Abschied aus der Verbandsspitze
Der Ausdruck «Wechsel im Vorstand» ist in diesem Fall weit untertrieben: An der Delegiertenversammlung vom 8. Juni galt es Abschied zu nehmen von mehr als der Hälfte der VMS-Vorstandsmitglieder.
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- Foto: Niklaus Rüegg
- Andreas Weidmann, Letizia Walser und Felix Bamert blicken auf eine intensive Arbeit für den Dachverband zurück.
Niklaus Rüegg – Artikel 7 «Vorstand» Absatz 3 der VMS-Statuten lautet: «Eine Amtsdauer beträgt vier Jahre. Wiederwahl ist zweimal zulässig». Diese Guillotine ist diesen Sommer für zwei VMS-Vorstandsmitglieder gefallen. Davon betroffen sind Andreas Weidmann und Felix Bamert. Sie gehörten zum Startteam unter Hector Herzigs Präsidium und haben denkwürdige Meilensteine des VMS miterlebt und mitgestaltet, wie zum Beispiel Verbandsumstrukturierung, Musikschulleiterausbildung HKB Bern, Musikinitiative, Präsidiumswechsel, Umsetzung des Verfassungsartikels und etliche Projekte. Andreas wurde noch von Hectors Vorgänger Hans Brupbacher ins Boot geholt. Die Verbandsarbeit hat ihn schon in anderen Branchen fasziniert. Es reizt ihn, im Team gemeinsam Ziele zu erreichen und dabei seine individuellen Stärken einbringen zu können. Als Kommunikationsfachmann war er mit seinem scharfen analytischen Geist für den Verband Gold wert bei die anstehenden Strukturmassnahmen. Gleichzeitig wurde Felix auf Anfrage von Hector in den Vorstand gewählt. Er hat sich mit seiner eloquenten, brillanten Art schnell einen Platz als Pädagogikfachmann erobert und hatte entscheidenden Anteil an der erfolgreichen Implementierung der Schulleiterausbildung an der HKB Bern. Er schätzt es, seine Erfahrungen und Kompetenzen als Musikpädagoge und als Verantwortlicher für die Aus- und Weiterbildung in einem grösseren Wirkungskreis einbringen zu können. Letizia Walser kam vor viereinhalb Jahren hinzu und setzte sich in ihrem Ressort Public Affairs als «Aussenministerin» mit Verve, Know-how und viel Präsenz ein für die guten Beziehungen mit den Mitgliedsverbänden. Sie suchte über die VMS-Arbeit den nationalen Blickwinkel und über die EMU die internationale Perspektive auf die aktuellen musikschulrelevanten Themen. Mit ihrer pragmatischen und zielstrebigen Arbeitsweise sorgte sie in ihren umfangreichen Projektarbeiten für rasche und bemerkenswerte Resultate.
Im Namen des VMS und seiner Mitglieder sei den Dreien ganz herzlich gedankt für ihren Einsatz für die Musikalische Bildung!
Welches sind die Meilensteine eurer Vorstandstätigkeit?
Andreas: Es ist schwierig, zwölf Jahre Vorstandsarbeit auf einigen Zeilen zusammenzufassen. Aus meiner Sicht, als Verantwortlicher für die Kommunikation und das Marketing, ist die Implementierung einer integrierten Kommunikation mit auf einander abgestimmten Kommunikationsmitteln wie Website, Newsletter und verschiedenen weiteren Plattformen ein wichtiges Element der Verbandsarbeit der letzten Jahre. Ich habe als Kommunikator dazu beigetragen, dass die Arbeit des Verbands von den verschiedenen internen und externen Zielgruppen auch wahrgenommen wird und so seine Wirkung entfalten kann.
Ein zweiter Schwerpunkt war der Aufbau von VMS-Services und damit die Optimierung des Marketings der verschiedenen Dienstleistungen des Verbands. Darüber hinaus durfte ich verschiedentlich in Projekten im Sinne einer Querschnittsfunktion mitarbeiten und die Aspekte der Kommunikation einbringen.
Felix: Aktiv durfte ich Leitbilder entwickeln und mitgestalten (Portfolio, musikalische Bildung, Begabtenförderung, PreCollege), bei der Vernetzung und Begleitung politischer Prozesse (Politik, BAK, LP21, J+M) sowie verbandsbezogenen Projekten (Struktur Verband, quarte, quarte Open Label, FMB und nicht zuletzt VMS Wettbewerb) mitwirken. Die Etablierung des VMS-Musikschulleiterdiploms in Kooperation mit dem MAS Musikmanagement läutete ein neues Kapitel ein. Einen Beitrag für den SJMW, die musizierende Jugend im Stiftungsrat zu leisten, bereitete mir grosse Freude. Ausserdem besteht die Vorstandsarbeit im VMS aus vielen kleineren Tätigkeiten, wie Sitzungen, Klausuren, Gespräche führen, Konzepte erstellen, Mailverkehr u.v.a.m..
