Unterhaltungsmusiker im SMV
Der SMV vereint seit hundert Jahren neben Mitgliedern der Schweizer Berufsorchester auch Unterhaltungsmusikerinnen und –musiker.
Seit seinen Anfängen betreut der SMV auch die Sparte Unterhaltungsmusik, auch wenn diese ursprünglich nicht genau dem entsprach, was wir heute gemeinhin darunter verstehen. Ab dem 19. Jahrhundert spielten kleine Ensembles in Kurhotels Walzer, Polkas und andere Gesellschaftstänze, um das wohlhabende Klientel zu unterhalten. Mit zum Repertoire zählten auch Auszüge aus Opern und Operetten. Ausserhalb der touristischen Saisons hatten die Musiker keine Arbeit. Hier waren die vom SMV und seinen Sektionen gestellten Vermittlungsbüros von Bedeutung. Die Lohnverhältnisse, soziale Sicherheit, Arbeitszeiten und Lebensverhältnisse waren damals durchaus prekär. Dank der konsequenten Gewerkschaftsarbeit des SMV erfuhren diese Verhältnisse zunehmende Verbesserung. Infolge der Wirtschaftskrise, welcher 1929 der Börsencrash vorausgegangen war, wurde 1934 die Schweizerische Fach- und Vermittlungsstelle für MusikerInnen (SFM) gegründet. Träger der SFM ist der SMV. Seit mehr als 80 Jahren vermittelt die SFM Unterhaltungsmusikerinnen und -musiker an Hotels, Bars, Cabarets und Dancings und steht ihnen wie den Arbeitgebern und den Verwaltungen beratend zur Seite.
Gilberte Werder ist die Kontaktperson für die Sparte Unterhaltungsmusik im SMV.
Wo lässt sich die Unterhaltungsmusik heute im SMV verorten? Und wie ist der SMV diesbezüglich mit der SFM verbunden?
Gilberte Werder : Ueber viele Jahre waren die U-Musiker in einer eigenen Sektion, der Ensemble-Sektion, zusammengeschlossen. Ausserdem bestand eine Kommission, aus vier Personen, die sich direkt für die U-Musiker und deren Probleme eingesetzt hat. Ein Mitglied dieser Kommission war gleichzeitig im Zentralvorstand, sodass immer eine direkte Verbindung zwischen SMV und den U-Musikern bestand. Die halbamtliche Agentur S F M wurde in all' den Jahren durch die ASCO (Arbeitgeber), den SMV (Arbeitnehmer) und das jeweilige Bundesamt (Biga, BfM, Seco) begleitet und durch regelmässige Sitzung unterstützt und beraten. Diese Zusammenarbeit war geprägt von intensivem Erfahrungs- und Gedankenaustausch. Die wertvollen Informationen aus der Praxis, durch SFM, ermöglichten stets eine optimale Beratung der Musiker.
Bedingt durch eine interne Reorganisation, wurde die Ensemble-Sektion aufgehoben und die U-Musiker den einzelnen Sektionen zugeteilt. Die regelmässigen Sitzungen (Verwaltungskommission und Aufsichtskommission) ermöglichten trotzdem eine gute Betreuung der U-Musiker. Meine Aufnahme in den Zentralvorstand, als Gast, garantierte weiterhin eine gute Zusammenarbeit.
Aus wirtschaftlichen Gründen musste das Seco die finanzielle Unterstützung der SFM aufheben. Nach vielen Sitzungen, Beratungen und grossem Einsatz aller Beteiligten konnte die SFM in die Privatwirtschaft als GmbH überführt werden. Frau Jüni, die viele Jahre bei SFM tätig war, hat die Geschäftsleitung übernommen. Der SMV steht aber weiterhin z.B. für Rechtsauskünfte zur Verfügung und mein regelmässiger tel. Kontakt mit Frau Jüni ermöglicht mir, Informationen und den Stand der Branche, mit all' den Problemen, in Erfahrung zu bringen. So ist es weiterhin möglich, die Mitglieder des SMV zu betreuen und bei Bedarf zu unterstützen. Die SFM GmbH erfüllt dank der jahrzehntelangen Erfahrung alle Voraussetzungen für eine effiziente und auch notwendige Beratung der U-Musiker.
Welches Repertoire fällt unter den Begriff der Unterhaltungsmusik?
Nach wie vor erfordert die Tätigkeit eines U-Musikers höchste Flexibilität, besonders in bezug auf das Repertoire. Je nach Engagement, Auftrittsort, Lokal oder Gäste wird ein breites Repertoire gewünscht, vom Marsch, Walzer, Wienerwalzer, Tango, Discofox bis Rock- und Pop-Musik. Ein mehrsprachiger Gesang ist eine Selbstverständlichkeit, wie auch beste Orchestereinrichtung mit modernster Technik. Die Erfüllung musikalischer Wünsche der Gäste ist immer zu empfehlen und sichert ein Re-Engagement.
Welche Leistungen bietet der SMV den Unterhaltungsmusikern? Und von wie vielen Personen werden sie in Anspruch genommen?
Wenn auch die Mitgliederzahl der U-Musiker leider sinkt, ist der SMV als Kontaktstelle immer eine zuverlässige Adresse und steht für Auskünfte und Hilfe jederzeit zur Verfügung. Meine Teilnahme an den ZV-Sitzungen ermöglicht mir immer, Probleme oder aktuelle Fragen zu thematisieren und einer Lösung zuzuführen. Die Zusammenarbeit ist gewährleistet.
Wie konnte der Richtlinientarif verhandelt werden und worin liegt seine Bedeutung?
Der Richtlinientarif wird von SFM zu 100 % angewendet und dürfte sich auf die Erfolgsquote nicht nachteilig auswirken. Hingegen ist es nicht möglich, die Gagen-Situation gesamtschweizerisch zu beurteilen. Einerseits agieren noch andere Agenturen und anderseits kommt es immer wieder vor, dass Direktionen Engagement-Verträge direkt mit den Musikern abschliessen. In diesem Fall kann SFM die Bedingungen nicht in Erfahrung bringen.
Wie liesse sich die derzeitige Situation der Unterhaltungsmusikerinnen und -musiker beschreiben?
Die wirtschaftliche Lage wirkt sich leider nicht sehr positiv auf die U-Musiker-Branche aus, indem z.B. verschiedene Direktionen die Engagements auf Samstag/Sonntag reduzieren. Ausserdem ist das Generationen-Problem spürbar, verschiedene Betriebe haben grosse Mühe, Nachfolger zu finden, sodass - im schlechtesten Fall - ein Unternehmen geschlossen werden muss und damit wieder ein Arbeitsplatz für Musiker verloren geht.