
Das Jahrestreffen der Schweizer Jazzszene – ein Netzwerk der Netzwerke
Am letzten Februarwochenende 2022 finden zum ersten Mal die Swiss Jazz Days statt – ein Jahrestreffen der Schweizer Jazzszene. Während zwei Tagen sollen sich Teilnehmer*innen mit aktuellen Themen der nationalen und internationalen Musikbranche auseinandersetzen. Doch wieso braucht es einen solchen Anlass überhaupt? Ist es noch zeitgemäss, in Sparten zu denken und von der Schweizer Jazzszene zu sprechen?
Laut den Swiss Jazz Days wird auch von ihrer Seite das teilweise Verschwinden der Musiksparten begrüsst. Trotzdem sei man überzeugt, dass es viele gemeinsame Themen gibt in der Jazzszene, die sich von der Popmusik und der klassischen oder zeitgenössischen Musik unterscheiden. Simon Petermann, der die Swiss Jazz Days zusammen mit Christoph Jenny initiiert hat, sieht die Situation aus zwei verschiedenen Perspektiven und meint: Es brauche auf jeden Fall beides. Einerseits die horizontale Vernetzung der Musikschaffenden, quer durch alle Sparten, egal, ob Pop/Rock, Jazz oder zeitgenössische Musik. Andererseits aber auch die vertikale Vernetzung mit all jenen Menschen, die hauptsächlich im Jazz unterwegs sind. Dies betreffe dann eben nicht nur Musiker*innen, sondern auch Booker*innen, Manager*innen, Tontechniker*innen und, und, und.
Um sich verbinden zu können, muss man sich der eigenen Identität sicher sein
Ein Ziel der Swiss Jazz Days ist zudem, dass der Schweizer Jazz eine bessere gesellschaftliche Wahrnehmung erfährt. Denn: «Wenn man die eigene Identität stärken kann, kann man sich anschliessend auch mit anderen verbinden und das Feld erweitern», ist Simon Petermann überzeugt. Es sei vor allem wichtig, dass die Schweizer Jazzszene als Kulturzweig zu einer verbesserten Selbstwahrnehmung finde. Erst wenn die Szene selbst weiss, wer oder was sie ist, und was sie tun will, könne man auch einfacher über die Szene heraus kommunizieren.
Ein Netzwerk der Netzwerke – und Hilfestellungen für Problemlösungen
Die Swiss Jazz Days sollen sich laut Petermann also zu einem Netzwerk der Netzwerke entwickeln. Es soll ein Gefühl der Gemeinschaft entstehen, die Teilnehmer*innen sollen mit dem Gefühl nach Hause gehen, dass sie ihresgleichen getroffen haben, «likeminded people», wie er es nennt. Und je mehr likeminded people sich treffen, desto höher ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass man auch vom gegenseitigen Austausch profitieren kann. So erklärt Simon Petermann abschliessend: «Mein grösstes Problem hat ziemlich sicher schon mal jemand in der Schweiz gelöst. Wenn ich diese Person treffen könnte, wäre die entsprechende Lösung auch für mich viel greifbarer. Und die Wahrscheinlichkeit, diese Person zu treffen, wächst mit einem solchen jährlichen Anlass.» Ein schöner Gedanke: ein jährlicher Anlass, der also als übergreifendes Netzwerk der Netzwerke dienen soll, aber auch als Möglichkeit, einerseits individuelle Lösungswege zu finden, andererseits die kollektive Identität der Jazzszene Schweiz zu stärken.