Beseeltes Musizieren
Das Schlusskonzert des 42. Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs erwies sich als eindrückliches Zeugnis einer hochstehenden Begabtenförderung.
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- Foto: Niklaus Rüegg
- Romy Unseld beherrscht den Flügel und eine anspruchsvolle Haydn-Sonate.
Niklaus Rüegg – Nichts von schülerhaftem Vorspiel mit nervösen Patzern: Am Schlusskonzert am 21. Mai 2017 in der Salle de musique des Conservatoire de musique neuchâtelois in La Chaux-de Fonds standen durchwegs junge Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne, die mit ihren Instrumenten etwas zu sagen hatten und damit die Herzen der Zuhörerinnen und Zuhörer bewegten. «Die Zeiten des Drills sind definitiv vorbei», brachte es Hans-Ulrich Munzinger, Mitglied der Fachkommission, auf den Punkt. Man spüre sofort, ob ein Kind technische einstudierte Phrasen abspule oder ob ein tiefes Musikverständnis dahinter stehe. Rein leistungsorientiertes, eingedrilltes Musizieren sei heute kaum mehr zu finden und habe an einem nationalen Wettbewerb auch keine Chance mehr. Munzinger stellt den Lehrpersonen ein gutes Zeugnis aus: Ohne eine hochkompetente Ausbildung sei diese Qualität nicht zu erreichen.
Zahlen stabil – Qualität hoch
Der Erfolg des Wettbewerbs bemisst sich nicht nach den absoluten Teilnehmerzahlen – diese bewegen sich seit Jahren auf stabilem Niveau – sondern nach der im Laufe der letzten Jahrzehnte kontinuierlich gestiegenen Qualität der musikalischen Beiträge. Diese Tatsache wirft ein vorteilhaftes Licht auf die musikalische Bildung und die Begabtenförderung in der Schweiz.
Dieses Jahr war ein «Klavierjahr», das heisst, die Streicher durften solo nicht antreten, dafür neben dem Klavier die Orgel, das Cembalo, der Gesang
und das Blech und wie jedes Jahr die verschiedenen Ensembleformationen. Über 300 junge Musikerinnen und Musiker haben es ins Finale geschafft. Dazu war ein erster Preis in den Entradas Voraussetzung. Insgesamt wurden 21 erste Preise mit Auszeichnung, 67 erste Preise, 129 zweite und 50 dritte Preise vergeben. Besonders freuen konnten sich viele Musikerinnen und Musiker über einen der begehrten Sonderpreise. Der Komiker Vincent Kohler führte witzig durch das Programm, welches sechs Klavierbeiträge beinhaltete, die dem «Klavierjahr» alle Ehre machten. Die drei Gesangsbeiträge bewiesen, dass bereits Teenager auf hohem Niveau singen können. Anrührende Beiträge kamen von einem Trompeter, einer Posaunistin und einer kleinen Barockcellistin sowie von einem Violinduo, einem Fagotttrio und dem Trio «Dolce Vita» mit Gian-Andri Cuonz, Violoncello, Chiara Brechbühl, Violine,
Mireya Bernardini, Altblockflöte. Letzteren wurde für ihre feine Interpretation einer Telemann-Sonate der traditionelle VMS-Preis zuerkannt.
Das Preisträgerkonzert wurde vom Schweizer Radio SRF 2 Kultur aufgenommen und wird zu einem späteren Zeitpunkt ausgestrahlt.