Vielfalt und lokale Identifikation
Die Vorstände der europäischen Musikschulverbände trafen sich auf Einladung der EMU in Winterthur zu einem anregenden Erfahrungsaustausch zum Thema «Strategische Partnerschaften».
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- Foto: Niklaus Rüegg
- Gemeinschaftliches Nachdenken über Partnerschaften
Niklaus Rüegg – Der Präsident der Europäischen Musikschul-Union EMU Philippe Dalarun empfahl den rund 40 Teilnehmenden aus 13 Ländern am Schluss der Veranstaltung im Winterthurer Konservatorium, die vielen Eindrücke und Fragestellungen, die sich in den beiden Tagen angesammelt haben, auf der Heimreise auf sich wirken lassen. Einiges davon dürfte sich zu neuen Einsichten oder gar Handlungsanreizen verdichten, doch lange nicht alles lasse sich eins zu eins von einem Land auf das andere übertragen. Es gelte der Grundsatz «Diversity and local identification». Gemeint ist damit, die vielfältigen und unterschiedlichen Formen der musikalischen Bildung anderer Länder kennenzulernen, Respekt für das Andersartige zu entwickeln und Ideen für seine eigene Arbeit zu holen, ohne dabei seine Identität aufzugeben.
In diesem Jahr fiel dem Verband Musikschulen Schweiz die Ehre zu, das Meeting zu organisieren. VMS-Vizepräsident Valentin Gloor stellte sich verdienstvollerweise als Gastgeber zur Verfügung und öffnete die grosszügigen Räumlichkeiten des Konservatoriums Winterthur, dessen Leitung er seit 2014 innehat.
Besondere Kränzchen dürfen den jungen Musizierenden des Konservatoriums gewunden werden, die als Solo und im Trio das internationale Publikum mit ihren hochmusikalischen Darbietungen verzückten.
Nutzbringende Partnerschaften
Der Fokus des Treffens lag auf der Frage: welches sind die möglichen Partner der nationalen Musikschulverbände und Musikschulen im Hinblick auf eine wirkungsvolle Entwicklung der Musikbildung? In acht kurzen Präsentationen aus acht Mitgliedsländern sowie in Workshops und Diskussionen gab es eine Fülle von Antworten. Die Projekte aus Estland, Frankreich, der Tschechischen Republik, Dänemark, Spanien, Österreich, Deutschland und der Schweiz dokumentierten eine breite Vielfalt an bestehenden Partnerschaften. Praktische Projekte, wie zum Beispiel «Spend’ dein Instrument» aus dem Saarland können problemlos auf andere Länder übertragen werde. Die zur Förderung von seltener gewählten Instrumenten und Orchesternachwuchs ins Leben gerufenen Musikfestivals mit lokalen Partnern (Estland, Frankreich) können als Anregung dienen, um Ähnliches anzupacken. Der österreichische Beitrag «Collaboration with media and use of technology» hat absolut das Potential, auch in andern Ländern – immer auf die jeweiligen lokalen Bedingungen zugeschnitten – umgesetzt zu werden. EMU-Vorstandsmitglied Michaela Hahn schilderte überzeugend, wie eine professionelle Zusammenarbeit mit den Medien dem Image der Musikalischen Bildung dienlich sein kann und dass technologische Schulungsangebote für die pädagogischen und künstlerischen Bereiche absolut essentiell für die Zukunft sind. In der dänischen Präsentation war die Rede vom neuen Bildungsgesetz, welches enge Kooperationen zwischen Schulen und Musikschulen bewirkte. VMS-Präsidentin und EMU-Vizepräsidentin Christine Bouvard stellte als typisch Schweizerisches Beispiel, das inzwischen dreizehnjährige Zusammenwirken zwischen Musikverbänden und politischen Instanzen im Zusammenhang mit BV Art 67a vor und betonte, dass die politische Arbeit nicht nur auf punktuellen Erfolgen beruhe, sondern ein fortwährender Prozess sei. ON STAGE – Music schools for social change (Spanien, Katalonien) zählt auf einen internationalen Austausch. Raül Brenchat stellte seine Schule aus Hospitalet bei Barcelona vor und präsentierte sein Best Practice-Projekt, das Schulen aus sechs Städten europäischer Länder umfasst.
Reger Dachverband
Das «Meeting of the boards» der EMU findet alle zwei Jahre statt.
Jedes Jahr wird ausserdem eine Generalversammlung abgehalten, die in der Regel alle zwei bis drei Jahre mit einem Jugendmusikfestival einhergeht. Das letzte fand im Mai 2018 in Sneek, Holland statt. Seit 2013 werden neu jedes Jahr zwei «Capacity Building seminars» zu aktuellen, meist musikpädagogischen Themen angeboten.
Die «European Music School Union» ist der europäische Dachverband der nationalen Musikschulverbände, wobei sich der Begriff «europäisch» auf den Kontinent und nicht auf die EU bezieht. Er vertritt rund 6’000 Musikschulen, 150'000 Lehrpersonen 4'000'000 Schülerinnen und Schüler. Der Gesamtumsatz der Musikschulen wird vom Verband mit € 1'500’000'000 beziffert. Die Schweiz gehört zu den Gründungsmitgliedern (der EMU 1973) und beherbergte lange den Verbandssitz.