Variationen zu Musik und Bildung von Daniel Fueter  
Fueters Haus- und Lebensregeln

Fueters Haus- und Lebensregeln

Jakob Knaus, 27.04.2022

In seiner «Musikalischen Hausapotheke» nimmt Daniel Fueter Bezug auf Robert Schumanns «Haus- und Lebensregeln» und formuliert solche für die heutige Zeit.

Die auf der Titelseite bezeugte «Hommage an Robert Schumann» gilt nicht der Sorge um dessen Musik, die vergessen gehen könnte, sondern um das Nachfolgepublikum in den Konzertsälen und den Kammermusikzimmern heute. In vierzehn Texten – aufgeteilt in zwölf Kapitel für die Monate sowie Auftakt und Coda – bündelt der Komponist, Musikdozent und Klavierbegleiter Daniel Fueter seine Argumente, um mit neu gedachter Musikausbildung bei jungen Leuten, die in die digitale Welt hereingeboren wurden, das Interesse für Musik zu wecken; nicht nur für die sogenannt «klassische», sondern für alles Klingende, was nach einer vertiefteren Beschäftigung verlangt. Es sind meist Ansprachen, die er an ein unterschiedliches, aber immer musiknahes Publikum zwischen 2008 und 2019 gerichtet hat.

In immer neuen Anläufen setzt er sich, von Schumanns Musikalischen Haus- und Lebensregeln ausgehend, mit der aktuellen Musikerziehung auseinander, mit dem Einzel- oder Gruppenunterricht, mit dem Improvisieren, mit der Hochschulreform, mit dem Zusammenleben im Allgemeinen und der Formung der Individualität im Speziellen. Mit der eigenen Erfahrung als Dozent für Liedbegleitung eng verbundene Aufrufe würzt er oft mit überraschenden Quervergleichen zum wirtschaftlichen Denken und ermuntert die Lehrpersonen dazu, weiterhin die Freude an und mit der Musik als Beruf und Berufung zu betrachten: «Es ist ein Privileg, die Begeisterung für Musik unter vier – oder eben – sechs Augen zu teilen, Erfahrungen anzubieten und gerade im Alter den Kontakt auch mit Jüngeren aufrechtzuerhalten.» Er erinnert aber mit Blick auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts auch daran, dass die kulturelle Elite nicht vor Barbarei gefeit sei, und warnt davor, dass Erziehung ohne Kunst und Kultur nur zu ausgebildeten, nicht aber zu gebildeten Menschen führe. Es gelingt ihm immer wieder, mit Schumanns Hausapotheke kurzzuschliessen, indem er deren «Lebensregeln» auch als gültige Verhaltensregeln für das Zusammenleben in der heutigen, wohl viel komplexeren Welt propagiert.

Image

Daniel Fueter: Musikalische Hausapotheke. Variationen zu Musik und Bildung – Eine Hommage an Robert Schumann, 258 S., Fr. 34.00, rüffer & rub, Zürich 2021, ISBN 978-3-906304-82-3

 

 


Kommentare

* Pflichtfelder

Neuer Kommentar
Ihr Beitrag wird nach redaktioneller Prüfung veröffentlicht.

Rezensionen finden

Die deutschsprachigen Buchrezensionen ab Januar 2013 sind hier gesammelt.

Buchrezensionen bis Dezember 2012 finden Sie über das Printarchiv unter dem Suchbegriff «Neuerscheinungen Bücher und Noten». Über die Suchfunktion hier auf der Seite können Sie gezielt nach Autoren oder Schlagwörtern suchen. (Nur einen einzelnen Begriff eingeben, z. B. nur den Nachnamen.)

Weitere Buchrezensionen

Rezensionen

Die deutschsprachigen Rezensionen ab Januar 2013 sind hier gesammelt.

Über die Suchfunktion auf dieser Seite können Sie gezielt nach Autoren oder Schlagwörtern suchen (nur einen einzelnen Begriff eingeben, z. B. nur den Nachnamen).

Rezensionen bis Dezember 2012 finden Sie über das Printarchiv unter dem Suchbegriff «Neuerscheinungen Bücher und Noten» oder einem spezifischen Schlagwort.

Rezensionen auf Französisch.