Feierlaune im Wallis
Keine Schule drückt sie schon in der Abkürzung ihres Namens besser aus: «AMO» – die Liebe zur Musik. Fast ein ganzes Schuljahr lang dauern die Feierlichkeiten der Allgemeinen Musikschule Oberwallis anlässlich ihres fünfzigjähren Bestehens.
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- Christine Bouvard im Interview mit Sven Epiney: «Ihr Walliser habt ja das Privileg, dass eure Sprache schon Musik ist.»
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- Bruno Zenhäusern: «Betreibt keinen Leistungssport, aber bringt junge Leute zum Brennen».
Die Oberwalliser Musikschule präsentiert sich zum Fünfzigsten in bester Verfassung.
Niklaus Rüegg – Die Musikschule Oberwallis bildet zusammen mit dem Conservatoire Cantonale in Sion und Ecole de jazz et de musique in Martigny die «Association des Ecoles de Musique du Valais». Der Verband wurde im letzten Jahr nach intensiven Verhandlungen gegründet – ein gut schweizerisches Beispiel der Zusammenarbeit über Sprachgrenze und kulturelle Unterschiede hinweg. Die «AMO» zählt mit ihren fast 2000 Lernenden (gut 1400 im Einzel- und über 500 im Gruppenunterricht) und 88 Lehrpersonen zu den grossen Schweizer Musikschulen. Das Angebot erstreckt sich vom Eltern-Kind-Singen und der musikalischen Grundschule bis hin zur Erwachsenenbildung. Dazwischen liegt das ganze Angebotsspektrum einer erstklassigen Musikschule. Besonders hervorzuheben sind die Singschule «Cantiamo» und die berufsbegleitende Ausbildung in Kirchenmusik und Chorleitung. Eine Leistungskontrolle wird in Form eines Stufentestmodells mit vier Schwierigkeitsgraden angeboten. Die Schule hat ein dezentrales Konzept. Die Lehrpersonen gehen zu den Lernenden in annähernd 60 Gemeinden. Dieses Konzept erlaubt der Schule, praktisch ebenso viele Schüler auszubilden wie im Unterwallis, obwohl der obere Kantonsteil nur 25 Prozent der Bevölkerung stellt.
Drei Uraufführungen an einem Abend
Im vergangenen September erfolgte der Auftakt der Feierlichkeiten mit einer «Talentschmiede» mit Casting, Coaching und Abschlusskonzert. Es folgten etliche klassische und Band-Konzerte, darunter «Der Nussknacker» von Tschaikowski mit Kindern, Musiklager, Workshops, Tag der offenen Tür, Wettbewerb. Das Schlussfest ist am 14. Juni auf Schloss Leuk.
Am 29. März ging der offizielle Festakt im «La Poste» in Visp über die Bühne. Das Walliser Moderatorengenie Sven Epiney führte gewandt durch den Abend. Er konnte verschiedene Gäste aus Kultur, Politik und Wirtschaft begrüssen. Der musikalische Reigen wurde eröffnet mit «CelebriAMO» von Eduard Zurwerra unter der Leitung des Komponisten. In dem zwölfminütigen Werk waren alle Fächer und Disziplinen der Musikschule vertreten. Ein grosses Orchester mit klassischer Besetzung und der Kinderchor «Cantiamo» präsentierten sich von ihrer besten Seite.
«Ä Tag wiä dischä» von Tobias Salzgeber hiess die zweite Uraufführung. Das Ensemble «apartig» mit Jodlerin Manuela Marie Lehner-Mutter durfte an dem Abend die Volksmusik vertreten. Salzgebers Komposition hat sowohl feierlich-hymnische wie auch tänzerisch-groovende Rhythmen zu bieten.
Das Stück «Jubiloso» von Alex Rüedi brachte heitere Latin-Rhythmen und groovende Shuffles zu Gehör. Rüedi verbindet jazzigen Formen gekonnt mit Volksmusik-, Streicher- und Gesangselementen.
Abschied des Schulleiters
Der langjährige Schulleiter Bruno Zenhäusern machte sich zur Pensionierung mit dieser Feier selbst das erdenklich schönste Geschenk. Er erlebte diesen Abschied als höchst emotionsgeladenen Moment. Zenhäusern lässt eine Schule in bester Verfassung zurück: «Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht», hatte er bereits vor zweieinhalb Jahren in einem Interview mit der SMZ gesagt, als es darum ging, die Bildungsziele der drei Walliser Schulen so zu harmonisieren, dass man die Gründung eines Kantonalverbandes an die Hand nehmen konnte. Zur Erreichung dieses Ziels hat er Massgebliches beitragen und das musikalische Wallis ist nun auch in politischer Hinsicht fit für die Zukunft.
Musikschule Oberwallis: www.amovisp.ch