Brücken bauen, Austausch pflegen
Im Mehrjahresprojekt «Musikschule von morgen» werden durch den VMS die Erfordernisse einer zukunftsfähigen Musikschule erforscht und aufgezeigt.
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- Foto: Niklaus Rüegg
- : «Austausch und Informationsfluss zwischen den Musikschulen und den Laienverbänden müssen gestärkt werden.»
Die Kooperation mit Laienverbänden hat für den VMS Priorität
Niklaus Rüegg – Die verschiedenen Ressorts arbeiten schon intensiv an Teilprojekten im Rahmen der drei Dachthemen Schulentwicklung, Organisationsentwicklung und Kooperationen. Das Teilprojekt «Kooperation mit Laienverbänden» wird von Vorstandsmitglied Letizia Walser betreut. Projektziele sind die Stärkung der Zusammenarbeit der Musikschulen mit den Laienverbänden und die Sensibilisierung auf Möglichkeiten der Kooperation. Im Folgenden gibt Projektleiterin Letizia Walser Auskunft über den Stand der Arbeiten.
Ihr Ressort im Rahmen des VMS-Projekts «Musikschule von morgen» ist die Kooperation mit den Laienverbänden. Warum ist diese für die Musikschulen so wichtig?
Das aktive Musizieren soll nicht auf die Musikschule beschränkt sein und nicht mit dem Ende der Musikschulzeit aufhören. Mit dem neuen Verfassungsartikel 67a über die musikalische Bildung und dem neuen Förderprogramm des Bundes jugend+musik drängt sich eine vermehrte Zusammenarbeit Musikschulen-Musikverbände geradezu auf. Sowohl die Musikschulen als auch die Musikvereine können von einer solchen Kooperation nur profitieren.
Wie entstand die Idee?
Im 2014 wurde von Vertretern der grossen Laienverbände das Anliegen, die Zusammenarbeit zwischen den Schweizerischen Musikschulen und den Laienverbänden zu fördern, an den VMS herangetragen. Der VMS nahm den Ball auf und entwickelt im Rahmen des Mehrjahresprojekts «Musikschule von morgen» ein Konzept für die Kooperation mit den Laienverbänden.
Ihre Projektgruppe, bestehend aus neun Vertretern verschiedener Verbände und Musikschulen, hat sich drei Mal getroffen. Worüber haben Sie gesprochen?
Zuerst haben wir die Situation analysiert, so wie sie jetzt ist. Dabei haben wir festgestellt, dass es in manchen Regionen bereits eine gut funktionierende Zusammenarbeit gibt, während in vielen anderen noch Wüste herrscht. Wir waren uns einig, dass Brücken gebaut werden müssen, damit erfolgreiche Kooperationsmodelle bekannt gemacht werden und weitere fruchtbare Kooperationen entstehen können.
Die Auseinandersetzung mit der Frage, was es dazu braucht, solche Brücke zu bauen, bildete den zweiten Teil unserer Projektarbeit. Einig war die Projektgruppe darüber, dass der Austausch und der Informationsfluss zwischen den Musikschulen und den Laienverbänden gestärkt werden soll. Erst wenn man sich kennt, können gemeinsame Projekte erarbeitet werden – und zwar auf nationaler, kantonaler und kommunaler Ebene.
Wie wollen Sie dieses gegenseitige Kennenlernen ermöglichen?
Zuerst haben wir eine Charta zur Zusammenarbeit der Musikschulen und der musikalischen Verbände «komponiert». Die Charta ist ein von allen Beteiligten verabschiedetes Dokument, in dem die Leitgedanken unserer Zusammenarbeit formuliert sind. Es befindet sich zurzeit in Vernehmlassung.
Als nächster Schritt ist ein Informationsaustausch auf Webebene geplant. Über die Verlinkung von bereits vorhandenen Webplattformen sollen die Verbände und die Musikschulen vernetzt werden. Auf einer Unterseite der jeweiligen Verbandwebseiten soll rechtzeitig auf aktuelle Projekte hingewiesen werden, an denen man sich möglicherweise beteiligen kann.
Sinnvoll finden wir auch, nationale Plattformen und Events auf nationaler und kantonaler Ebene, die bereits existieren (beispielsweise Eidgenössische Musikfeste, nationale Musikschulfestivals oder der Tag der Musik), für Kooperationsprojekte bewusst und vermehrt zu nutzen.
Was beinhaltet die Charta?
Sie beinhaltet Leitgedanken auf drei Ebenen, auf nationaler, kantonaler und kommunaler Ebene: Die nationalen Musikverbände kennen sich und tragen den Gedanken der Zusammenarbeit in ihre kantonalen Verbände hinein. Diese sensibilisieren ihrerseits die kommunalen Vereine bzw. Musikschulen darauf, sich bietende Kooperationsmöglichkeiten in gemeinsamen Musikprojekten nutzen. Wir beabsichtigen mit der Charta also eine Art Schneeballeffekt auszulösen.
Wie könnte ein Modell einer solchen Kooperation aussehen, und gibt es bereits konkrete Beispiele?
Allein auf Grund der Beschäftigung mit dem Thema sind bereits Ideen und Anfragen entstanden. Angeregt durch unsere Arbeit, hat der VMS dem OK des Zentralschweizerischen Jodlerfestes 2016 in Schüpfheim den Vorschlag gemacht, die Musikschulen miteinzubeziehen. Der Vorschlag stiess auf offene Ohren: im Juni 2016 werden Ensembles der Musikschule auf mehreren Bühnen im Dorf musizieren. Bei 30'000 erwarteten Besucherinnen und Besuchern bedeutet das eine grosse Chance.
Wie sieht der Zeitplan Ihres Projektes aus?
Die Charta kann nach deren Finalisierung auf den Webseiten der Musikschulen und der Laienverbände aufgeschaltet und durch die verschiedenen Verbandszeitungen verbreitet werden. Der Zeithorizont des Gesamtprojektes «Musikschule von morgen» liegt zwischen 2016 und 2019. Es ist unser Ziel, innerhalb dieses Zeitrahmens unsere Idee, Best Practice-Modelle und Hinweise auf Kooperationsmöglichkeiten via Webseiten zu verlinken, in die Realität umzusetzen.
Was wird der Mehrwert dieser Kooperation für die Musikschulen sein?
Es ist ein Gewinn für alle Lernende an unseren Musikschulen, sich während und nach der Schulzeit in einem lebendigen und vielseitigen musikalischen Umfeld entfalten zu können.