Ein Programm setzt Massstäbe
Eine grossflächige Umfrage des VMS im letzten Jahr hat es gezeigt: es gibt unzählige Begabtenförderungsprogramme an Schweizer Musikschulen. Auch auf Sek I- und Sek II-Stufe wird auf musikalischen Gebiet fleissig gefördert, doch bleiben diese Programme meist Einzelprojekte ohne nachhaltige Einbettung in die kantonale Musikbildung.
Die Talentförderung Musikschulen Baselland
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- Foto Niklaus Rüegg
- Ein basisdemokratisch entwickeltes Programm
Niklaus Rüegg – Die Baselbieter Musikschulen sind Vorreiter auf dem Gebiet der kantonalen Begabtenförderung. Vor zehn Jahren spielten sie bereits einmal diese Rolle, als die fünfzehn Musikschulen als vollwertige Schulart ins kantonale Bildungsgesetz integriert wurden – eine Pioniertat, die sich heute, angesichts der zu erwartenden Bundesgesetze, als visionär herausstellt. Bei der Begabtenförderung dürfte sich der Baselbieter Musikschulverband schon sehr bald ebenfalls als Vorzeigekanton profilieren. Die Begabtenförderung ist im neuen Musikförderungsartikel klar als Aufgabe des Bundes umschrieben. Der Bund wird demnach bei einer Finanzförderung auf tragfähige Strukturen pochen, die – ausser im Kanton Baselland – in dieser umfassenden Form noch kaum vorhanden sind.
Basisdemokratischer Prozess
Die Basellandschaftlichen Musikschulleitungen sind traditionell in engem Kontakt. Es ist ein kreatives Gremium, in dem zukunfts- und lösungsorientiert gearbeitet wird. Die Idee eines Begabtenförderungsprogramms, an dem sich alle Musikschulen des Kantons beteiligen, wurde 2007 an einer der sieben jährlichen Schulleitersitzungen vorgebracht. Der Leiter der Musikschule Gelterkinden, Marco Santschi, berichtete von Fördermassnahmen an seiner Schule. Es handelte sich damals um Lektionsverlängerungen für begabte Schülerinnen und Schüler. Der Funke sprang bald über. Der jetzige Präsident der Talentförderung Musikschulen Baselland, Beat Raaflaub, damals noch Leiter der Musikschule Muttenz, nahm die Sache in die Hand. 2008 startete das Programm mit 26 Begabten aus vier Musikschulen (Gelterkinden, Muttenz, Arlesheim, Reinach). Nach den Aufnahmeprüfungen im vergangenen März sind es aktuell gegen 80 Schülerinnen und Schüler aus 14 Schulen, die nach einem mehrstufigen Aufnahmeprozedere und einer bestandenen Prüfung in den Genuss eines attraktiven Förderungsprogramms kommen.
Zusammenarbeit mit Basel-Stadt
Die Basellandschaftlichen Musikschulen sind mit ihrem Programm aus dem Schatten der Stadt herausgetreten, haben ihr Image der kleinen Landschulen endgültig abgelegt und gezeigt, dass auch sie gute Arbeit leisten. Die stimulierende Konkurrenzsituation zur Basler Musikakademie spielte hier eine Rolle. Basels Musikschule verfügt für ihre Begabten schon seit etwa 25 Jahren über ein gut ausgebautes Förder- und Studienvorbereitungsprogramm. Das Thema lag auch irgendwie in der Luft. Jahrelang hatte man die Breite gefördert, jetzt war die Spitze dran. Die Leitungspersonen der Basler Musikschule werden seit jeher zur Baselbieter Leitungskonferenz eingeladen. Austausch und Zusammenarbeit sind also seit geraumer Zeit institutionalisiert. Die Jury der Aufnahmeprüfungen und das Gremium für die Leistungskontrolle sind folgerichtig paritätisch aus Fachleuten aus beiden Kantonsteilen zusammengesetzt. In dieser Zusammenarbeit spielt die städtische Seite nicht den Besserwisser. Im Gegenteil, die Basler Musikschule ist dabei, ihre Talentförderung dem Baselbieter Modell anzupassen. In naher Zukunft könnte daraus eine Talentförderung beider Basel entstehen. Ausserdem diskutiert man über die Gründung eines gemeinsamen Musikschulverbandes.