VMS-Umfrage zur Begabtenförderung in der Schweiz 

Gesamtschau der kantonalen Programme

VMS, 30.11.2018

Der Verband Musikschulen Schweiz präsentierte an der November-DV den Schlussbericht der ersten gesamtschweizerischen Umfrage zu Begabtenförderungsprogrammen an Musik- und Volksschulen. Bedarf wird geortet in der geographischen Abdeckung, im allgemeinen Zugang, in der stabilen Finanzierung und in der Koordination.

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Delegierte suchen nach Lösungen in der Begabtenförderung.

VMS-Umfrage zur Begabtenförderung in der Schweiz

VMS – Die zwischen Dezember 2017 und Juli 2018 durchgeführte «Umfrage zur musikalischen Begabtenförderung in der Schweiz» zeichnet ein Bild der aktuellen Angebote und zeigt wesentliche Einflussfaktoren für die erfolgreiche Weiterentwicklung der musikalischen Begabtenförderung auf. In der Umfrage – an der DV von Vorstandsmitglied Valentin Gloor vorgestellt – wurden Angebote an subventionierten Musikschulen und Volksschulen erfasst, die einen kontinuierlichen, curricularen Charakter haben und auf eine intensive Weiterentwicklung der musikalischen Kompetenzen über mindestens ein Jahr angelegt sind. Punktuelle Massnahmen wie auch Angebote privater Anbieter sind nicht berücksichtigt worden. Im Bericht wurden 63 Datensätze aus allen Kantonen und dem Fürstentum Liechtenstein verarbeitet.

Wachsendes Angebot
In 20 Kantonen der Schweiz sowie im Fürstentum Liechtenstein besteht heute mindestens ein Programm zur musikalischen Begabtenförderung, das über die reine Verlängerung der belegten Unterrichtsstunde hinausgeht. Darin eingeschlossen sind auch Pre-College-Programme, die darauf abzielen, eine Grundlage für den Studienentscheid und damit für die Aufnahme eines Musikhochschulstudiums zu schaffen. Es gibt zum einen kantonsweite Programme, daneben aber auch eine grössere Anzahl von Einzelprogrammen. Zum überwiegenden Anteil sind sie an Musikschulen angesiedelt und zeichnen sich aus durch Kooperationen mit einem oder mit mehreren Partnern.
Als Ziele der musikalischen Begabtenförderungsprogramme wurden in der Umfrage eine nachhaltige musikalische Förderung, umfassende Ausbildung, finanzielle und zeitliche Entlastung von Absolvierenden und ihren Eltern genannt. Weiter wurden eine gute Vernetzung der schulischen und künstlerischen Förderung und Verbesserungen der Übemöglichkeiten angeführt.
Neun von zehn Begabtenförderungsprogramme kennen ein geregeltes Aufnahmeverfahren, das sich primär auf die Fähigkeiten auf dem Hauptinstrument bzw. im Gesang konzentriert. Daneben werden häufig auch Musiktheorie und Hörkompetenz mit einbezogen. Ebenso häufig finden in den Programmen regelmässige, mehrheitlich einmal jährliche Leistungsüberprüfungen statt. Klassik und Jazz sind in der musikalischen Begabtenförderung am stärksten verbreitetet.
In über 80 Prozent der Begabtenförderungsprogramme werden verlängerte oder häufigere Hauptfachlektionen angeboten. Ebenso häufig gibt es Musiktheorie- und weitere Kurse wie etwa Gehörbildung, Harmonielehre und Auftrittskompetenz.

Finanzielle Aspekte und politischer Kontext
Nur in gut der Hälfte aller Programme ist die Finanzierung durch die öffentliche Hand geregelt und zumindest teilweise langfristig gesichert. Verbreitet sind kantonale oder kommunale Verträge bzw. Leistungsvereinbarungen, seltener bestehen gesetzliche Regelungen. In über 80 Prozent der Fälle beteiligen sich die Eltern bzw. die Absolvierenden selbst an den Kosten. Einige Musikschulen wenden für die Finanzierung Mittel aus eigenen Fonds oder Stiftungsmittel auf.
In knapp der Hälfte aller Programme bestehen kantonale oder kommunale Regelungen mit Einfluss auf die musikalische Begabtenförderung, in sieben Kantonen laufen aktuell Prozesse mit potenziell stärkendem Einfluss.

Chancen und Risiken
Auf nationaler Ebene wird die Verbesserung der Rahmenbedingungen auf verschiedenen Ebenen als wichtigster Einflussfaktor und als grösste Chance für die Entwicklung der musikalischen Begabtenförderung genannt. Im Vordergrund stehen dabei die Schaffung von verlässlichen gesetzlichen Grundlagen, die Sicherung einer nachhaltigen Finanzierung der Angebote, die nationale und interkantonale Koordination sowie die Anerkennung und finanzielle Mitwirkung des Bundes.
Als grösstes Risiko für die Begabtenförderung wird die langfristig fehlende Unterstützung durch die öffentliche Hand, bzw. die Streichung von finanziellen Mitteln genannt.