Bei den Musikschulen ist die Schweiz Europäisch.  

40. Generalversammlung und Kongress der Europäischen Musikschulunion (EMU)

Jovita Tuor, 21.06.2015

Vom 14. bis 17. Mai 2015 fand die Konferenz der European Music School Union (EMU) in Luxemburg statt. Neben der 40. Generalversammlung gab es Vorträge zu den Themen Erbe – Vielfalt – Zukunft. Die Schweizerin Helena Maffli wurde als Präsidentin der EMU einstimmig wiedergewählt.

Image
v.l.: Tomas Kolafa, Tschechien / Willem von Moort, Nederlande / Paolo Ponzecchi, Italien / Helena Maffli, Präsidentin, Schweiz / Timo Klemettinen, Geschäftsführer EMU, Finnland / Ulrich Rademacher, Deutschland / Urvi Haasma, Estland / Hannah Hebert, Sekretärin EMU , Deutschland).

Bei den Musikschulen ist die Schweiz Europäisch

Jovita Tuor – Der Verband Musikschulen Schweiz (VMS) hat als Mitglied der EMU mit einer Dreierdelegation an der Generalversammlung teilgenommen: Die Präsidentin und EMU-Delegierte Christine Bouvard reiste in Begleitung des Vorstandsmitglieds Letizia Walser und der Co-Geschäftsführerin Jovita Tuor an. Die EMU ist die Dachorganisation der nationalen Musikschulverbände in Europa mit Sitz in Berlin. Sie repräsentiert mehr als 6000 Musikschulen, 150'000 Musiklehrpersonen und 4'000'000 Musikschülerinnen und Musikschüler. Die EMU ist Mitglied des European Music Council (EMC) und des International Music Council (IMC). Zurzeit sind 24 europäische Länder Mitglieder der EMU.
Nach der «Wende» traten 1989 Ungarn, Slovenien, die Slovakei, Tschechien, Estland, Lettland, Serbien, Kroatien und Polen mit ihren traditionellen nationalen Kunst- und Musikschulen der EMU bei. Die künstlerischen, kulturellen und pädagogischen Diversitäten der verschiedenen Länder eröffnet im Austausch ein reiches und entwicklungsfähiges Potential.
Gastgeber der diesjährigen EMU Konferenz war der Verband der Luxemburgischen Musikschulen (AEM). Die Festungsstadt Luxemburg ist mit seinen berühmten Kasematten auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgeführt. Es sind in den Felsen gehauene Höhlen und Gänge, die ab dem 17. Jahrhundert zu Verteidigungszwecken angelegt wurden und ursprünglich ein Teil der Festungsanlage der Stadt Luxemburg waren.

Schweizer Präsidium bestätigt
Die 40. Delegiertenversammlung wurde von EMU-Präsidentin Helena Maffli, Schweiz, eröffnet. Die Vorstandsmitglieder kommen aus Italien, Estland, Finnland, Tschechien, Deutschland und Niederlande. Die Traktanden mit Protokoll, Rechnung, Tätigkeitsprogramm und Budget wurden genehmigt. Helena Maffli wurde von der Generalversammlung einstimmig in ihrem Amt bestätigt. Drei Vorstandsmitglieder traten zurück. Der Deutsche Friedrich-Koh Dolge, der Franzose Philipp Dalarun, die Estländerin Silja Aavik und der Serbe Aleksander Djuric wurden neu in den Vorstand gewählt.
Die spanische Delegation stellte das Jugendmusikfestival vor, das vom 5. bis 8. Mai 2016 im baskischen Donostia-San Sebastián, stattfindet. Die Musikschulen der Mitgliedländer sind zur Teilnahme eingeladen und erhalten Informationen mit Anmeldeformular. Eine erste Hauptprobe mit 5000 beteiligten Kinder und Jugendlichen hat bereits im Frühling 2015 stattgefunden. Die Organisatoren erwarten für das Jugendmusikfestival 2016 zusätzlich 7000 Musikschülerinnen und Musikschüler aus ganz Europa.

Gestern, Heute und Morgen
Nach Abschluss der DV folgte die Konferenz mit den Themen Erbe - Vielfalt - Zukunft. Zu jedem dieser Themen fand ein Vortrag statt. EMU-Präsidentin Maffli unterstrich die Wichtigkeit des kulturellen musikalischen Erbes, welches Grundlage für das kreative Schaffen junger Künstler sei. Sie wies auf die UNESCO-Konvention und auf die Deklaration von Bonn hin und betonte, dass eine gemeinsame Vision über die Verantwortung kultureller und musischer Erziehung nur dank Vernetzung und Zusammenarbeit ermöglich werden könne.
Jan Smith, Präsident des European Music Council (EMC), nannte es in seinem Vortrag ein Privileg, sich mit Musik auseinandersetzen zu dürfen und beschwor das Ziel, es dereinst für alle möglich zu machen, die Sprache der Musik erlernen zu können.
Smith rückte das Thema der Legitimierung von Diversität in den Mittelpunkt. Sowohl die Spitzenleistung, das Experimentelle als auch das Besondere und das Kreative sollten im Neben- und im Miteinander Platz haben. Die Kommunikation in und durch die verschiedenen Medien spiele dabei eine massgebliche Rolle.
Zum Thema Zukunft betonte die Schweizerin Käthy Gohl Moser die Wichtigkeit optimaler Bedingungen bei der Ausbildung. Der Anspruch an Qualität in der Musik und Pädagogik und die Akzeptanz und Wertschätzung seitens der Kollegen und der Behörden sei erstrebenswert.
Der Niederländer Adri de Vugt stellte die European Association for Music in Schools (EAS) vor und erläuterte die Projekte bzw. die Kooperationen unter den verschiedenen Europäischen Ländern (www.eas-music.org/country). Dabei betonte er, dass der Musikunterricht nicht ausschliesslich auf die Zeit der Schul- und Ausbildungszeit limitiert sei, sondern ein lebenslanges Lernen impliziere bzw. voraussetze.

Schengen als Symbol für Grenzabbau
Zur Konferenz gehörte ein ganz spezielles Rahmenprogramm. Neben einem Museumsbesuch im Museum Draï Eechelen und einer Besichtigung der Stadt Luxemburg stand ein Ausflug nach Schengen auf dem Programm. Das Schengen-Abkommen zwischen den Benelux-Staaten, der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik betreffend den schrittweisen Abbau der Kontrollen an den gemeinsamen Grenzen wurde bekanntlich dort unterzeichnet. Schengen ist ein kleiner Ort mit 500 Einwohnern, der am Dreiländereck Luxemburg, Frankreich und Deutschland liegt. Die stimmungsvolle Rückreise nach Luxemburg erfolgte per Schiff auf der Mosel.
In der Philharmonie, die 2005 im Luxemburgischen Europa-Viertel eröffnet wurde, fand zum Abschluss der EMU-Konferenz ein Konzert mit jungen begabten Luxemburger Preisträgern statt.
Europaweit setzen sich wichtige Persönlichkeiten für das Wohl der musizierenden Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen ein. Dabei ist die Vernetzung, laut EMU-Konferenz, sowohl auf europäischer, als auch auf nationaler, kantonaler und regionaler Ebene essentiell, um gemeinsam die Ziele in der Musikerziehung zu erreichen.