mit überwältigendem Vorsprung die Offene Musikschule Olten. Alle Projekte werden in den nächsten Ausgaben dieser Zeitung detailliert vorgestellt.
Über Hänschenklein improvisieren
Die Webapp iMPro ermöglicht es dank ihrem einfachen Bausteinsystem, dass sogar Anfänger sofort zu improvisieren beginnen können. Ob Schüler oder Lehrkraft – beide bekommen einen spielerischen Zugang zur Improvisation über einfache Songs, mit Melodie-Ideen und rhythmischen Inputs. „Wer Hänschenklein spielen kann, kann auch darüber improvisieren“, davon ist Klaus Widmer, Co-Schulleiter der Swiss Jazz School Bern, überzeugt. Er betont, dass sich iMPro nicht an Jazzfans richtet – sondern an Musikmachende jeder Couleur. Interessierte Musikschulen können halb- oder ganztätige Schulungen buchen, um den Umgang mit iMPro ganz praktisch am Instrument zu erlernen. „Der erste Preis hat uns extrem gefreut“, sagt Widmer. „Er hat unsere Absicht, iMPro noch weiterzuentwickeln, definitiv bestärkt!“
impro.sjs.ch
Der Computer als echtes Musikinstrument
Der Computer macht auch gute Musik – davon sind Schulleiter Julien Feltin und sein Team an der École de jazz et de musique actuelle (EJMA) in Lausanne überzeugt. Seit 2018 können Kinder, Jugendliche und Erwachsene Kurse in computergestützter Musik (musique assisté par ordinateur, MAO) belegen. Sie lernen Programme wie Logic, ProTools oder Max MSP kennen – und nutzen den Computer dann faktisch als Musikinstrument. Die Lektionen finden als Einzelunterricht an mobilen Computerstationen oder in der Gruppe im Computerraum statt. Nach dem ersten Jahr hatte die Abteilung MAO bereits dreissig Schüler im Alter zwischen acht und fünfzig Jahren – und es werden immer mehr. „Wir sind sehr, sehr glücklich über diesen Preis“, sagt Feltin. „Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet!“ Er war zum ersten Mal am Forum Musikalische Bildung dabei und schätzte die Inhalte sowie den Austausch zwischen den Sprachregionen sehr. Der erste Preis mache grosse Lust darauf, diese Vernetzung noch voranzutreiben.
www.ejma.ch