Es war einmal eine Musikschule...
1867 wurde in Basel die Allgemeine Musikschule gegründet. 150 später sind die Hochschulen der Basler Musikakademie Institute mit weltweiter Ausstrahlung.
-
- Foto: Eleni Kougionis, Basel
- Der Campus der Musik-Akademie Basel kurz vor Beginn der Umbauarbeiten am Grossen Saal. Es spielen die Jungen Sinfoniker unter Ulrich Dietsche
Die Basler Musikakademie wird 150
Niklaus Rüegg – 38 Jahre lang existierte die Basler Musikschule, gegründet auf Anregung der heute noch segensreich wirkenden Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige (GGG), alleine und vermutlich sehr erfolgreich. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich in den darauf folgenden hundertzwölf Jahren, Gesellschaft, Politik, ungezählte Persönlichkeiten, Mäzene und Stiftungen für die Institution eingesetzt haben.
Heute verfügt die Musik-Akademie Basel (MAB), wie sie seit 1954 heisst, über fünf einzelne Institute, die Musikschule, die Hochschule für Musik, die Schola Cantorum Basiliensis, den Jazzcampus und das Institut Weiterbildung. Ausserdem gibt es das Elektronische Studio und das Studio für Aussereuropäische Musik. Die Allgemeine Abteilung führt zwei Filialen im Kleinbasel und in Riehen und mit dem neuen prächtigen Jazzcampus (Eröffnung 2014) an der Utengasse machten sich ein weiteres Mal spendable Stiftungen bemerkbar.
Anfang des 20. Jahrhunderts ging es so richtig los. 1903 erfolgte der Bezug des Neubaus an der Leonhardstrasse 6 mit Hauptgebäude und dem Grossen Saal, der aktuell grundsaniert wird. Zwei Jahre später kam die Berufsabteilung hinzu und die Anstalt wurde in «Musikschule und Konservatorium Basel» umbenannt. 1913 werden die ersten Lehrdiplome verteilt. 1933 beginnt die «Aera Sacher» mit der Gründung der Schola Cantorum Basiliensis als privatem Lehr- und Forschungsinstitut für Alte Musik. Das Wirken Paul Sachers als Direktor nahm 1969 aus Protest gegen die Bildungspolitik des Kantons Basel-Stadt ein abruptes Ende, doch gleichzeitig sorgte er zusammen mit seiner Gattin mit der Errichtung der Maja Sacher-Stiftung zur Förderung der Aktivitäten der Musik-Akademie dafür, dass sein Erbe gesichert werden konnte.
Ab 1999 wurden die Berufsabteilungen der Musik-Akademie im Zuge der Internationalisierung in Musikhochschulen umbenannt. Der echte Kraftakt folgte dann 2007, als die Musikhochschulen entsprechend der Bundesgesetzgebung in die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW integriert werden mussten. Der goldene Kompromiss wurde schliesslich in einem Kooperationsvertrag gefunden, welcher ermöglichte, das die MAB sowohl der FHNW angehören und zugleich Teil der Stiftung Musik-Akademie Basel bleiben konnte.
Jour de Fête
Für Direktor Stephan Schmidt beruht der Erfolg seines Instituts auf seiner gesellschaftlichen Vorbildfunktion. In einem Interview mit der Basellandschaftlichen Zeitung bezeichnet er die MAB als «Meisterin des Wandels» und erklärt die gesellschaftliche Funktion des Musizierens mit seiner kommunikativen Modellhaftigkeit, denn das «analoge Zusammenleben» wirke als «Gegengewicht zu dieser digitalen Vereinsamung», die wir heute erleben.
Die 150-jährige Erfolgsgeschichte scheint ihm Recht zu geben und zu Recht wird heuer üppig gefeiert. Am 23. September 2017 steuert die MAB dem Festtag «Jour de Fete» auf den Höhepunkt ihres Jubiläumsjahres zu. Der offizielle Festakt findet in der Martinskirche statt. Schon im Februar 2017 starteten die Feierlichkeiten mit einem denkwürdigen Konzert mit zwei der grössten Musiker-Persönlichkeiten, die in den letzten Jahrzehnten mit der MAB verbunden waren: Rudolf Kelterborn und Heinz Holliger. Holliger dirigierte mit jugendlichem Elan und alter Frische unter anderem die Uraufführung von Kelterborns «Musica Profana» und Debussys La Mer. Zahlreiche Kompositionsaufträge wurden, dank der grosszügigen Unterstützung der Maja-Sacher-Stiftung vergeben und gelangen im Laufe der Jahr 2017 und 2018 zur Aufführung. Anfang September verdichteten sich die Konzertevents und dehnten sich gleichzeitig auf das Stadtgebiet aus. Am 2. September war Saaltaufe des umfassend renovierten Grossen Saals der Musik-Akademie Basel . «Das grosse Drehen», ein Musiktheater von Beat Vögele, wird am Samstag, 16. September im Pantheon in Muttenz unter Mitwirkung aller an der Musikschule geleiteten Kinder- und Jugendchöre aufgeführt. Vom 18. bis 23.9.2017 wird in Zusammenarbeit mit «ZeitRäume» Basel die Musiktheaterkomposition «Im Bau» nach Franz Kafka des an der Hochschule für Musik lehrenden Komponisten Michel Roth in den Musik-Akademie und im Jazzcampus als Klangtheater inszeniert. Auf die Geschichte über J.S. Bach «Der Soli, das Deo und die Gloria» für Kinder und Jugendliche in und um die Leonhardskirche am 23. September darf man ebenso gespannt sein wie auf «Urban Alpin», ebenfalls ein Kooperationsprojekt mit «ZeitRäume», bei dem das Alphorn im Mittelpunkt steht. Schülerinnen und Schüler der Hornklassen der Musikschule Basel, der Hochschule für Musik FHNW und auswärtige Gäste werden in der Innenstadt eine Komposition von Balthasar Streiff zur Aufführung bringen.
Und nicht zu vergessen ist auch die Ausstellung «Avantgarde macht Schule» in der Vera Oeri-Bibliothek ab Donnerstag, 14 September 2017.
Das ausführliche Programm ist hier zu finden
Die Festschrift zum Jubiläum «Tonkunst macht Schule – 150 Jahre Musik-Akademie Basel 1867-2017»,
Hg. Martina Wohlthat, ist erschienen im Schwabe Verlag Basel (März 2017).