Sechsundzwanzig Oboisten und Fagottisten am "Doppelrohrtag"  

Wenn Oboe und Fagott auf Diebestour gehen

Nathalie Blaser, 27.06.2018

Sechsundzwanzig Oboisten und Fagottisten zwischen acht und 59 Jahren haben am Doppelrohrtag Musikinsel Rheinau teilgenommen.

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Die Instrumente Oboe und Fagott standen im Zentrum des Weiterbildungstags.

Nathalie Blaser – Die Musikinsel Rheinau hat viele musikalische Gäste, die in den prächtig renovierten Klostergemächern musizieren. Eine Gruppe von Doppelrohrblattspielern hat hier Anfang Juni ebenfalls ihr Debut gegeben. Sechsundzwanzig Oboisten und Fagottisten zwischen 8 und 59 Jahren sind angereist, um gemeinsam am Doppelrohrtag teilzunehmen. Das Motto der Initiantinnen und Berufsmusikerinnen Elena Gonzalez und Nathalie Blaser ist es, Amateuren unabhängig vom instrumentalen Niveau und Alter das Ensemblespiel zu ermöglichen. Anfänger und gute Laien jeden Alters sollen eine Plattform für Musik, Begegnung und Spass erhalten. Oboe und Fagott sind zudem gesuchte Instrumente in Orchestern, aber ebenso rar. Um dies zu ändern, helfen nebst einigen Sponsoren vor allem die Musikschulen Alato, Andelfingen und Schaffhausen bei Organisation und Finanzierung mit.
Am Morgen finden in kleinen Gruppen die einzelnen Stimmenproben statt, bevor in der Tuttiprobe alle gemeinsam spielen. Die kleine Nachtmusik und Techno City stehen auf dem Programm. Wer denkt, das Fagott sei ein leises Instrument, der hat noch nie ein Doppelrohrorchester gehört. So hören die Fagottisten immer wieder die Aufforderung, bitte weniger laut zu spielen. Nach einer Pause mit Gebäck und Früchten um elf Uhr geht es in den zweiten Block. Nun werden die Kammermusikstücke mit den Leiterinnen geprobt. Diese sind auf die unterschiedlichen Niveaus zugeschnitten. Die Kleinsten spielen den Zirkusbären und erfinden einen Rohralarm. Eine Gruppe Teenager widmet sich dem Stück Ladendieb, das nebst gewöhnlichen Tönen den Einsatz von Stimme und Rohrgeräuschen erfordert. Ein Trio erwachsener Anfänger versucht sich an chinesischen Klängen und im Nebenzimmer wird die Tafelmusik von Telemann mit Tipps zur historischen Aufführungspraxis geprobt.
Parallel dazu findet ein Workshop zum Bau der Mundstücke statt. Das Doppelrohrblatt besteht aus zwei übereinanderliegenden Schilfblättern und ist kompliziert herzustellen. Unter der Anleitung von Christian Voss vom Oboenatelier Winterthur wird gewickelt und geschnitzt. Auch die Fagottisten dürfen erste Bauversuche machen und ein eigens gewickeltes Rohr mit nach Hause nehmen, welches von Instrumentenbauer Walter Bassetto offeriert wurde.
Die Spielfreude ist in allen Räumen hörbar, die Konzentration so hoch, wie die sommerliche Hitze im Haus. Nach dem verdienten Mittagessen im Refektorium beginnt der Endspurt. Alle Stücke werden nochmal durchgespielt und letzte Rohre gehobelt. Der Korrepetitor Victor Locher feilt gleichzeitig mit einzelnen Musikern an Solostücken und schon ist es 16.00 Uhr. Am Fototermin wird die fröhliche Stimmung festgehalten, bevor das Publikum den Saal der alten Bibliothek betreten darf. Das Schlusskonzert ist ein Erfolg und mit Musik in Kopf und Herz verlassen alle die Musikinsel, um hoffentlich bald wieder zurückzukehren.

www.doppelrohr.ch