Die Delegierten der Kantonalverbände zerbrechen sich die Köpfe über den Musikunterricht der Zukunft. 

Die Zukunft der Musikalischen Bildung

Niklaus Rüegg, 06.12.2013

Die Herbst-Delegiertenversammlung des VMS brachte unter anderem zwei Schwerpunktthemen und zwei gewichtige Veränderungen in verantwortungsvollen Positionen.

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Die drei aktuellen Geschäftsführerinnen (v.l.) Jovita Tuor, Ruth Hochuli und Margot Müller.

Wie soll der Musikunterricht der Zukunft gestaltet werden?

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Elisabeth Karrer erläutert den Lehrplan 21.

Niklaus Rüegg – Wie soll die musikalische Bildung in Zukunft organisiert werden? – Um diese Frage gruppierten sich die Hauptthemen der DV vom 15. November 2013 in Olten: An den öffentlichen Schulen wird mit der Einführung des Lehrplans 21 gerungen, für die Musikschulen wird nach zukunftsfähigen Konzepten gesucht und die Begabungsförderung wird zum FMB-Thema.
Die Vakanz im Vorstand konnte durch die einstimmige Wahl von Letizia Walser, Schulleiterin an der Musikschule Binningen-Bottmingen und DV-Mitglied geschlossen werden. Sie wird für das Ressort «Public Affairs» zuständig sein. Ihre letzte DV bestritt die Geschäftsführerin Ruth Hochuli. Ihr Wirken wurde von der Präsidentin und den Delegierten gewürdigt und sie bedankte sich beim Gremium für die dreizehnjährige Zusammenarbeit. Sie hatte den administrativen Aufbau der Geschäftsstelle vollzogen und den VMS umsichtig und engagiert von der Direktmitgliedschaft der Musikschulen über die Phase der KDK (Konferenz der Kantonalen Delegierten) zur Dachverbandsstruktur begleitet. Ihre Arbeit wird in der Januarnummer der SMZ eingehend gewürdigt werden.

Ein Lehrplan für die nächsten 20 Jahre
Präsidentin Christine Bouvard durfte Elisabeth Karrer, Dozentin für Fachdidaktik an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen zum Thema Lehrplan 21 begrüssen. Sie ist Leiterin des Teams «Musik LP21», welches den Fachbereich Musik des neuen Planwerks betreute. Das Wesentliche am LP21 ist der Wechsel vom Lernziel- zum Kompetenz-Primat. Das Konzept der Lernziele entstammt dem Zeitgeist der Neunziger Jahre und wurde von den Lehrpersonen inzwischen verinnerlicht. Elisabeth Karrer sagt dem Kompetenzprinzip eine lange Eingewöhnungsphase voraus: «Es dauerte 20 Jahre bis man mit Lernzielen umgehen konnte. Es könnte bis zu 30 Jahre dauern, bis dies mit den Kompetenzen der Fall ist».
Der Lehrplan ist in drei Zyklen aufgebaut: 1. Zyklus Kindergarten bis 2. Klasse, 2. Zyklus 3. bis 6. Klasse, 3. Zyklus 7. bis 9. Klasse. Die sechs Kompetenzbereiche bleiben die ganze Zeit über dieselben, während sich der Kompetenzerwerb «spiralförmig»
durch die Zyklen entwickelt. Erfahrung, Können und musikalisches Wissen werden so in zunehmender Differenziertheit gesteigert. Die Mindestansprüche wurden bewusst hoch angesetzt, doch es komme «auf die Haltung an, mit der man das liest». Dieselbe Kompetenz kann besser oder weniger gut erfüllt werden.
Der Lehrplan 21 befindet sich noch bis Ende 2013 in Vernehmlassung. Nach der Auswertung wird das Werk noch einmal überarbeitet und voraussichtlich im Herbst 2014 von den Erziehungsdirektorinnen und -direktoren zur Einführung in den Kantonen freigegeben.
Der VMS verfasst dazu zur Zeit eine Konsultationsrückmeldung, welche die Stimmen der Kantonalverbände miteinbezieht. Grundsätzlich wird der LP 21 im Fachbereich Musik positiv aufgenommen. Eine der Hauptsorgen bezüglich des LP21 bezieht sich auf die Unterrichtenden, denn mit dem heute zur Verfügung stehenden Lehrpersonal können diese Anforderungen wohl nicht umgesetzt werden. Hier muss die Ausbildung im Fach «Musik» an den Pädagogischen Hochschulen dringend überprüft und das Thema Generalist/Fachlehrer diskutiert werden. Ein Fragezeichen wird auch hinter die Nachprüfbarkeit der Kompetenzerreichung gesetzt.
Weiterführende Informationen: www.lehrplan.ch.

