Innovation an Musikschulen – Nachmachen erwünscht
Das FMB ist schon eine Weile her, doch immer noch sind die sieben Musikschulprojekte des VMS-Best Practice-Wettbewerbs in bester Erinnerung. Zum Schluss werden hier drei der sieben zum Wettbewerb zugelassenen Beiträge vorgestellt.
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- MKB
- In Bern steht Musiklernenden mit Handicaps das ganze Angebot offen.
Niklaus Rüegg – Neben den vier mit Preisen ausgezeichneten Wettbewerbsbeiträgen (die Fachgruppe Bild&Ton der Musikschule Basel mit dem K’Werk der Schule für Gestaltung Basel, die École de musique Bienne / Université populaire Bienne-Lyss für «Initiation musicale pour enfants issus de la migration», die Allgemeine Musikschule Oberwallis (amo) mit «Kultur für die Kleinen und Ihre Begleitpersonen» und die Musikschule Luzern mit «Musikschule auf Reisen – zu Besuch im Schulhaus») waren am FMB drei weitere, nicht minder bemerkenswerte Projekte kennen zu lernen.
Musiktheater im Berner Oberland
An der Musikschule Oberland Ost in Interlaken gibt es seit bald 20 Jahren eine Musiktheater-Tradition für Musikschülerinnen und –schüler. Die Stücke werden von einem Theaterteam geschrieben und von jüngeren Kindern aufgeführt. Alle Chargen der Produktionen werden von den Kindern ohne Beteiligung von Erwachsenen ausgefüllt. Erwachsene haben lediglich leitende Funktion. Das Zielpublikum setzt sich in erster Linie aus gleichaltrigen Kindern und Familien zusammen. Für die Mitwirkenden im Alter von acht bis vierzehn Jahren bedeutet das Theatererlebnis ein Zusammenspiel von Musizieren, Schauspielen, Singen, Kulissen Bauen und vieles mehr. Die Teilnehmenden können entweder im Orchester oder als singende Darstellende mitmachen. In den Proben der Theatergruppe bauen die Kinder, die gerade nicht auf der Probebühne im Einsatz sind, betreut von einer Lehrperson an den Kulissen und Requisiten.
Das MSO-Theaterteam hat bereits acht solche Projekte durchgeführt. Die Projekte sind familienfreundlich und erreichen viele Kinder im Raum Interlaken.
Das aktuelle, für den Best Practice-Wettbewerb ausgewählte Projekt heisst «Die verlorenen Schuhe». Es handelt sich um ein Theaterstück, das im Jahr 2002 vom damaligen Theaterteam geschrieben und aufgeführt wurde.
Webseite Musiktheater Berner Oberland
Integrativer Musikgarten in Schüpfheim
An einem interkulturellen Musik-und Spielenachmittag erlernen ausländische Kleinkinder schon vor dem Schuleintritt die deutsche Sprache.
Die Integrationsgruppe Schüpfheim hatte im Frühjahr 2016 die Idee für einen Musikgarten. In Zusammenarbeit mit der Musikschule Schüpfheim können sich Kinder von 1 bis 5 Jahren einmal in der Woche in Begleitung ihrer Eltern beim Singen, Musikmachen, Tanzen und Spielen kennenlernen, austauschen und austoben.
Einmal wöchentlich findet eine Lektion à 45 Minuten statt, in der gesungen, getanzt, gespielt
wird. Dieses Angebot wird von einer ausgebildeten musikalischen Früherzieherin geplant und
durchgeführt. Die Freude am Musizieren und am Spiel stehen im Vordergrund, aber
auch das Sozialverhalten, die Sprachentwicklung und die Wahrnehmung werden gefördert.
Kinder und Eltern unterschiedlichster Kulturen lernen einander kennen und kommen sich
über die universelle Sprache der Musik näher. Die Kosten für dieses Angebot sind mit zwei Franken pro Lektion sehr niedrig, so dass die Kinder aller Einkommensschichten davon profitieren können.
Inklusion beim Musizieren mit Behinderung
An der Musikschule Konservatorium Bern ist das Unterrichten von Menschen mit Handicaps selbstverständlicher Teil des Alltags.
Den möglichen Einschränkungen begegnet das Lehrpersonal kreativ und kompetent und gestaltet den Unterricht individuell mit Gespür für die besonderen Bedürfnisse. Je nach Eignung und Wunsch spielen oder singen die Schülerinnen und Schüler zudem als Teil eines Ensembles, Orchesters oder Chors mit der gesamten Schülerschaft und treten an Konzerten im Haus oder ausserhalb auf. Das Unterrichtsangebot bleibt dabei nicht auf wenige Spezialinstrumente beschränkt. Vielmehr steht das gesamte Angebot zur Verfügung. Für die Lehrpersonen wurde ein Leitfaden erarbeitet, der Fragen beantwortet und eine Literaturliste bereithält. Zudem erhalten Lehrpersonen auf Wunsch ein individuelles Coaching durch erfahrene Spezialisten der PH Bern. Das Coaching ist als Weiterbildung anerkannt und wird über das interne Weiterbildungsbudget finanziert. Kinder und Jugendliche erhalten für den Unterricht die üblichen kommunalen und kantonalen Subventionen. Für Erwachsene stehen Stipendien der hauseigenen Stipendienstiftung zur Verfügung.
2015 erhielt das Konsi Bern für sein Engagement in der Behindertenarbeit den «Prix Printemps». 2016 wurde ihm als erster Schweizer Musikschule das Label «Kultur inklusiv» verliehen.