Musikschule und Blockzeiten: VMBL sucht Zusammenarbeit mit Primarschulen 

KANTONALVERBÄNDE

27.12.2012
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Die Mitgliederversammlung des VMBL fand bei der "Konkurrenz", im neuen Zentrum einer privaten Musikschule in Liestal statt.

Musikschulen und Blockzeiten: VMBL sucht Zusammenarbeit mit Primarschulen

Harmos verlangt von den Primarschulen die Einführung von Blockzeiten und Tagestrukturen. Diese neuen Strukturen werden es den Musikschulen schwer machen, den Instrumentalunterricht zeitlich unterzubringen. An der Mitgliederversammlung der Basellandschaftlichen Musikschulen wurde ein Lösungsmodell diskutiert.

Niklaus Rüegg - Der Kanton Basel-Landschaft gilt in der ausserschulischen musikalischen Bildung in mehrfacher Hinsicht als beispielhaft. Seit einigen Jahren läuft das erfolgreiche kantonale Talentförderungsprogramm in Zusammenarbeit mit der baselstädtischen Musikschule. Bereits vor zehn Jahren fanden die Musikschulen Aufnahme ins kantonale Bildungsgesetz. Dieser damals pionierhafte Schritt soll jetzt vor dem Hintergrund des neuen Verfassungsartikels «Musikalische Bildung» in möglichst allen Schweizer Kantonen vollzogen werden. In der Frage nach einer optimalen Zusammenarbeit mit der Volksschule hinken die Baselbieter Musikschulen andern Kantonen aber noch hinterher.

Mobilität der Lehrperson
Jahrelang haben sich Musikschulen um zentrale Unterrichtsorte mit eigenen Schulzentren bemüht. Das Idealbild eines Musikschulzentrums, zu welchem sich die Schülerinnen und Schüler in ihrer Freizeit begeben, um ihren Instrumentalunterricht zu bekommen, wird wohl in Zukunft revidiert werden müssen. Musikschulzentren werden sich örtlich auf die Primarschulen ausrichten müssen und das dezentrale Arbeiten wird weiterhin einen guten Teil des Musiklehrerpensums bestimmen.
Auf Grund der Tagesstrukturen und Blockzeiten unter dem Harmos-Konkordat werden die Primarkinder keine Zeit mehr haben, zu einer entfernten Musikschule zu gelangen – zu stark sind sie in den Unterrichts- und Betreuungsplan innerhalb ihres Schulhauses eingebunden. Wenn also die Kinder nicht mehr in die Musikschule kommen, muss die Musikschule zu Kindern gehen.

Integration in die Stundentafel
Gabriela Meyer, Leiterin der Musikschule Zofingen, erläuterte das «Zofinger Modell», in welchem sowohl der Stellenwert des Instrumentalunterrichts als auch die Beschäftigungschancen der Lehrpersonen eine deutliche Verbesserung erfahren haben. An den Primarschulen Zofingen wurde vor sieben Jahren, nach anfänglichen Widerständen seitens des Stadtrats, das Blockzeitenmodell eingeführt. Die Musikschule wurde dabei in die Stundentafel integriert. Das Musikschulgebäude steht direkt neben dem grössten Primarschulhaus der Stadt. Ausserdem gibt es noch zwei weitere, etwas weiter weg gelegene Schulhäuser.
Der Schlüssel des Zofinger Modells liegt in der Aufteilung des Unterrichts in geleitetes Arbeiten und schülerzentrierte Aktivitäten. Auf den fünf Primarschulstufen ist jeder Morgen in geleitete Aktivitäten (2 Lektionen) und in schülerzentrierte Aktivitäten (2 Lektionen) unterteilt, wobei dieser Zyklus pro Schulstufe vertauscht wird (schülerzentrierte vor geleiteten Aktivitäten). Während in der geleiteten Phase Unterricht im «klassischen» Stil stattfindet, arbeiten die Schüler im schülerzentrierten Teil an ihren individuellen Lernprogrammen. Hier finden die Musikschüler ihre Zeitfenster für den Instrumentalunterricht.

Schicksalsfrage für Musikschulen
Der Instrumentalunterricht muss im selben Schulhaus oder mindestens in der selben Schulanlage stattfinden, weil dem Schüler die Zeit in der Pause reichen muss, um von einem Ort zum andern zu gelangen. Liegt die Musikschule dafür zu weit weg, muss sich die Musiklehrperson ins jeweilige Primarschulhaus begeben. Die Vorteile für die Musiklehrpersonen sind offensichtlich: Sie können auch ihre Vormittage mit Unterricht füllen und sind nicht mehr nur auf Randstunden angewiesen. Je grösser ihr Pensum, desto grösser ist auch die Chance, dass an einem Ort ein lückenloser Unterrichtsmorgen stattfinden kann. Die Sek I- und Sek II-Schülerschaft kann hingegen weiterhin in den Randstunden in der Musikschule unterrichtet werden.
In Zofingen ist das Blockzeitenmodell inzwischen so stark verankert, dass bei einem Schulhausneubau Unterrichtsräume für den Instrumentalunterricht von vorherein in die Planung mit einbezogen werden.
Das «Zofinger Modell» leuchtete den anwesenden Baselbieter Musikschulleitern als Lösung auch für ihren Kanton vollständig ein. Eine Integration des Instrumentalunterrichts in die Stundentafel, darüber war man sich einig, ist absolut zwingend und könnte sich gar zu einer Schicksalsfrage für die Musikschulen entwickeln. Wie meistens in solchen Dingen, steht auch hier die Frage nach der politischen Durchsetzbarkeit im Raum. Nach den guten Erfahrungen mit dem Instrument «Initiative» auf nationaler Ebene bietet sich ein solcher Weg auch im kantonalen Rahmen an.