Markus Ritter erklärt die Mechanismen der Macht 

FMB 2020: Geheimnisse des politischen Erfolgs

Niklaus Rüegg, 28.10.2019

Er kennt Bundesbern wie kein Zweiter. Markus Ritter, Nationalrat und Präsident des Schweizer Bauernverbands erklärt am FMB die Mechanismen der Macht.

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Markus Ritter weiss sich im Haifischbecken der Bundespolitik flink zu bewegen.

Niklaus Rüegg – Er ist einer der einflussreichsten Parlamentarier in Bern und als Bauernverbandspräsident (seit 2012) hat er bei vielen zentralen Geschäften ein gewichtiges Wort mitzureden. Als Interessensvertreter dieses bedeutenden Berufsstands macht er keine Parteipolitik, denn er ist darauf angewiesen, für seine Anliegen parteiübergreifende Mehrheiten zu finden: «Seit 1848 hatten wir noch nie so viele Projekte, die gleichzeitig auf der politischen Agenda waren», betont Ritter und erwähnt in diesem Zusammenhang Geschäfte wie die Revision der Agrarpolitik und damit die Gesamtrevision des Landwirtschaftsgesetzes, die Raumplanungsgesetzrevision, die Pflanzenschutzinitiativen, die Initiative gegen Massentierhaltung und und und.... Auch bei den Freihandelsabkommen (Indonesien, Mercosur, USA) ist der Bauernverband gefordert und letzthin musste Ritter zu den Pestizidverunreinigungen im Trinkwasser Stellung nehmen. Überall ist Ritter an der Front und die erste Adresse bei den Medien, wenn eine kompetente Auskunft gefragt ist. Am Fernsehen erscheint er meist im Edelweisshemd: «Für den Fernsehzuschauer ist der Wiedererkennungseffekt sehr wichtig. Dann können sie die Person rasch einordnen und hören gut zu».
Ritter ist ausgebildeter Landwirt mit Meisterprüfung. An der Fachhochschule St. Gallen schloss er ein Studium als Wirtschaftsingenieur ab. Auf seinem eigenen Bio-Hof (zertifiziert mit der Bio-Knospe), den er zusammen mit seiner Familie und zwei bis drei Mitarbeitenden bewirtschaftet, arbeitet er nach den Grundsätzen der Ausgewogenheit zwischen Produktion, Ökologie und sozialem Auftrag.
Ritter hat schon in jungen Jahren politische Erfahrungen gesammelt. Mit 26 wurde er in seinem Heimatort Altstätten im St. Galler Rheintal Stadtrat für die CVP. Seit 2011 sitzt er im Nationalrat. Ritter hat die politischen Prozesse genau studiert und weiss, worauf es ankommt, wenn man Erfolg haben will: «In der Politik in Bern frisst nicht der Grosse den Kleinen, sondern der Schnelle den Langsamen».

Gesetzmässigkeiten und Abläufe verstehen
Markus Ritter wird am FMB unter dem Titel «Politisch erfolgreich sein – was man von den Bauern lernen kann» anhand von sieben wichtigen Erfolgsfaktoren erläutern, worauf es ankommt:
«Es gibt viele gut ausgebildete und intelligente Leute in Bern. Wichtig ist aber auch das möglichst fehlerfreie Arbeiten im strategischen und taktischen Bereich. Das Richtige, zum richtigen Zeitpunkt, in der richtigen Form, mit der richtigen Person, am richtigen Ort zu tun, ist grundlegend für den Erfolg», stellt Ritter fest. Will man Erfolg haben, müsse man immer wissen, wo die Geschäfte in welcher Form hängig sind und in der Folge bei den richtigen Leuten und Kommissionen über die Parteigrenzen hinweg Einfluss nehmen, betont Ritter. Das geschieht frühzeitig und schnell und erfordere ein genaues Kennen der Gesetzmässigkeiten und Abläufe sowie eine gute Organisation sowie erprobte Strukturen. Man müsse auf ein Netzwerk und funktionierende Kommunikationskanäle zurückgreifen können: «Wenn man erst mit Netzwerken anfängt, wenn man ein Anliegen hat, hat man schon verloren». Je mehr Parteien am gleichen Strick ziehen desto besser. Die grösste Wirkung erziele man in den Kommissionen und über Kontakte zu den Ratskollegen. Für Aussenstehende, wie zum Beispiel einen Musikverband, sei der Prozess viel aufwändiger, da man immer zwei Schritte hinter der aktuellsten Information zurück liegt. Will man als Verband Einfluss nehmen, muss man Parlamentarier für seine Anliegen gewinnen können und ein konsequentes Lobbying betreiben.
Ritter vergleicht sich mit der Nummer 10 im Fussballteam: «Mein Job ist es nicht, selber möglichst viele Tore zu schiessen, sondern die Bälle so zu verteilen, dass das Team die notwendigen Tore schiessen kann und am Schluss unsere Mannschaft gewinnt».