Frauen* in der Musikbranche – Quote jetzt?!

Frauen* in der Musikbranche – Quote jetzt?!

Yvonne Meyer – Helvetiarockt, 27.10.2021

Bis anhin fehlte eine statistische Grundlage, wie viele Frauen* in der Musik tatsächlich tätig sind. Sei dies auf oder hinter der Bühne und in welchen Positionen. Im Juni dieses Jahres wurde nun die Vorstudie «Geschlechterverhältnisse in Schweizer Kulturbetrieben» vom Zentrum Gender Studies der Universität Basel im Auftrag der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und des CSR veröffentlicht: Klar ersichtlich ist, dass die Schweizer Musikbranche nach wie vor von Männern* dominiert wird. Auch im Vergleich zu den anderen Sparten Performing Arts, Visuelle Künste und Literatur platziert sich die Musikbranche meist als Schlusslicht. Die Musik hat als einzige Sparte fast durchgängig Zahlen deutlich unter 40 %.

Die Zahlen zeigen: Es ist definitiv Zeit zu handeln und Quoten als Werkzeug einzuführen. Quoten dienen als Messkriterium auf dem Weg zur Gleichstellung: Quoten in Strukturen von Teams, Vorständen, Juries, Kollektiven, Förderstellen und in der Bildung. Sobald eine Quote zur Anwendung kommt, werden klare Ziele gesetzt, es wird gezählt und es werden Mass-nahmen entwickelt, um die Quote zu erreichen. Auch eine Musikerin sagte unlängst: «Ich bin stolz eine Quotenfrau zu sein. Wir müssen jetzt etwas verändern und bewegen. Und Vorbilder schaffen. So bin ich ein Vorbild.»

Doch wie erklären wir uns diesen tiefen Frauen*anteil überhaupt?
Es gibt zu wenige fassbare Vorbilder für Frauen*. Frauen* wird früh vermittelt, dass die Musikwelt nichts für sie ist. Die unsichere Einkommenslage, die unregelmässigen Arbeitszeiten, um es mit einer erwarteten Elternschaft zu vereinbaren sind weitere mögliche Gründe. Wagen sie es trotzdem, sind sie stets von männlich sozialisierten Menschen umgeben, müssen sich in deren System nach deren Regeln durchsetzen. Helvetiarockt ist überzeugt: Wenn ein Geschlecht in einer Branche oder einem Thema eine Minderheit darstellt, braucht es aktives Engagement von allen, um den Chancenausgleich zu schaffen. Dazu gehört der Einbezug der unterrepräsentierten Gruppen, die Reflexion über eingesessene Struk-turen und die Entwicklung von konkreten Massnahmen. Denn letztendlich definiert nicht das Geschlecht, ob jemand per se in einer Tätigkeit gut oder schlecht ist.

Helvetiarockt kämpft seit 10 Jahren für mehr Gleichstellung
Mit Workshops von und für Frauen* werden bei Helvetiarockt musikinteressierte Menschen bereits im jungen Alter empowert, ihren Platz einzunehmen. Mit der digitalen Musikplattform «musicdirectory.ch» hatte Helvetiarockt schon im Herbst gezeigt, wie viele Frauen, inter, trans und non-binäre Menschen es gibt, die in der Musikbranche aktiv sind und sein wollen. Auf musicdirectory.ch kann jeder Verband, jedes Festival, jedes Kulturhaus, jede Jury kompetente Menschen für ihre Vakanzen finden. Auch die Diversity Roadmap setzt an den Wurzeln an. Sie liefert Empfehlungen und mögliche Massnahmen, für ein diverses Programm, Strukturen, Kommunikation, und Infrastruktur sowie Interventionsmassnahmen gegen sexualisierte Gewalt. Die Diversity Roadmap ist ein Sensibilisierungs- und Reflexionsinstrument. Sie zeigt verschiedene Wege auf, mehr Diversität in die Musikbranche zu bringen – sowohl auf als auch hinter den Bühnen.

Wie geht es weiter?
Es braucht das aktive Engagement aller Akteur*innen in der Musikbranche, um einen nach-haltigen Veränderungsprozess einzuleiten. Die Sensibilisierung und die Reflexion sind erste Schritte, um auf eine Handlungsebene zu gelangen. Der Diskurs ist weiterzuverfolgen und zu führen. Missstände sollen aufgezeigt werden, ebenso Best-Practice-Beispiele. Helvetiarockt bleibt dran, sensibilisiert, vernetzt, empowert, fördert und fordert ein. Aber es braucht uns alle, damit künftig alle die gleichen Chancen haben. Egal welches Geschlecht, welches Alter, welche Herkunft, welche körperliche Verfassung oder welche sexuelle Orientierung. Wir sind alles Menschen mit gleichen Rechten aber unterschiedlichen Ausgangslagen!

SONART - Musikschaffende Schweiz

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Michael Kaufmann

Vorstand
Lukas Frei, Ursina Giger, Marianne Schuppe, Mathias Steinauer, Christophe Studer, Camille Sublet, Christoph Trummer, Marcel Vaid, Céline-Giulia Voser

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David Michaud, Administration und Kommunikation Romandie
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Über Helvetiarockt

 Helvetiarockt ist die Schweizer Koordinationsstelle und Vernetzungsplattform für Musikerinnen* im Jazz, Pop und Rock. Seit 2009 macht sich der Verein für eine signifikante Erhöhung des Frauen*anteils in der Schweizer Musikbranche stark. Mit den verschiedenen Angeboten für junge Frauen* wird ein niederschwelliger Zugang zur Musik geschaffen und gefördert und professionelle Künstlerinnen* werden vernetzt, sowie die Branche sensibilisiert. Hel-vetiarockt fordert eine angemessene Sichtbarkeit und Anerkennung von Frauen*, gender-ausgeglichene Line-Ups, Teams und Gremien.