Jugendliche Musikerinnen und Musiker sammeln prägende Erfahrungen. 

Lehrreiche Jugend-Orchesterwoche in Gstaad

Daniel A. Kellerhals, 05.09.2013

Das Abschlusskonzert der Play@ Menuhin Festival Gstaad Jugendorchesterwoche vom Sonntag 11. August 2013 im Festivalzelt bildete den krönenden Abschluss eines hochkarätigen Musiklagers für Jugendliche aus der ganzen Schweiz und dem nahen und fernen Ausland.

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In einer Woche wurde unter kundiger Leitung ein anspruchsvolles Programm erarbeitet.

Junge Musikerinnen und Musiker sammeln prägende Erfahrungen.

 

Daniel A. Kellerhals – Am 5. August trafen sich die über 60 jungen Musizierenden in Zweisimmen zur 5. Auflage der Play@ Menuhin Festival Gstaad Jugendorchesterwoche, um zusammen ein Konzertprogramm einzustudieren und aufführungsreif zu gestalten. Unter der musikalischen Leitung von Matthias Kuhn bot das Team mit Marianne Aeschbacher, Violinen, Tirza Vogel, Viola, Tobias Moster, Violoncelli, Matthias Ebner, Holzbläser und Markus Oesch, Blechbläser, den Teilnehmenden in einer intensiven und strukturierten Studienwoche einen Instrumental- und Musikunterricht, der seinesgleichen sucht.

Grosse Namen standen auf dem subtil zusammengestellten Programm: Bizet, Tschaikowsky, Brahms. Nur wer die ersten Töne am Montag in den Probelokalen des Schulzentrums Zweisimmen und auch das Abschlusskonzert am Sonntag gehört hat, kann ermessen, wie viel gezielte, professionelle und einfühlsame Arbeit in diese Woche eingeflossen ist. Die Teilnehmenden haben Begeisterung und Interesse, aber auch Erwartungen mitgebracht; das Leitungsteam Enthusiasmus und Professionalität. Diese Kombination brachte ein eindrückliches Ergebnis, vielfältige Erlebnisse und bleibende Erinnerungen hervor.

Das Konzert begann mit «Les Toréadors» aus der Carmen-Suite von Georges Bizet. Vom ersten Ton an war das zahlreich erschienene Publikum gefesselt von der Klangfülle, der Präzision und der differenzierten Interpretation, die den riesigen Raum des Festivalzeltes ausfüllten. Es folgten der Ungarische Tanz Nr. 14 e-Moll von Johannes Brahms, die «Aragonaise» aus der Carmen-Suite von Georges Bizet und Brahms’ Ungarischer Tanz Nr. 2 d-Moll. Dieser Wechsel zwischen Bizet und Brahms erwies sich als geschickte Programmgestaltung, die es dem Dirigenten Matthias Kuhn erlaubte, die Gemeinsamkeiten und gleichzeitig prägnanten Unterschiede dieser Grossen der Musikliteratur darzustellen. Das Orchester folgte ihm aufmerksam und differenziert; auf stampfende Rhythmen folgten schmelzende Kantilenen, die Bläser nahmen die Linien der Streicher nahtlos auf, führten die Melodien weiter und gaben sie wieder zurück – und dies mit einer Dynamik und mit Tempi, die einem gesetzten Orchester in nichts nachstanden!

Nachdem sich das Play@ Jugendorchester brillant vorgestellt hatte, wechselte es in die Begleitfunktion. Die junge koreanische Violinistin Sunyong Lee spielte den ersten Satz aus dem Violinkonzert D-Dur op. 35 von Peter I. Tschaikowsky. Mit hoher Virtuosität und reifer Musikalität vermochte sie das Publikum und auch die jungen Musizierenden des Orchesters in ihren Bann zu ziehen. Diese passten sich der Solistin einfühlsam an, reagierten schnell, sauber und präzis. Die Umstellung von einem ungarischen Tanz von Brahms auf die Begleitung eines Violinkonzertes ist gross, das Orchester schaffte sie auf eindrückliche Weise.
Mit Sunyong Lee hat ein vielversprechendes Talent die Bühne des Festivalzeltes in Gstaad betreten. Nach dem Bachelorabschluss in Seoul setzt sie ihr Studium zum Master of Music bei Frau Prof. Julia Schröder an der Hochschule für Musik Freiburg im Breisgau fort. In 2012 absolvierte Sunyong Lee ein Orchesterpraktikum mit dem SWR Sinfonie-Orchester unter dem Chefdirigenten François-Xavier Roth.

Das Konzert schloss mit einem weiteren Wechselspiel Brahms-Bizet (Ungarischer Tanz Nr. 20 e-Moll und «Habanera»), in dem die Teilnehmenden an der Play@ Jungendorchesterwoche nochmals ihre Begeisterung und ihr musikalisches Können zum Ausdruck brachten. Das Publikum dankte mit brandendem Applaus und wurde seinerseits mit dem Evergreen «Les Toréadors» als Zugabe belohnt.

Eine zweite Zugabe zur Erheiterung des Publikums verfehlte ihre Wirkung nicht: A Capella und ohne Dirigent gaben die Musikerinnen und Musiker zweistimmig das Lagerlied zum besten, das sie mit den Lagerleiterinnen Sarah Widmer und Laura Binggeli eingeübt hatten. Die Überraschung war gelungen, das Publikum hätte gerne noch mehr gehört.

Die Play@ Menuhin Festival Gstaad Jugendorchesterwoche 2013 war ein grosser Erfolg. Mehr Teilnehmende als in den Vorjahren haben hohe Musikalität und beeindruckende instrumentale Technik gezeigt. Betreut von einem engagierten Leitungsteam haben alle in nur einer Woche Grossartiges erarbeitet. Dem Menuhin Festival Gstaad, den Sponsoren und Gönnern, den Helfern und Helferinnen gebührt der herzliche Dank, dass dies erneut möglich war und weiterhin möglich sein wird. Die 6. Play@ Jugendorchesterwoche 2014 findet vom 4. bis 10. August statt.