BAK-Bericht bei Berset
Der BAK Bericht wurde Anfang November fertig gestellt und wurde Ende Monat Bundesrat Berset übergeben. Die AG hatte den Auftrag. eine Auslegeordnung über die musikalische Bildung zu erarbeiten und zu Absatz 1 und 3 des Verfassungsartikels mögliche Massnahmen zu formulieren. Die musikalische Bildung an den Schulen bleibt in der Zuständigkeit der Kantone. Der Themenbereich der Ausbildung der Lehrpersonen im Volksschulbereich wurde durch eine Erweiterung des Auftrags im Bericht berücksichtigt. Die Hauptthemenbereiche des Berichts handeln von der Talentförderung, der Berufsbildung der ausserschulischen musikalischen Bildung (Früherziehung, Musikschule, Laienverbände), den Musikhochschulen sowie von der dringlichen Kooperation unter allen Beteiligten.
Das Departement des Innern (EDI) wird daraus nun Handlungsschwerpunkte und einen Gesetzesentwurf vorbereiten. Der Bericht wird im Januar 2014 in den drei Hauptlandessprachen veröffentlicht und geht zusammen mit den Arbeiten des EDI im Frühjahr 2014 in die Vernehmlassung bei den Kantonen, Gemeinden, Verbänden und weiteren Gruppierungen. Es wird erwartet, dass die parlamentarische Debatte über die Gesetzesvorlage ab Anfang 2015 beginnt.
Weiterführende Informationen zum BAK-Bericht sind dem Artikel «Trägerschaften prägen Schulkultur» sowie der Verbandsseite von j+m zu entnehmen.

Fulminanter Auftakt 2014
Nach zwei Jahren Pause erlebt das Paradepferd des VMS einen neu konzipierten Auftritt am alten Ort: Das Forum Musikalische Bildung findet am 24. und 25. Januar 2014 im TRAFO in Baden statt. Die Begabungsförderung steht – im Verfassungsartikel 67a klar als Bundessache deklariert – im Fokus und wird interdisziplinär beleuchtet und diskutiert werden. Best Practice-Beispiele von zehn Vorzeigeprojekten werden in einer Posterausstellung präsentiert. Auf den VMS-Verbandsseiten wird seit letztem Sommer auf Papier und online breit informiert und die Hauptreferenten werden porträtiert.
Felix Bamert informierte über den Stand der Arbeiten am Projekt Portfolio für Schülerinnen und Schüler.
Das von der DV in Auftrag gegebene Papier «Kriterien für die Aufnahme von Schulen in Kantonalverbände» wurde von Andreas Weidmann vorgestellt. Er hat bei der Präsentation betont, dass es sich dabei um Empfehlungen des VMS handelt und die Kantonalverbände frei sind, wie sie mit dem Papier umgehen. Ein Hinweis auf den Empfehlungscharakter wird auf der Titelseite angebracht.
Das «Handbuch Politik» ist in Arbeit und wird an der nächsten DV als Rohentwurf vorgelegt. Es wird praktische Anleitungen dazu enthalten, wie ein kantonaler Gesetzgebungsprozess aufgegleist und durchgeführt werden kann.
Bewegung gibt es auch beim Thema «quarte»: die Verbreitung des VMS-eigenen Qualitätsmanagement-Labels soll durch einige Massnahmen angekurbelt werden.
Das Budget 2014 prognostiziert ein kleines Defizit von CHF 5’480.00. Angesichts des Verbandsvermögens und der bestehenden Rückstellungen sieht der Vorstand allerdings keinen Anlass, die Mitgliederbeiträge zu erhöhen.
In ihrem Rückblick auf die Jahresklausur von vergangenem September (vgl. Bericht in der Oktobernummer 2013) betonte Christine Bouvard, dass der Dachverband wieder vermehrt vorangehen und vorausschauend tätig werden müsse. Die Entwicklung der Vision der «Musikschule von morgen» wurde denn auch als übergeordnetes Ziel in den Jahreszielplan 2014 -2019 aufgenommen.

 

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Martin Giese vom Urner und Hans Peter Hess vom Berner Verband.
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David Lauri (Basel), im Gespräch mit dem neu gewählten Vorstandsmitglied Letizia Walser vom Kanton Baselland.