Befruchtender Mix zwischen Theorie und Praxis
Der Jazzmusiker, Schlagzeuglehrer und stellvertretende Leiter der Musikschule Aaretal Urs Weibel hat auch nach langjähriger musikalischer und pädagogischer Erfahrung enorm von der Masterausbildung an der Hochschule der Künste in Bern profitiert. Der frisch Diplomierte spricht über seine Erfahrungen mit dem Studiengang Musikmanagement und über die Zukunft der Musikschulen.
VMS-Schulleiterausbildung in jedem Alter möglich
-
- Foto Zumstein
- Urs Weibel hat klare Vorstellungen
- Das Nachdiplom Studium in Musikmanagement kann in einer beruflichen Karriere wegweisende Impulse setzen.
Interview: Niklaus Rüegg
Herr Weibel, was haben Sie im Musikmanagement-Studium an der Berner Hochschule der Künste gelernt?
Ich habe viele wertvolle Kenntnisse aus so verschiedenen Disziplinen wie Menschenführung, Organisationslehre, Gesprächsführung, Projektmanagement, Rechtskunde, Finanzbuchhaltung, Selbstmanagement etc. erhalten. Am meisten beeindruckt hat mich, dass ich am Schluss des Rhetorik-Moduls fähig war, eine zweiminütige Stegreifrede zu einem vorgegebenen Thema – man konnte sich gerade mal ein paar Sekunden besinnen – ohne zu stocken halten konnte!
Sind die erworbenen Kompetenzen in der Praxis anwendbar oder wurde Ihnen eher ein Hintergrundwissen vermittelt?
In einem ersten Schritt wurde jeweils das theoretische Basiswissen vermittelt. Fast immer wurde dann mit praktischen Übungen (Rollenspiele etc.) der gelernte Stoff vertieft. Der Mix zwischen Theorie und Praxis war sehr befruchtend.
Wie beurteilen Sie die inhaltliche Ausrichtung der vier CAS-Module?
Die vier Module – Selbstmanagement, Leadership, Projekt-und Konzeptdesign und das zu absolvierende Praktikum – decken meiner Meinung nach die Anforderungen, die an einen Musikschulleiter gestellt werden, gut ab.
Gibt es in der Ausbildung Gebiete, die Sie stärker, resp. weniger stark gewichten würden?
Nein, ich fand den Fächermix und wie die einzelnen Fächer gewichtet wurden optimal.
Ist der Aufwand bei gleichzeitiger, voller Berufstätigkeit zu bewältigen?
Für eine voll berufstätige Person ist der Aufwand beträchtlich. Ich meinerseits war jedenfalls froh, als der Abschluss ins Blickfeld rückte. Zum einen sind die erforderlichen Präsenzzeiten (sechzehn Tage pro Semester) nicht zu unterschätzen, zum anderen erfordert das Studium der (interessanten!) Unterlagen viel Zeit.
Haben Sie den viersemestrigen Zyklus an einem Stück absolviert, oder gab es Pausen?
Ich habe den Kurs an einem Stück absolviert und dann gleich noch die Masterarbeit angehängt.
Wie lange benötigten Sie für Ihre Abschlussarbeit?
Ich habe im Mai 2012 angefangen und im November 2012 abgeschlossen. Die Stunden habe ich nicht aufgeschrieben; ich habe viel in den Ferien und an Wochenenden gearbeitet.
Sie schreiben von «unsicheren Zeiten» in der Musikschullandschaft. Was meinen Sie damit?
Im Laufe des aktuellen, allgegenwärtigen «Sparklimas» werden die Musikschulen vermehrt unter finanziellen Druck geraten. So sieht das neue Musikschulgesetz des Kantons Bern beispielsweise die Möglichkeit vor, dass der Kanton seine Beiträge an die Musikschulen plafonieren kann.
Des Weiteren fordert das Gesetz eine vermehrte Zusammenarbeit zwischen Volks-und Musikschulen. Wie diese Zusammenarbeit aussehen soll, ist noch völlig offen.
Die Musikschulen müssen Strategien entwickeln, um den Musikunterricht für Jugendliche, die mit Freizeitangeboten überhäuft werden, weiterhin attraktiv zu gestalten. Ansonsten droht ein massiver Rückgang der Schülerzahlen.
Was muss denn geschehen, damit die Zukunft der Musikschulen sicherer wird?
Alle an den Musikschulen beteiligten Personengruppen (Aufsichtsbehörden, Schulleitungen, Musiklehrpersonen) sind gefordert, ihr bisheriges Selbstverständnis kritisch und ohne Tabus zu hinterfragen. Als Musikschulleiter genügt es meiner Meinung nach beispielsweise nicht, eine Schule nur zu verwalten. Gefragt ist etwa die Fähigkeit, zukünftige gesellschaftliche und politische Trends zu antizipieren und zusammen mit dem Lehrkörper und den strategischen Organen Visionen, Ziele und Strategien zu entwickeln, um so die Musikschule zu befähigen, adäquat und schnell auf kommende Herausforderungen zu reagieren. Kurz gesagt: die Musikschule muss eine sogenannt «lernende Organisation» werden.
Wo sehen Sie Ihre berufliche Zukunft?
Ich möchte gerne hauptberuflich eine Musikschule leiten. Ich spiele auch mit dem Gedanken, noch eine Ausbildung als Mediator zu machen und mir so ein zusätzliches berufliches Standbein aufzubauen.
Ist man mit dem VMS-Diplom für eine Schulleiterlaufbahn optimal gerüstet?
Vom angebotenen Stoff her sicher. Obschon drei besuchte CAS für das Erlangen des VMS-Diploms genügen, bin ich der Meinung, dass die Absolvierung aller vier angebotenen CAS die Schulleiterausbildung ideal vervollständigt.
Schade fand ich einzig, dass die Semesterabschlussprüfungen jeweils ausschliesslich aus Gruppenarbeiten bestanden. Als Schulleiter kann man sich dann ja nicht hinter einer Gruppe verstecken…