Musikpolitischer Herbst / Winter 2021

Musikpolitischer Herbst / Winter 2021

01.11.2021

Der Schweizer Musikrat ist in der politischen Arbeit unverändert stark gefordert, etwa bezüglich der Verlängerung der Unterstützungsmassnahmen für die Kultur.

Nina Rindlisbacher (SMR) — Das Musikleben kann grundsätzlich wieder – allerdings unter Einschränkungen und Auflagen (z.B. Zertifikatspflicht) – stattfinden, was insbesondere auch dem grossen Engagement von den im Musiksektor Aktiven geschuldet ist, die sich für die Aufrechterhaltung des vielfältigen musikalischen Angebots einsetzen. Wer ein Konzert besucht, stellt fest, wie sehr das musikalische Live-Erlebnis den Menschen gefehlt hat.

Die Unwägbarkeiten der epidemiologischen Entwicklungen, die sich rasch ändernden Vorschriften und die damit einhergehende Planungsunsicherheit sind eine grosse Herausforderung für alle Bereiche des Musiklebens. Von einem Normalbetrieb kann noch keine Rede sein

Verlängerung der Unterstützungsmassnahmen

Das Parlament wird in der Wintersession u.a. über die Verlängerung der Unterstützungsmassnahmen für die Kultur entscheiden. Der Musiksektor braucht diese Verlängerung dringend:

Viele Musikschaffende haben immer noch einen Einkommenseinbruch zu beklagen, dies insbesondere auch infolge reduzierter Auftrittsmöglichkeiten (auch international).

Auflagen für Veranstaltungen wie z.B. Konzerte (Zertifikatspflicht etc.) sowie vielerorts erheblich reduziertes Publikumsaufkommen führen nach wie vor zu Mindereinnahmen und Mehrkosten.

Kulturelle Veranstaltungen wie beispielsweise Konzerte benötigen in aller Regel einen langen Planungsvorlauf. Welche Einschränkungen / Auflagen im Verlaufe des Jahres 2022 gelten werden, ist derzeit unklar, was aktuell zu grosser Planungsunsicherheit führt.

Die wirksamen Entschädigungs- und Unterstützmassnahmen (Art. 11 Covid-19-Gesetz) in Form von A-fonds-perdu-Beiträgen (Ausfallentschädigungen, Beiträge an Transformationsprojekte, Nothilfe für Kulturschaffende sowie Finanzhilfen für Vereine in der Laienkultur) sind deshalb unbedingt in der bewährten Form bis Ende 2022 aufrecht zu erhalten. Verlängert werden müssen auch der Corona-Erwerbsersatz für Selbstständige, die covid-spezifischen Anpassungen in der Kurzarbeit sowie der Schutzschirm für Publikumsanlässe.

Sollte der Normalbetrieb in der Kultur wider Erwarten schneller eintreffen, würden auch entsprechend weniger Gesuche eingehen bzw. gutgeheissen. Eine Verlängerung der Unterstützungs- und Entschädigungsmassnahmen ist also lediglich eine dringend benötigte finanzielle Absicherung, die dem Musiksektor das nötige Vertrauen in die Zukunft gibt.

Kulturstatistiken

Der Bund hat in den letzten Jahren einige Anstrengungen unternommen, die statistischen Grundlagen zur ökonomischen Bedeutung des Kultursektors zu verbessern.

Dennoch ist festzustellen, dass es leider nach wie vor keine umfassenden Daten zur gesamten Wertschöpfungskette des Musiksektors gibt. Die von Nationalrat Stefan Müller-Altermatt bereits 2019 eingereichte Motion mit dem Titel «Wertschöpfungskette des Musiksektors. Erhebung von verlässlichen statistischen Daten» wurde bedauerlicherweise zwischenzeitlich abgeschrieben, da sie nicht innerhalb von zwei Jahren im Rat behandelt wurde. Das Thema wird den Musikrat aber weiterhin beschäftigen.

Blick in die Nachbarländer: D-A-CH – Treffen in Wien

Der Schweizer Musikrat SMR traf sich im September mit dem Deutschen Musikrat DMR sowie dem Österreichischen Musikrat ÖMR zum alljährlichen Austausch, diesmal unter dem Titel «Neustart Musik! Gelingende Kulturpolitik der Jahre 2022-2025». Dabei zeigte sich, dass die Herausforderungen in den drei Ländern ähnlich sind. In einer gemeinsamen Medienmitteilung formulierten die drei Musikräte folgende Anliegen:

Verbesserung der sozialen Absicherung Musikschaffender;

Stärkung der musikalischen Bildung;

Absehen von Kürzungen resp. nach Möglichkeit sogar Erweiterung der ordentlichen staatlichen Kulturbudgets zwecks nachhaltiger Absicherung des Musiksektors.

Letztlich ist eine Investition in die Musik auch eine Investition in eine lebendige und vielfältige Zukunft.

Informationen:

> www.musikrat.ch