Musikalische Bildung im gesellschaftspolitischen Wandel
Der VMS hat sich die Vision «vorausgehen – verbinden – unterstützen» auf die Fahne geschrieben. Dem «Vorausgehen» soll in den nächsten Jahren vermehrt Beachtung geschenkt werden. Das kam an der DV / Präsidienkonferenz deutlich zum Ausdruck.
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- Foto: Niklaus Rüegg
- Spuren intensiver Arbeit
An der VMS-DV wird das Projekt «Musikschule von Morgen» präsentiert.
Niklaus Rüegg – Zwei Schwerpunkte wurden an Delegiertenkonferenz mit integrierter Präsidienkonferenz am 14. November in Olten gesetzt: als aktuelles politisches Thema die Umsetzung des Verfassungsartikels 67a «Musikalische Bildung» im Rahmen der Kulturbotschaft 2016-19 und ein Referat von Fabian Niggemeier, SUISA, zum Umgang mit dem Urheberrecht an den Musikschulen (siehe dazu den Services-Artikel). Das eigentliche Kardinalthema war aber das VMS-Projekt «Musikschule von Morgen».
Die zum VA 67a gehörige Gesetzesvorlage ist vom BAK bekanntlich in die Kulturbotschaft 2016–19 integriert worden. Die Gewichtung und die gesetzliche Verortung ist zwar nicht die von den Abstimmungsgewinnern angestrebte, doch bekommt der Laienbereich in der inzwischen vernehmlassten Kulturbotschaft mit dem Programm Jugend und Musik eine erfreuliche und mehrheitsfähige Perspektive. In Anlehnung an das Programm «Jugend und Sport» sollen ab Anfang 2016 Kurse und Musiklager, geleitet von zertifizierten j+m-Leitenden, angeboten werden. Der VMS begrüsst diese Pläne. In einer Arbeitsgruppe hat unser Verband zusammen mit andern Musikverbänden aktiv am jetzt vorliegenden Grobkonzept mitgearbeitet, welches der Bevölkerung Anfang Dezember im Rahmen der Kulturbotschaft präsentiert werden wird.
«Musikschule von Morgen»
An der Klausur Anfang September hat der Vorstand das Konzept entworfen. An der DV konnten nun die Grundzüge des Projekts «Musikschule von Morgen» vorgestellt werden.
Die politischen Entwicklungen machen es deutlich: Der Bund lässt die Finger von den Musikschulen und überlässt die volle Verantwortung den Kantonen und Kommunen. Politisch kann das nur heissen, dass jetzt an den kantonalen Gesetzgebungen für die Musikschulen gearbeitet werden muss. Inhaltlich wird die Arbeit des VMS und der Kantonalverbände auf drei Säulen zu ruhen kommen: Kooperationen, Schul- und Organisationsentwicklung. Die Zusammenarbeit mit Profi- und Laienverbänden, mit Volksschule, Gymnasium, PH und Musikhochschulen werden als zentrale Aufgabe wahrgenommen. Eine AG Pädagogik soll hier die Schnittstellen und Aufgabenteilung klären, Doppelspurigkeiten und Möglichkeiten der Zusammenarbeit aufzeigen. In der Begabungsförderung müssen die kantonalen Programme gefördert und die Schnittstellen Musikschule/Precollege/Hochschule sowie der Bundesauftrag koordiniert werden. Das neue Programm «Jugend und Musik» kann eine Chance bedeuten für die Musikschulen. Sie werden in Teilbereichen davon profitieren und sich auf der anderen Seite in selbstbewusster Abgrenzung neu zu positionieren können.
Die Schulentwicklung ist ein Dauerthema, muss aber immer wieder auf die Gesellschaftsentwicklung hin angepasst werden. Der VMS nennt hier Stichworte wie neue Lernformen, E-Learning, Flexibilisierung des Unterrichts, Multikulturalität, Chancengleichheit. In der Organisationsentwicklung stehen nach Ansicht des VMS die wirtschaftlich sinnvolle Grösse, Trägerschaften, Zweckgemeinschaft und Zusammenarbeit mit Privatschulen im Fokus.
Als übergeordnete Vision der Musikschule von Morgen steht das Ziel, eine Identität zu finden, die einen klaren Bildungsauftrag mit nachprüfbarer Qualität einschliesst. Die Musikschulen sollen sichtbarer werden, ein klares Profil bekommen und eine zentrale Verantwortung für die musikalische Bildung übernehmen.
Weitere, mitunter lebhaft und kontrovers diskutierte Themen waren die Mehrjahreszielplanung, das Reporting, die Finanzen, das Factsheet zur Aufgabenteilung VMS – Kantonalverbände, die schwierige Situation der Schweizer Musikzeitung SMZ, der Entwicklungsstand von «quarte open label», die Statistik 2015 und Einiges mehr.
Die Ankündigung der Jubiläums-DV am 20. November im Volkshaus Biel anlässlich des 40. Geburtstags des VMS stiess auf einhellige Zustimmung.