Es ist vollbracht
Am 28. März wurde der neue GAV des Sinfonie Orchesters Biel Solothurn unterzeichnet.
Diese Worte assoziiert ein Musiker in erster Linie mit Bach und Haydn, möglicherweise auch mit Heinrich Schütz, Charles Gounod oder Sofia Gubaidulina – wohl kaum jedoch mit einem Gesamtarbeitsvertrag. Und doch sind sie diesbezüglich gar nicht so abwegig: Die Unterzeichnung des neuen GAV für das Sinfonie Orchester Biel Solothurn am 28. März dürfte für alle Beteiligten ein Gefühl der Erlösung mit sich gebracht haben, zumindest der Erleichterung, denn die Verhandlungen erstreckten sich über einen Zeitraum von weit über zehn Jahren. Der frühere GAV wurde noch im letzten Jahrtausend unterzeichnet, genauer 1998. Er entsprach längt nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben und musste in vieler Hinsicht grundlegend revidiert werden.
Der Bestrebung, den neuen GAV des 54 Planstellen umfassenden SOBS den Gesamtarbeitsverträgen der anderen schweizerischen Berufsorchester anzupassen, ist man weitestgehend nachgekommen. Musikerinnen und Musiker des Orchesters, SMV, TOBS-Direktion und Stiftungsrat zeigten sich anlässlich einer internen Feier im Bieler Kongresshaus, dem Wahrzeichen des modernen Biel, das zugleich Spielstätte des Orchesters ist, offenkundig erfreut darüber, dass die jahrelangen Verhandlungen zu einem Vertrag geführt haben, der in gegenseitigem Einvernehmen unterzeichnet werden konnte. Die Freude über die erfolgte Übereinkunft, so SMV-Sektionspräsident Beda Mast während der Feierlichkeit, dürfe durchaus etwas größer sein als bei einem «gewöhnlichen» GAV-Abschluss. Denn seien Schwierigkeiten und Hindernisse zu überwinden gewesen, die allen Beteiligten großes Engagement und Durchhaltevermögen abverlangten.
Beda Mast blickte in seiner Ansprache auf die jahrelangen Verhandlungen zurück: «Mit dem Inkrafttreten des ArG im Jahr 2000 waren in allen Schweizer Berufsorchestern Anpassungen an den GAV erforderlich. Bei uns in Biel war es jedoch mit kleinen Änderungen nicht getan. Im Herbst 2005 beschloss der Stiftungsrat zusammen mit den Vertretern des Orchesters, einen von Grund auf neuen GAV zu entwerfen, der die geänderten gesetzlichen Vorgaben und die betrieblichen Bedürfnisse berücksichtigt. Die eigentliche Entwurfsarbeit leisteten sodann der vormalige Verwaltungsdirektor Dominik Aebi, mein ehemaliger Orchesterkollege Paul Gössi, das ehemalige Stiftungsratsmitglied Pierre Weber und ich. Es entstanden in ihrer Urform der GAV und alle Reglemente, die heute unterzeichnet werden. Der erste Entwurf wurde dann allerdings im Sommer 2008 vom Stiftungsrat abgelehnt, vorwiegend aus Gründen der finanziellen Schwierigkeiten der SOB und der Unsicherheit über die zukünftigen Strukturen und Aufgaben des Sinfonieorchesters. Es folgten dann schwierige Jahre, in denen der Betrieb neu strukturiert und letztendlich mit dem Theater fusioniert wurde. Es fanden zwar dutzende Verhandlungssitzungen statt, jedoch ohne Erfolg.
Erst mit dem Wirken des neuen Stiftungsrates TOBS und dem neuen Intendanten Dieter Kaegi konnten die Verhandlungen wieder sachlich vorangetrieben und der GAV fertig gestellt werden.» Der Vertrag tritt am 1. Juli in Kraft. Er sei auch als Indiz für ein gutes partnerschaftliches Klima zwischen Stiftungsrat, Direktion und Orchester zu verstehen.
1969 gegründet, ist das Sinfonie Orchester Biel Solothurn fest in der schweizerischen Kulturszene verankert. Etliche Gastspiele im Rahmen der Basler Martinů Festtage, des Musikfestival Bern und Murten Classics wären in diesem Zusammenhang zu nennen, zudem war es wiederholt in Österreich zu erleben, u.a. beim Feldkirch Festival. Im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit des Sinfonieorchesters stehen eigene Konzertreihen in Biel und seit der Spielzeit 2012/13 auch in Solothurn. Des Weiteren überzeugt das Orchester in Opern- und Musiktheaterproduktionen des Theaters Biel Solothurn. Nicht zuletzt dank der direkten Nachbarschaft zum Schweizer Opernstudio in der Bieler Altstadt und einer Zusammenarbeit mit der Stiftung SON dient das Orchester zudem als Plattform für herausragende Nachwuchsmusikerinnen und –musiker. Solisten wie Albrecht Meyer, Rudolf Buchbinder, Renaud und Gautier Capuçon sowie Chris-tophe Desjardins gastierten mit dem Orchester. An dessen Pult standen u.a. Heinz Holliger, Hans Urbanek, Milan Horvat und Gábor Takács-Nagy. Seit der Spielzeit 2012/13 wird das Orchester von Kaspar Zehnder geleitet.