»Schlag nach bei Shakespeare...»
Die dritte Produktion mit jugendlichen Musiktalenten aus dem Entlebuch setzte sich mit einem absoluten Musical-Hauptwerk auseinander, der Westside Story von Lenard Bernstein – eine beglückende Umsetzung eines Meilensteins der amerikanischen Musicaltradition in der UNESCO Biosphäre.
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- Foto: Martin Dominik Zemp
- Bernardo (Leo Bachmann) ersticht den gegnerischen Anführer Riff (Ian Schumacher)
Der Verein Musical Plus lanciert dritte Musical-Grossproduktion im Entlebuch
Niklaus Rüegg – Die Kantonsschule Schüpfheim bietet unter dem Namen «Gymnasium Plus» eine gut ausgebaute Talentschiene an. Die Musikabteilung arbeitet eng mit den lokalen Musikschulen und der Hochschule Musik Luzern zusammen und die Vorbereitung auf ein eventuelles Musikstudium verläuft parallel zum Schulunterricht. Scheu vor grossen Namen kennt man im Entlebuch nicht. Nach dem Start im Jahr 2012 mit «Die Schöne und das Biest» wurde der Verein MusicalPlus gegründet. Sogleich stürzte man sich auf «Cats», erhielt dafür als erste Amateurgruppe überhaupt die Aufführungsrechte und wurde für diesen Mut mit einem rauschenden Erfolg belohnt. Dieses Jahr griff man erneut nach den Broadway-Sternen und machte sich hinter Lenard Bernsteins Erfolgstück.
«Schlag' nach bei Shakespeare, bei dem steht was drin!» heisst es in Kiss Me Kate von Cole Porter, der erfolgreichen Musicaladaption von Shakespeare’s The Taming Of The Shrew. Die Werke des elisabethanischen Theatergiganten stehen denn auch in der ersten Reihe der Stücke, die als ewig aktuell gelten. Der Inbegriff von überdauernder Aktualität ist Romeo und Julia. Dieses Stück hat schon unzählige Aktualisierungen unbeschadet überstanden, weil es allgemeingültige menschliche Grundwahrheiten thematisiert.
Das richtige Stück
Lenard Bernstein und seine Autoren (Buch: Arthur Laurents, Songtexte: Stephen Sondheim) verlegten die Romeo und Julia-Story ins New York der 50er-Jahre. Die beiden Geliebten Tony (Romeo) und Maria (Julia) gehören dem Umfeld zweier verfeindeter Strassengangs, der US-amerikanischen Jets und der puertoricanischen Sharks an, die sich bis aufs Blut bekämpfen. Der Ausgang des Stücks ist ebenso beklemmend tragisch wie beim literarischen Vorbild und weckt beim Zuschauer die Einsicht, dass Ressentiments und Vorurteile durch Liebe überwunden werden könnten, doch die brutale Realität leider oft stärker ist.
Dass auch das Projekt Westside Story, in der Regie von Silvio Wey, in Yvonne Barthels’ Choreographie und Rita Kusters Kostümen, erneut von Erfolg gekrönt wurde, liegt nicht zuletzt an der absoluten Kongruenz der Rollenprofile mit den Darstellenden. Da standen tatsächlich Halbwüchsige auf der Bühne, denen man die Leidenschaft, die Emotionen und die Gewaltbereitschaft abnahm. Da mischte sich schauspielerische, tänzerische und sängerische Präsenz mit echtem Engagement, als ginge es darum, der Welt zu beweisen, wie wichtig die Botschaft des Stückes, auch jenseits der Bühne sei. Nie hatte man das Gefühl, da werde einem etwas «vorgespielt». Da standen authentische Figuren auf der Bühne, die im doppelten Sinn um ihr Leben spielten.
Manche Ensembles gelangen besonders gut. Die Nummern «Dance at the Gym», «America» oder «Cool» bleiben in der Erinnerung haften und bei den Solos von Maria (Valentina Bättig) und Anita (Raphaela Felder) wurde einem die Unterscheidung zwischen Amateur und Profi auf positive Art schwer gemacht.
Ein grosses Kränzchen darf dem Live-Orchester unter der Leitung von David Engel-Duss gewunden werden.
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- Foto: Annalies Studer
- Maria (Valentina Bättig) fühlt sich so pretty.