Statistische Erhebung der Schweizer Musikschulen: Fakten und Kommentare 

Mehr als Zahlen

Niklaus Rüegg, 05.09.2013

Die VMS-Statistik 2012 bietet ein repräsentatives Abbild der schweizerischen Musikschulen im interkantonalen Vergleich.

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Fachbelegungen im Instrumental- und Vokalunterricht (total 159‘126 in den erfassten 351 Musikschulen).

Statistische Erhebung der Schweizer Musikschulen: Fakten und Kommentare

 

Niklaus Rüegg – Die Erhebung von statistischen Daten ist eine der Kernaufgaben des Dachverbandes VMS. Im vergangenen Juni konnte nach aufwändiger Arbeit die aktuelle Statistik 2012 fertiggestellt werden. Die 30-seitige Auswertung präsentiert sich als nationaler Überblick über die Struktur der Musikschulen, zur Finanzierung der Musikschulen, zu Fragen der Führung und des Controllings, der Ausbildung der Fachkräfte und zum musikpädagogischen Angebot. Erfasst wurden alle 434 Musikschulen der Schweiz und Liechtensteins (die Musikschule des Fürstentums geniesst den Status eines Kantonalverbandes). 351 davon haben ihre Daten eingereicht (82.9 Prozent). Die Ergebnisse der Statistik 2012 ermöglichen es, eine realitätsnahe Beurteilung der Verhältnisse an den Schweizer Musikschulen zu ausgewählten Fragestellungen vorzunehmen. Diese Erkenntnisse können zur Untermauerung der politischen Arbeit und für die Positionierung der Musikschulbranche in der Öffentlichkeit genutzt werden. Doch Vorsicht: Reine Zahlen haben meist keinen eindeutigen Aussagewert, bevor sie nicht in Relation zu andern Daten gesetzt werden. In jedem Fall aber handelt es sich bei der vorliegenden Statistik um eine repräsentative Erhebung mit eindeutigen Trends, die es erlauben, Handlungsfelder zu identifizieren und daraus Massnahmen abzuleiten.
Die 434 Mitgliedschulen des VMS verfügen über eine staatliche Anerkennung. Sie sind im Dachverband über ihre Kantonalverbände organisiert. Der Aargau liegt mit 81 Schulen anzahlmässig an der Spitze, gefolgt von LU (60), SO und ZH (43), SG (31) und BE (30). Auf der andern Seite liegen AR und VS (3), BS, NE, SH (2) und AI, FR, GL, JU, UR, LIE (1), welche zumeist ganze Regionen abdecken. An den Schweizer Musikschulen werden rund 280‘000 Kinder und Jugendliche von rund 12‘000 Musiklehrpersonen unterrichtet. Im Vergleich dazu besuchten in der Schweiz in der Erhebungsperiode 905‘908 Schülerinnen und Schüler die Primar- oder Sekundarstufe I.

Grosse Unterschiede
Die Unterschiedlichkeiten in der Finanzierung sind beachtlich. Die Unterstützung der öffentlichen Hand fällt von Kanton zu Kanton, ja sogar innerhalb desselben Kantons sehr verschieden aus. In den meisten Kantonen tragen die Eltern 40 bis 60 Prozent der Kosten. In einigen wenigen Kantonen machen die Schulgelder sogar bis zu 87 Prozent aus, während in andern Kantonen die öffentliche Hand die Musikschulen mit bis zu 75 Prozent unterstützt.
Der maximal gemeldete Tarif für den 30-Minuten-Unterricht beträgt CHF 938.-, der minimale CHF 186.-. Im Median der tiefsten und höchsten Tarife bewegt sich die Beteiligung der Eltern zwischen CHF 365.- und CHF 571.- pro 30‘ und Semester. Rabattsysteme gibt es an den meisten Musikschulen. Oft werden hier für die gleichen Ermässigungen allerdings unterschiedliche Begriffe verwendet.

Schulleitungen meist im Teilpensum
Insgesamt 63.1 Prozent der Musikschulleitenden in der Schweiz sind in Teilzeitpensen beschäftigt. An 43 Prozent der Musikschulen (141) werden Musikschulleitungspensen zwischen 0,03 und 0,5 Stellen geboten. 18 Schulen (5.4 Prozent) verfügen über ein volles Pensum für die Schulleitung. 31 Prozent der Schulen kennen Schulleitungspensen von mehr als einer Vollstelle. Im Median fallen pro Vollpensum die Betreuung von rund 623 Fachbelegungen an. Das Maximum der betreuten Fachbelegungen pro Vollstelle liegt bei 1'100 (ein Kanton), das Minimum zwischen 200 und 400 (drei Kantone).
72.8 Prozent der Musikschulleitenden (250) sind für ihre Aufgabe ausgebildet und verfügen über ein entsprechendes Diplom. Über welche Abschlüsse es sich dabei handelt, geht aus der Erhebung nicht hervor.
Zur Frage der Einführung eines Qualitätssicherungssystems haben 321 Schulen Stellung genommen. Rund 20.8 Prozent (67) der Schweizer Musikschulen arbeiten bereits mit einem Qualitätsmanagementsystem. Elf dieser Musikschulen (3.4 Prozent) sind nach «Quarte» zertifiziert. Unter diesen 67 Schulen gibt es eine Anzahl Schulen, die mit «Quarte» arbeiten, ohne den Zertifizierungsprozess eingegangen zu sein.

Mehr diplomierte Lehrpersonen
86.5 Prozent der 11‘991 Musiklehrpersonen verfügen über ein musikpädagogisches Diplom. An den erfassten 351 Musikschulen finden pro Woche total 159‘126 Lektionen im Instrumental- und Vokalbereich als Einzel- oder Gruppenunterricht statt. Hochgerechnet auf alle Schweizer Musikschulen sind dies 198‘907 Lektionen wöchentlich. In der Summe aller Unterrichtseinheiten, ergibt dies eine durchschnittliche Lektionsdauer von 35.5 Minuten. Ergänzt wird dieses Unterrichtsangebot durch die Ensemblelektionen und die Grundausbildungen an den Musikschulen oder in Kooperation mit der Volksschule. Zusammen mit dem Klassenmusizieren und weiteren ergänzenden Spezialfächern ergibt das insgesamt 255‘655 Fachbelegungen. Hochgerechnet auf 100 Prozent der VMS Musikschulen ergibt dies total knapp 320‘000 Fachbelegungen.

Die Erfahrungen mit der Statistik 2012 sollen in Form von Optimierungen in zukünftige Erhebungen mit einfliessen. Es wird ein dreijähriger Turnus angestrebt.