Arbeitsreiches erstes Halbjahr
Der VMS-Vorstand präsentierte an der Juni-DV die Früchte einer intensiven ersten Jahreshälfte 2013. Im Zentrum stand die Statistik 2012. Als Gastreferent stellte Stefano Kunz die Arbeit des SMR vor.
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- Foto: Niklaus Rüegg
- Mit André Rochat verlässt eine charismatische Persönlichkeit die DV. Nicolas Schwery übernimmt die Vertretung für das Wallis.
Niklaus Rüegg – Nachdem die Frühlingsdelegiertenversammlung infolge Themenmangels abgesagt wurde, häuften sich die Traktanden am 7. Juni in Olten umso mehr. Nach einer jahrelangen Durststrecke konnte eine repräsentative Statistik vorgelegt werden, eine Arbeit, die den Vorstand über Monate stark in Anspruch nahm. Der Informationsbedarf der BAK-Arbeitsgruppe beschleunigte die Fertigstellung der Statistik zusätzlich, da im Gesetzgebungsprozess möglichst viele und möglichst aussagekräftige Daten benötigt werden.
Trends erkennbar
Statistiken sind nützlich, können aber auch trügerisch sein. Reine Zahlen haben meist keinen eindeutigen Aussagewert, bevor sie nicht in Relation zu andern Daten gesetzt werden. Darum sollten Statistiken nicht unkommentiert und immer vorsichtig verwendet werden. Ein einfaches Beispiel ist die Beurteilung des Zugangs zum Musikschulunterricht. Absolute Zahlen zu Fachbelegungen pro Kanton sagen hier wenig aus. Setzt man die Daten aber in Bezug zur Anzahl der Volksschüler/innen im selben Zeitraum können ganz andere Schlüsse gezogen werden.
Christine Bouvard und Andreas Weidmann stellten das vollendete, 30-seitige Werk detailliert vor und gaben es anschliessend in gedruckter Form an die Delegierten ab. Neben einer Einleitung besteht es aus weiteren fünf Kapiteln zu allgemeinen Strukturdaten, Finanzierung, Führung und Qualitätsmanagement, zum musikpädagogischen Angebot und zur Unterrichtsstruktur. Bei einer Beteiligung von 351 oder 83 Prozent aller Musikschulen kann bei der aktuellen Statistik von einer repräsentativen Erhebung, zumindest aber von eindeutigen Trends gesprochen werden. Im mehrjährigen Vergleich werden die Aussagen noch an Kontur gewinnen. Das Sammeln der Daten war sehr aufwändig und forderte von allen Beteiligten viel Einsatz, Zeitaufwand und Geduld. Die Erfahrungen mit der Statistik 2012 sollen in Form von Optimierungen in zukünftige Erhebungen mit einfliessen. Es wird ein dreijähriger Turnus angestrebt. Eine alljährliche Durchführung ist auf Grund der Ressourcen kaum machbar und auch von den zu erwartenden Ergebnissen her wenig sinnvoll.
Grundlagenarbeit nimmt Formen an
Die BAK-Arbeitsgruppe erlebt eine höchst arbeitsreiche Zeit. Die Vorbereitung der Gesetzgebung auf Grund des Verfassungsartikels «Musikalische Bildung» fordert von allen teilnehmenden Verbänden (EDK, Schweizerische Gemeinde- und Städteverbände, IG jugend und musik, VMS, j+m, SMR, KMHS) höchsten Einsatz. Das Bereitstellen der Unterlagen, welche als Basis für das neue Bundesgesetz dienen sollen, muss sehr genau erfolgen, da das Gesetz später auf diesen Fakten und den geltend gemachten Wünschen beruhen wird. Nach wie vor beschränkt sich die Arbeit auf Absatz 1 und 3 (Förderung musikalische Bildung, Begabtenförderung, Zugang ausserschulische musikalische Bildung). Die Förderung des Musikunterrichts an Schulen bleibt aussen vor und soll prioritär über Harmos und den Lehrplan 21 abgedeckt werden. Hingegen wurde die Arbeitsthematik auf die Qualität der Ausbildung der Lehrpersonen und der Ausbildungsstätten ausgeweitet. In der Logik der ursprünglichen Initiative gehören die drei Absätze zusammen und sollen aus Sicht der Initianten in ein übergeordnetes Rahmengesetz für die musikalische Bildung münden. Ende 2013 wird dem Bundesrat ein erster Bericht vorgelegt und im Rahmen des «Dialogue national culturel» weiter beraten. 2014 folgt die parlamentarische Debatte; 2015/2016 soll das nationale Gesetz stehen. Die Ergebnisse werden in die Kulturbotschaft 2015 bis 2018 einfliessen.