Letizia: Meine zentrale Aufgabe als Verantwortliche des Ressorts Public Affairs beinhaltete die Begleitung der Kantonalverbände und die Unterstützung ihrer Anliegen und Verbandsziele. In der Italienischen Schweiz konnte ich einen wichtigen Beitrag zum Wiedereinstieg der Musikschule des Conservatorio della Svizzera Italiana in die Federazione delle Scuole di Musica Ticinesi (Fesmut) leisten und den politischen Prozesses in Bezug auf das neue Gesetz «Legge sulla cultura» aktiv begleiten.
Im Rahmen des Gesamtprojektes «Musikschule von morgen» übernahm ich die Projektleitung von zwei Teilprojekten, der «Charta zur Zusammenarbeit der Musikschulen und der Musikverbände der Schweiz» und des Leitfadens «Integration durch musikalische Bildung» (definitive Fassung Herbst 2018).
Als Mitglied der Quarte-Arbeitsgruppe beteiligte ich mich an der Entwicklung von Quarte Open Label und zusammen mit Präsidentin Christine Bouvard nahm ich an den Europäischen Konferenzen der EMU teil, gestaltete die Arbeit der deutschsprachigen EMU-Gruppe und der Onda Latina aktiv mit.
Die Vielfalt meiner Arbeitsbereiche habe ich stets genossen!
Gibt es einen Wermutstropfen in eurer Bilanz?
Letizia: Auf nationaler und internationaler Ebene kann man die Wirkung der in einer vierjährigen Legislatur geleisteten Arbeit nur beschränkt feststellen. Ob mein vielseitiges Engagement einen effektiven Einfluss auf die Verbesserung der Musikschularbeit haben wird, wird erst zu einem späteren Zeitpunkt beurteilt werden können.
Felix: Gestaltung und Verlauf der politischen Prozesse auf nationaler aber teilweise auch auf kantonaler Ebene und damit auch ihre Ergebnisse haben sich nicht immer wunschgemäss entwickelt.
Andreas: In der persönlichen Bilanz gab es sicherlich auch kleine Niederlagen – bezogen auf den Verband bedaure ich, dass es während meiner Amtszeit nicht restlos gelungen ist, die politischen Entscheidungsträger auf allen Ebenen von der Bedeutung der musikalischen Bildung der Jugend zu überzeugen.
Wohin wird/muss die Reise für die Musikalische Bildung in den nächsten Jahren gehen?
Felix: Auf dem begonnen Wegen und Pfaden. Der VMS ist bestens aufgestellt, entsprechend vernetzt, und geniesst mein vollstes Vertrauen. Insbesondere in der nationalen Politik müsste noch vermehrt Wirkung erzielt werden können. Und schliesslich: die Musiklehrpersonen und damit die Musikschulen werden zunehmend den gesellschaftlichen und technologischen Wandel antizipieren bzw. mindestens berücksichtigen müssen.
Andreas: Auf politischer Ebene wird die Überzeugungsarbeit weitergehen – bei zunehmend härteren Rahmenbedingungen. Branchenintern werden spannende Entwicklungen ablaufen, die sich heute schon abzeichnen. Stichworte sind neue Zielgruppen durch die demografischen Veränderungen oder neue Lernformen im Zuge der Digitalisierung.
Letizia: Die Verankerung der Musikalischen Bildung in der Bundesverfassung, ist ein wunderbarer Etappensieg gewesen. Die Umsetzung von Art. 67a ist aber mit der Gestaltung des Förderprogramms Jugend und Musik noch lange nicht abgeschlossen. Die Anerkennung der Musikschulen als Bildungsinstitutionen und deren Verankerung in den kantonalen Gesetzen ist für viele Schweizer Kantone noch ein fernes Ziel. Ausserdem wünsche ich mir, dass das grosse Engagement des VMS im Bereich Talentcard und Förderung der musikalischen Begabungen bald Früchte tragen wird.
Wie sieht eure persönliche Zukunftsplanung aus?
Letizia: Ich werde weiterhin die nationale Bildungspolitik in Bezug auf die Musikschulen mit grossem Interesse verfolgen und meine frei werdenden Zeitressourcen zugunsten meiner kommunalen und kantonalen Musikschularbeit einsetzen.
Endlich werde ich auch das Projekt zur Entwicklung der musikalischen Bildung in Ruanda, das ich schon seit Jahren persönlich unterstütze, stärker an die Hand nehmen können. Darauf freue ich mich sehr!
Andreas: Ich werde dem VMS in etwas anderer Form im Bereich Kommunikation weiterhin mit etwas reduziertem Pensum zur Verfügung stehen. Darauf freue ich mich. Musikalisch arbeite ich als spätberufener Laienmusiker weiterhin so viel wie möglich mit meinem Alto- oder meinem Tenor-Sax.
Felix: Mit meinen 48 Jahren bin ich frohen Mutes und habe reichlich Ideen und Lust auf Weiteres. Beruflich wird mir die Arbeit als Studiengangsleiter des Master of Arts in Music Pedagogy sowie Master of Advanced Studies in Musik-Management an der HKB nicht ausgehen und bleibe unserer Branche treu verbunden. Privat widme ich mich meiner Familie und der persönlichen Weiterbildung. Ich bedanke mich für das gemeinsame Wirken und die vielen bereichernden, persönlichen Begegnungen, nicht zuletzt am FMB und an den DVs.