Grosse Bühne für Musikschulen
Im bezaubernden Rahmen des beschaulichen Entlebucher Hauptortes Schüpfheim fand vom 24. bis 26. Juni 2016 unter dem Motto «Ächt Äntlibuech» das 61. Zentralschweizerische Jodlerfest statt. Die regionalen Musikschulen konnten sich vorteilhaft in Szene setzen – ein Zusammenarbeitsmodell, das Nachahmer sucht.
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- Foto: Niklaus Rüegg
- Ansteckende Spielfreude der Musikschülerinnen und Musikschüler
Musikschulen profilieren sich am Jodlerfest
Niklaus Rüegg – Der VMS nahm sich Ende 2014 vor, in einem Mehrjahresprojekt die Erfordernisse einer zukunftsfähigen Musikschule zu ergründen, und zwar entlang der Hauptachsen «Kooperationen», «Schulentwicklung» und Organisationsentwicklung». Auf dem Teilgebiet «Kooperationen» sind die Arbeiten inzwischen recht weit fortgeschritten. In einer gemeinsamen Charta haben sich alle grossen Laienmusikverbände zusammen mit den VMS dazu verpflichtet, auf nationaler, kantonaler und kommunaler Ebene zusammenarbeiten zu wollen, sich bietende Kooperationsmöglichkeiten aufzuspüren und in gemeinsamen Musikprojekten umzusetzen. Diese Sensibilisierungskampagne hat im letzten Juni im Entlebuch zu einer modellhaften Umsetzung der Charta-Leitgedanken geführt.
Musikalisches Brauchtum auf dem Prüfstand
Der Eidgenössische Jodlerverband ist mit rund 20'000 Mitgliedern einer der grossen Laienmusikverbände der Schweiz. Er entstand 1910 als Massnahme «gegen die Überflutung durch fremdes Liedgut», wie auf der Webseite zu lesen ist. Als zweitälteste Gruppierung des nationalen Verbands wurde 1922 der zentralschweizerische Jodlerverband gegründet. Er hat sich zum Ziel gesetzt, «das schweizerische Brauchtum wie Jodellieder, Naturjodel, Alphorn- und Büchelblasen sowie Fahnenschwingen zu erhalten, zu pflegen und zu fördern».
Dass diese Zielsetzungen nicht leere Worthülsen sind, davon konnte man sich in Schüpfheim überzeugen: jede Teildisziplin musste sich einer Jury stellen und sich bewerten lassen. In der riesigen, überfüllten Pfarrkirche war eine unübersehbare, hohe Holztribüne aufgebaut, auf der drei Jurymitglieder mit spitzem Bleistift eifrig Notizen machten. Auch die Alphorn- und Büchelvorträge sowie das Fahnenschwingen wurden an zwölf Standorten drinnen und im Freien ab Freitagmittag bis Samstagabend auf ihre Qualität hin beurteilt. Über 3000 aktive Jodelnde, Alphornblasende und Fahnenschwingende nahmen in 650, durch 60 Jurymitglieder beurteilten Vorträgen teil. Doch auch das informelle Musizieren wurde gepflegt: in gegen 40 Festbeizen wurde da und dort spontan ein Liedchen angestimmt; auf der autofreien Dorfstrasse kamen Alphorngruppen zum Einsatz und farbenfrohe Trachtengruppen belebten das Dorfbild.
Musikschulen sorgen für Aufsehen
Das bejubelte Eröffnungskonzert am Freitagnachmittag auf der Offenen Bühne beim Bahnhof wurde durch eine Schwyzerörgeliformation der Entlebucher Musikschulen bestritten. Dem Publikum wurde vor Augen und Ohren geführt, wo viele der talentierten Volksmusikerinnen und -musiker ihr Rüstzeug erhalten haben.
Am Freitagabend sorgten verschiedene Ensembles der Musikschule Schüpfheim für Furore. In wochen- und monatelangen Proben hatten sie sich zusammen mit ihren Lehrpersonen für ihre Auftritte fit gemacht. Bis in den Abend hinein sorgten die Schülerinnen und Schüler für hochstehende Unterhaltung.
Am Samstag ging der Musikschulreigen auf den beiden Offenen Bühnen weiter. Beim Bahnhof und direkt unter der Kirchtreppe wechselten sich zwischen 12:00 bis 17:00 etliche Ensembles der Musikschulen Escholzmatt-Marbach, Hasle, Schwarzenberg, Flühli-Sörenberg und Unteres Entlebuch mit begeisternden Vorträgen ab. Ein heftiger Gewitterregen tat der Musizierfreunde keinen Abbruch. Nach einer kurzen Pause ging es in den Schlechtwetter-Räumlichkeiten weiter.
Dass den Musikschulen an einem Jodlerfest eine derart grosse Präsenz eingeräumt wird, ist ebenso ungewöhnlich wie erfreulich und ist direkt auf die VMS-Initiative «Kooperationen mit Laienverbänden» zurückzuführen. Die oben erwähnte Charta, welche auch vom Eidgenössischen Jodlerverband mitunterzeichnet wurde, ebnete den Weg zu dieser beispielhaften Zusammenarbeit eines grossen Volksmusikverbandes mit den regionalen Musikschulen – ein hervorragendes Beispiel, dass Nachahmer sucht.