Der Schlüssel zum Erfolg
Das Forum Musikalische Bildung FMB hatte letztes Jahr eine schöpferische Pause eingelegt. Im Januar 2014 ist es mit neuem Konzept an alter Stätte im TRAFO Baden zurück. Die Vision ist dieselbe geblieben: Das FMB ist Informations- und Diskussionsplattform und stärkt kulturpolitische Netzwerke. Das Dachthema des FMB 2014 heisst «Begabtenförderung», ein Bereich, der in Themenfeldern interdisziplinär aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und diskutiert werden wird.
Neu ist die Posterpräsentation, an der zehn Schulen teilnehmen und ihr Talentförderungskonzept auf F4-Plakaten veranschaulichen werden. Ein ausführliches Programm in neuem Layout und Taschenformat sowie ein Wegweiser zur Posterausstellung werden die Besucher informativ unterstützen.
Speerspitze für die musikalische Arbeit
Stefano Kunz ist seit März 2012 Geschäftsführer des Schweizer Musikrates SMR. Er konnte in dieser Zeit trotz gestrichener Bundessubventionen für den Dachverband aller Schweizer Musikverbände viel Goodwill erarbeiten. Dem Gastreferenten gelang es, die Unverzichtbarkeit dieser Organisation deutlich zu machen. Der 1964 gegründete Verband ist in Aarau domiziliert, hat 50 Mitglieder und repräsentiert gegen 600'000 Aktive. In der Arbeit des SMR werden drei Grundsätze befolgt: - subsidiäres Handeln, - Mitglieder unterstützen, - Wirkung durch Grösse. Die Tätigkeit des SMR umfasst im Wesentlichen die vier Bereiche - Lobbyieren (das Gefäss dazu in der Politik ist die Parlamentarischen Arbeitsgruppe Musik), - Koordinieren (verschiedene Positionen beim BAK darstellen), - Informieren (eine Informationsplattform wird aufgebaut) und - Agieren (z.B. Interventionen bei geplanten Subventionskürzungen wie kürzlich in St. Gallen).
Im nächsten Jahr wird der SMR anlässlich seines 50-jährigen Jubiläums erstmals einen nationalen Tag der Musik organisieren. Das Datum wird ziemlich sicher der 21. Juni sein, ein Tag der bereits international zu diesem Zweck genutzt wird.
Abschied und Wiedersehen
Der Vorstand hat eine neue Geschäftsleitung gewählt. Als Nachfolgeregelung von Ruth Hochuli, die im Januar in Pension geht, wird es eine Doppelführung mit Margot Müller, Baden, und Jovita Tuor, Sempach, geben. Beide verfügen über jahrelange Erfahrung als Musikschulleiterinnen und Kulturmanagerinnen. Nach erst anderthalb Jahren muss der Vizepräsident des VMS, Willy Odermatt, den Vorstand aus persönlichen Gründen wieder verlassen. Der Vorstand dankt ihm für seine wertvolle Arbeit. Die Ersatzwahl wird per nächstes Jahr erfolgen. André Rochat aus Genf tritt als Delegierter per Sommer 2013 zurück. Er war eine wichtige Stimme für die Romandie, die sich unermüdlich und beharrlich zu Wort meldete. Er dachte dabei nicht nur lokal auf die Westschweiz bezogen, er hatte immer auch gesamtschweizerische Aspekte im Auge. Als sein Nachfolger wird Peter Minten als Delegierter amten. Das bedeutet ein erfreuliches Wiedersehen, denn erst vor zwei Jahren trat Minten nach langem Wirken aus dem VMS-Vorstand zurück. Zum ersten Mal im Gremium begrüsst wurden ausserdem Nicolas Schwéry für das Wallis, Eva Crottogini für die beiden Appenzell, Christian Crottogini für St.Gallen, Frank Rinne für Glarus und Klaus Beck für das Fürstentum Liechtenstein.
An laufenden Projekten des VMS kamen an der DV ausserdem die Trägerschaftskonferenz im Oktober, das Portfolio-Projekt für Musikschüler/innen, die AG Politik zur Erarbeitung der Anleitung für kantonale Gesetzgebungsprozesse sowie eine webbasiert Liste für Interessierte an Jury- und Expertenaufgaben zur Sprache.
Die nächste VMS-DV findet am 15. November 2013 wiederum im Hotel Arte in Olten statt.